II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1596

Liebelei
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Fragment eines Briefes.
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Mitgeteilt von Fritz Telmann.
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Namen geben, auch Geld, soweit eins da
IIr.
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ist, aber nur um Gotteswillen die Herr¬
„ Ich bin also, wie Du, lieber Matthias,
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schaften nicht wichtiger nehmen, als sie sind,
aus den gewissen Zeitungen erfahren haben
wirst, mit Frau und Kindern, die sich brillant
und ihnen ein Relief geben dadurch, daß
erholt haben, wieder glücklich in Wien. Du
man zeigt, daß man sich vor ihnen fürchtet.
Ubrigens hat mir Lueger neulich versichert,
weißt, daß ich es nicht liebe, den Fasching

man könne ganz gut wieder ein paar Jahre
hier zu verbringen. Man wird da zu den

mit dem § 14 regieren und Alois Liechten¬
Repräsentationspflichten entweder zu viel
stein, der auch, wie Du weißt, für die Ok¬
herangezogen oder zu wenig, was beides
troyierung einer Geschäftsordnung ist, meint
gleich unangenehm ist. Hier leider alles im
sogar, es werde notwendig sein.
gleichen. Das Ruhebedürfnis der älteren
Herren siegt noch immer über die Staats¬
A propos, Du hast wohl gelesen, daß der
Herr Pernerstorfer einen Besuch abgestattet
notwendigkeiten. Dagegen zind Ahrenthal,

hat. Derselbe Herr, der seinerzeit im Par¬
Konrad und ich vorläufig noch machtlos.
lament so schöne Raubersg’schichten zu er¬
Ubereinstimmend wird mir von den Militärs

zahlen gewußt hat. Gemütsmensch, was?
versichert, daß eine so schöne Gelegenheit,
Der Onkel hat wirklich recht, wenn er sagt: :
über Rußland herzufallen, für uns so bald
Zuletzt kommt ja doch jeder zu Besuch, man
nicht wieder kommen wird. Das Heer sei
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von den Revolutionären vollkommen des¬
muß nur ruhig darauf warten. Die Herren
Führer der Sozialdemokraten sehen eben
organisiert, die Staatskassen erschöpft u. s. w.
ein, daß alle revolutionären Absichten an
Aber was willst Du machen, wenn man die
dem gesunden Sinne der österreichischen
Herren nicht einmal zu der, meiner Ansicht
Bevölkerung scheitern. So war es immer
nach unausweichlichen Strafexpedition gegen
und so wird es mit Gottes und der Kirche
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Hilfe allezeit bleiben. Ist auch eigentlich in
nur kein Blutvergießen, wobei man aber
dem famosen 48er Jahre nicht anders ge¬
immer vergißt, daß ohne Blut und Eisen
wesen: Die Führer waren damals fast aus¬
ein, wodurch wollen wir nicht untersuchen,
schließlich Ausländer und andere Leute.
heruntergekommener Staat nicht wirksam
Neulich mit meiner Frau im Volks¬
regeneriert werden kann, was der mir im
theater. Man gab „Liebelei“, eine fade Liebes¬
übrigen wenig sympathische Protestant von
geschichte von einem sentimentalen Herrn
Bismarck des öftern richtig betont hat.
und einem Mädchen aus dem Volke, wo
Enfin, man muß froh sein, daß wir ange¬
sie schließlich ins Wasser geht und er sehr
sichts der Kriegsgefahr wenigstens die drin¬
unglücklich ist. No, hätt’ er sich halt nix
gendsten Bedürfnisse für die Armee sicher¬
ang'fangen. Der Verfasser ist ein gewisser
stellen konnten. Was man sonst in jahre¬
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Schnitzler, der früher einmal Oberarzt in
langem Kampfe den Delegationen abbetteln
der Reserve war, aber seitdem nichts Rechtes
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mußte, das haben wir jetzt ganz einfach uns
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geleistet haben soll. Dann, von demselben
selbst bewilligt: Ergänzung der Feldartillerie,
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Verfasser, noch ein Stück, „Komtesse Mizzi“, ;
Schwarzlosegewehr, neue Felduniformen
wo der Adel in der infamsten Weise herunter¬
u. s. f. Hinterher können sie ja doch nicht


gerissen wird. Da sieht man, was diese ganze
gut nein sagen. Und sollten sie’s dennoch,
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Theaterzensur wert ist. Dann waren wir
so schickt man sie einfach nach Hause. Ich
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noch im Burgtheater: „Griselda“ von Haupt¬
bin durchaus nicht dafür, daß man mit den

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mann. Modern und scheußlich. Ich habe es
Herren Advokaten, die von der Volksver¬
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dem Direktor Schlenther auch gesagt, der
hetzung leben, zu viel Umstände machen
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hat aber gemeint, man müsse dem Geschmack
soll. Wenn s’ einen Titel oder Orden haben

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des Publikums gewisse Konzessionen
wollen, so soll man's ihnen in Gottes
machen, was ich nicht ganz richtig finde.
* Siehe Nr. 8.
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