II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1508

Liebelei
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Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 305
BERLIN N4
Ausschnitt aus:
Hamburger Echo
11. Kpril 1927
Liebelei.
Kur- Saal. — Reform - Lichtspiele.
Ein Film nach dem gleichnamigen Schauspiel von Arthur
Schnitzler. Die
Regisseure J. und k. Zelnitz haben
amertre
et ein harmonisch abgestimmtes Filmspiel
hergestellt. Der Schwerpunkt des Schnitzlerschen Stückes, die
eigentliche seelische Problemstellung, ist allerdings verlegt worden.
Schnitzlers „Liebesei ist ein Vorwurf. Schnitzler erhebt in seinem
Stück Anklage gegen die Unterschätzung, mit der die Liebeskraft
und der Liebeswert des jungen, sogenannten „süßen Mädels“
illegaler Verhältnisse zumeist gewerket wird. In Schnitzlers
Stück geht die Unterschätzung solcher „Liebelei“ so weit, daß das
junge Mädel Duell und Tod ihres Geliebten erft durch den
Zufall erfährt. Die besten Freunde ihres Geliebten hielten es
chi für nötig, sie einzuweihen, noch ihr Mitteilung von seinem
zu machen. An ihre Liebe dachte niemand, die doch so
ß ist, daß sie ohne diese Liebe nicht leben kann und nun
freiwillig aus dem Leben scheidet.
Dieser Film nun lehnt sich an Sloff und Handlung des
Stückes genau an; nur die Bedeutung ist verschoben. Es scheint,
aß es dem Film überhaupt noch vorenthalten ist, kompliziertere
me im Bilde auf die Leinwand zu bannen. Lubitsch gelingt
chmal. In dem Film „Liebelel“ werden aus Sorgfalt,
chonen, dem jungen Mädchen Christine die Gefahren,
eunde drohen, nicht mitgeteilt. Damit verliett das
sellschaftskritische Resonanz, wird ein mehr oder
rival
inzelfall. Kurz: die Schnitzlersche,
inte fehlt. Aber was übrig bleibt, ist dennoch
spiel. In Evelyn Holt, die die
er deutsche Film eine begabte Naive von
lusdruckskraft. Mit der mondänen Frau
weniger ansprechend gesegnet. Zumeist
en wi
ivian Gibson in dieser Rolle, die
gen Dämo
ie auszustatten pflegt. Mondaine
mit viel Anmut und natürlichem
en is
Vivian Gibson, die man sich jetzt viel
eln sieht, besitzt beides nicht. Ihre Dar¬
auen mondainer Lebenshaltung
hmack. Der ausländische, der
ken
kyp nicht. Dafür ver¬
es auch, bei
elegenheit und Ungelegenheit
n in Dessous zu präse
ren. Mit solchen pikank sein
sollenden und verflachenden Mätzchen sollte die deutsche Film¬
kunst endlich auch nicht mehr operieren. Das hat auch z.
dieser Film, der ein fesselnder Spielfilm ist, durchaus nicht nötig.
E. G. 2

Dr. Max Goldschmide
dus für Teitungenerhuin,

BERLIN N 4
Teleion: Morden a0s)
Aliederschlestscher Anzeiger
ngren I. Mais927
Mitteilungen der Lichtspielbühnen.
Primuspalast. Arthur Schnitzlers berühmtes
Schauspiel „Liebelei“ ist über ahe Bühnen Deutsch¬
lands gegangen, es wurde auch im Stadttheater
in Glogau gegeben, und überall hat es die größten
Erfolge erzielt. Wen wird das Werk als Film
nicht ebenso stark interessieren? Tief erschüttert
jeden der Leidensweg der armen, kleinen Christine
Weyring — und doch müssen so viele den Weg
gehen! Das aber ist der tiefe Sinn dieses großen
Werkes: „Ihr sollt nicht spielen und tändeln mit
dem Heiligsten das euch gegeben wurde — mit der
Liebe! Anter den darstellerischen Leistungen, die
ausnahmslos eine solide Grundlage haben, über¬
rascht die ergreisende Verkörperung der Christine
durch Evelyn Holt. Die junge Darstellerin schafft
mit ihrer kindhaft natürlichen, an das Herz rühren¬
den Ausdrucksweise gleichsam ein Arbild der
Christinencharaktere. — Das menschlich=mitleid¬
erregende der „Liebelei“ findet seinen Ausgleich
in dem heiteren Eindruck der „Venus im Frack“,
einem recht kurzweiligem Film. Bajdas Manus¬
kript kokettiert mit der amerikanischen Gesellschafts¬
komödie. Sein Thema lautet: „Das Frauenideal
unserer Zeit". Der Titel drängt ganz von selbst
die Darsteller in den Vordergrund, die durchweg
auf der Höhe sind. Mar Hansen z. B. läßt sich
zu aller Vergnügen ausspielen. Man muß es
direkt beobachten, wie er die Lacher auf seine
Seite zieht — als falscher Arzt, der den Patien¬
ten untersucht, indem er ihn beinahe zu Tode
kitzelt, als zürnender Hausgott mit der Küchen=
schürze, als besorgter Dapa — jede Bewegung
ein Lacherfolg.