II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1509

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Dr. Max Goldschmidt

Bürn für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BBRLIN N 4

Ausschnitt ans:
Vogtlämdischer Anzeiger, Plauen
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Filmecke.
Wintergarten=Lichtspiele.
„Liebelei“ von Arthar Schninler.—
Das Stück, das so unzählige Maie auf der
Bühne in seiner bittersüßen Innigkeit und Tragik
die Herzen gerührt und die Gemüter erschüttert hat,
da darin eestes Wienertum ausgemünzt ist: es übt
auch in der Verfilmung eine tiefe, ergreifende, un¬
widerstehliche Wirkung aus. Alles, was im Schau¬
spiel Schnitzlers nur Andeutung ist, was im Hinter¬
grunde schlummert und dämmert, das ist von den
beiden Film=Autoren Juttke und Klaren betont in
die klare Handlung verwoben und in den Vorder¬
grund gerückt. [Der Sinn des Schauspiels hat im
Film noch eine Vertiefung und Bereicherung durch
allerlei prachtvoll gelungenes Szenen= und Episoden¬
Beiwerk erfahren. Es wurde ein Drama komponiert,
das klar im Aufbau ist, das erkennen läßt, welche
erzittern machende Tragödien sich aus dem Spiel
mit der Liebe gleichsam aus dem Nichts, entwickeln
können. Im Mittelpunkte steht der unausgeglichene
wankelmütige Wiener, als Gegenstück zum „süßen
Mädel“ der „süße Junge“, ein pendelnder, tändeln¬
der Nichtstuer ein leichtsinniger Melancholiker von
der Art Anatols, dessen Lebensinhalt aus einer
Kette von Liebeleien, reichten Liebesepisoden, besteht.)
Natur und reiche Innenausstattungen umweben
sinnig=innig den zarten Liebesgarten, den schließlich
der kalte Tod grausam zertrampelt. Dann ist da das
zarte schlichte Mädel ans dem Volke, eine tragische
sanfte Gestalt wie die Musikustochter Luise Millerin,
und die mondäne, gewissenlose Frau, das spielende,
sinnlich=gierige Kätzchen. In diesem Dreieck spielt
sich hauptsächsich das Drama ab, das von Louis
Lerch (Fritz Lobheimer), Evelyne Holt (Christine),
Vivian Gibson (Doris), dann Robert Scholz
(Bankier Velten), Henry Stuart, Hilde Maroff,
Jaro Fürth und Karl Platen stark und ehrlich¬
schlicht gestaltet wird und tränenvolle Ergriffenheit
auslöst.
Außer diesem Hauptfilm bringt das Bei¬
programm drei weitere Filme: Die Trianon¬
Woche berichtet im Bild vom Neuesten, u. a. vom
Stahlhelmtag, vom Tenniskampf Tilden—Froitzheim
usw.; Monty Banks stellt in Biarritz „ganz tolle
Kisten“ an, und ein Naturfreund macht uns mit
Kröten, Käfern, Schnecken und anderem Getier
bekannt.
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Pressevorführung von Schnitzlers
bbringt:
„Liebelei“.
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Dieser Versuch kann mit ruhigem
Konsti¬
Gewissen als mißlungen bezeichnet werden.
indischen
Auch wenn man von dem literarischen Vor¬
wurde
bild nicht begeistert ist und es heute bereits
Ehren¬
als unerträglich empfindet, muß die Meta¬
lls Vor¬
fräsident
morphose zum Film als mißglückt erklärt
1d) ge¬
werden. Aus dem leichten Hauch von
riben am
Melancholie und Leichtsinn, der über dem
Schauspiel schwebt, wurde dicke, tropfende
Sentimentalität. Die Vergröberung geht
weit über die Grenzen der für den Fisa¬
notwendigen stärkeren Effekte hinaus. Aus
der „Liebelei“ wurde eine Eifersuchts¬
tragödie, wobei aus der meisterlichen
logie
Episodenfigur des
„fremden Herrn“ ein
blindwütender, lächerlicher Othello wird.
Naße
Die beim Film zum Vorurteil gewordene
arden
Eleganz des Milieus steigert die Unwahr¬
scheinlichkeit der an und für sich unwahr¬
verde
scheinlichen Vorgänge. Die Konflikte, die
Erd¬
sich aus dem Problem ergeben, auf welche
ehen,
Weise ein junger Mann sein Taschengeld
frecht
verausgaben soll, sind heute ganz uninter¬
essant und man glaubt sie nicht, wenn da¬
je der
zu die Frauen Etonköpfe tragen. Auch daß
irischer
wegen eines fleinen Ehebruches sich die
religiö¬
Beteiligten, mit Zylinderhüten auf dem
wert.
Kopf, duellieren, erscheint heute als das
„Be¬
Betragen zweier Sonderlinge. Unleidlich
aber wird die Geschichte, als das Abschied¬
zur in
sofern
nehmen vor dem Tode des einen Duellan¬
der
ten kein Ende nimmt und die große Liebe
des kleinen Mädchens zur weinerlichen
kommt
Idylle zu werden droht. Dieses kleine
ium der
weitere
Mädchen spielt der neueste deutsche Film¬
star, Evelyn Holt, mit vielem Augenauf¬
k über¬
: die
schlag und penetranter Jungfräulichkeit.
Die übrige Darsiellung ist breitestes Mittel¬
evöl¬
maß, wie auch der ganze Film in Technik
ferungs¬
und Konzeption. Zwischen Literatur und
den sich
Film ist hier kein Weg gefunden worden.
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