II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1607

Liebelei
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8. Mamt maad
Seite 6
Sonntag
Neues Wiener Journal
4.
it schlichen, vielicht doch eine Urt von geheiner Rotwendigteit „Schin
Wesen des, Burgtheaters.
darstellt, läßt sich vom Außensiehenden nicht ergründen.
erinnern. Di
Aus Gespräche mit
Weiters und vor allem kommt das Burgtheater aber zu theaters wurde
Schaden, weil es aus den verschiedensten Gründen gerade in dem von Schauspie
Artur Schnitzler.
für ein Theater wichtigsten Belang, im Engagieren und damit allererstklassig.
Artur Schnitzler liebt es durchaus nicht, sich für die
auch Bezahlen erster schauspielerischer Kräfte sparen muß. Aber einigen sehr
Oeffentlichkeit zu „erinnern". Obwohl niemand geistvoller,
schon an sich kommt ihm sein künstlerischer Apparat teurer als der Zusommen
scharmanter und erkenntnisreicher über die gewissen, im Laufe
anderen Theatern zu stehen. Rein geschäftlich geführte Betriebe
man das Nebe
eines Lebens sich ergebenden Zusammenstöße mit Menschen, können in schlechten Zeiten rücksichtsloser als ein Burg=akzeptiert. Da
Masken, Dingen und Institutionen zu erzählen weiß, als theater abbauen und den momentan entbehrlichen Mit= bare, instinktn
gerade er.
arbeiter auf die Straße werfen. Hier beginnt aber nicht nur
mehr den Sin
Und so macht man ihm auch keine Fieude mit dem ein Noblesse öblige, sondern die soziale Frage in Dingen
Die stär
Ersuchen, Erlaubnis zur Veröffentlichung der einen oder anderen des Burgtheaterbetriebs mitzusprechen. Ein Staat, der mit seinen wohl auf das
apart pointierten Geschichte zu geben, deren Hintergrund das Steuergeldern so und so viele für ihn vielleicht bereits überflüssig
seligkeit und
Burgtheater und deren Handelnde die Menschen aus dem Burg= gewordene Beamte bis an ihr Lebensende zu erhalten sich ver¬
Dieses neue
#theater sind. Aus Rücksicht auf Lebende, wie zum Teil auch schon
pflichtet, kann nicht Menschen aufs Pflaster setzen, die das Un¬
stellerischen, d
Tote, gibt er diese Erlaubnis nicht, und die Oeffentlichkeit mag glück haben, nichts weiter als Künstler zu sein. So ergeben sich und nie ganz
dies bedauern. Denn wenn Artur Schnitzler aus persönlichen
Belastungen, mit denen das Burgtheater immer stärker als ausgezeichnete
Erinnerungen eine inhaltlich oft nur winzige Anekdote erzählt
irgendein nächstbester Geschäftsbetrieb zu rechnen haben wird selbst habe sie

nicht ohne sich zuvor der Diskretion des Zuhörers zu ver¬
Aber es gehört wohl mit zum Wesen eines Burgtheaters, daß die bestätigen, das
sichern — dechiffriert, er mitunter mit zehn Worten ein ganzes
Tatsache seiner Existenz wahrscheinlich und bestenfalls „nur“ ein
abhängt, in
Zeitalter.
Aktivposten in künstlerischer und kultureller Hinsicht und nicht
Wenn
Seine unveröffentlichten und vielleicht gar nicht geschriebenen
auch die Gewähr eines guten Geschäftes sein kann. c. m.
und warum m
persönlichen Erinnerungen ans Burgtheater, mit dem er von
fehlt, so muß
frühester Jugend auf verbunden ist, sind solche Dechiffriexungen
Hugo Hofmannsthal über
das
gelegentlichen
eines Zeitalters. Sie bis auf weiteres bei sich zu behalten;
Salzburger Fe
scheint ihm gerade jetzt ein besonderer Anlaß gegeben: die Tat¬
Burgtheater.
gemuth, Herrr
sache, daß anläßlich des Burgtheaterjubiläums kaum ein Tag
Eindrücke emp
Aus einem Gespräch.
vergeht, an dem er nicht ersucht wird, persönliche Erinnerungen
Um übr
an das Burgtheater für die Oeffentlichkeit zur Verfügung
„Meine Ansicht über das Burgtheater?“ fragt Hugo Hof¬
zu stellen.
unsicherheit im
mannsthal, das Arbeitszimmer seines schönen Maria=Theresia¬
Durch seinen Vater, zu dessen Patienten- und Freundeskreis Schlößchens in Rodaun langsam durchschreitend. „Damit schlägt solche nicht uu
die bedeutendsten Künstler des alteu Burgtheaters gehörten, er, man mir so ziemlich das unglücklichste oder sagen wir: das mir Einzelschicksal¬
wie Frau Me¬
gaben sich schon für den Heranwachsenden die ersten Berührungen augenblicklich am ungelegensten kommende Gesprächsthema vor,
sehe, die die
mit der damals noch unbestritten ersten, führenden Bühne des das überhaupt jemandem einfallen könnte.“
deutschen Kulturkreises. Noch bevor er selbst als Autor mit dem
für das Bur
Ich glaube beiläufig zu wissen, was er meint. Das Burg¬
dunkelt wur
Burgtheater in Verbindung kam, verstärkten sich diese Beziehungen,
theater feiert ein Jubiläum Jubiläumsstimmung verpflichtet, wenn
ihren eigentlich
da Artur Schnitzler als junger Arzt einen Teil der Burgtheater¬
sie nicht affektiv verführt, aus Gründen der Konvention zum
klientel seines Vaters übernahm.
deren Pendeln
Bekränzen des ehrwürdigen Objekts. Um im laut schallenden
bürgerlichen
Dieser junge Doktor der Medizin, Kind aus gutem Hause Chor von Festrednern die eigene Stimme zu erheben, müßten ein
schickfal zu sein
und voruteilsloser gesinnt. als man es bei Söhnen guter Häuser paar Voraussetzungen gegeben sein, von denen Hugo Hofmannsthal
Um gan
damals liebte, wuchs in einer Zeit auf, in der es für schön= einige anführt: vertrauteie Kenntnis des zu Feiernden, als er sie
in Erinnerun
geistige junge Leute seiner sozialen wie Altersklasse als das besitzt. Ein inneres Verhältnis zum Gefeierten, in diesem Falle
Organismus n
Maximum des überhaupt Erreichbaren angesehen wurde, von der dem Burgtheater. Und Hofmannsthal glaubt, daß ihm, einem
unter denen u
„Neuen Freien Presse“ gedruckt und im Burgtheater aufgeführt zu der zwei oder drei führenden Dichter Oesterreichs, ein inneres
Die besonderen
werden. Ob der junge Schnitzler diesen Ehrgeiz des Gedrucktwerdens! Verhältnis zum Wiener Burgtheater eigentlich mangelt.
teilte, ist mir nicht bekannt. Wohl aber erinnere ich mich, von
„Es wäre“, sogt er, „gewiß möglich und vielleicht ver¬ eigentlich schon
ihm gehört zu haben, daß er heute noch den Tag, an dem
zu vor dieser Zeit
lockend, die eigene Stellung zum Komplex „Burgtheater“
Max Burckhard seine „Liebelei“ zur Aufführung am Burgtheater
pflegenden Vor
präzisieren. Im Rahmen eines genügend durchdachten und auch
annahm, als einen der denkwürdigsten Tage seines Lebens
Darstellungsstil
dann noch schwierig zu formulierenden Essays. Einen solchen zu
bezeichnet.
Einheit verm
schreiben, ist mir gerade jetzt oft genug angetragen worden und
wirkende Bre
Bis dahin Verehrer und Freund des Burgtheaters, trat er ich habe abgelehnt. Wenn ich nicht ablehne, im Rahmen eines
mit diesem Tag als Autor
einen ebensoseh
— dem das Theater mindestens Gesprächs ein paar das Burgtheater und meine Stellung zu ihm
verderbliche Er
soviel verdankt, als er ihm — dem engeren, ja engsten Kreise
betreffende Fragen zu beantworten, so schicke ich voraus, daß es
des Burgtheaters bei.
Aufgaben ein
Aber Artur Schnitzler wäre nicht
sich bei diesen Aeußerungen nur um solche eines Privatmannes
Gewalt die —
der außerordentlich persönliche, scharfsichtige und zu unbeeinflußtem
handelt. Eines Privatmannes der kaum irgendwelche Verbindungen
Theater hineinz
Urteil befugte Mensch, der er ist, wenn eigene Erlebnisse mit
mit dem Burgtheater unterhält, irgendwie wesentlich nie mit ihm
„moderne“ Bu
dem Burgtheater seinen Blick für das Wesen dieses Instituts zu
verbunden war, der endlich sehr selten ins Burgtheater kommt
A S h
reißende Stilun
trüben vermocht hätten.
und in seinem eigenen Schaffen seit Jahren schon Wege ein¬
ganze Reihe
Das Weien des Burgtheaters — es enthällt sich ihm nicht geschlagen hat, die sich mit denen des Burgtheaters so gut wie
Burckhard wohl
so sehr bei Betrachtung des künstlerisch Geleisteten, als in
gar nicht berühren.
theater sal ein
Imponderabilien. Wörten wie „Atmosphäre“ und „Tradition“
Ich will aber nicht leugnen, daß ich im Jubiläum dieses
ohne die man bei Unterhaltungen übers Burgtheater schwer aus.
Dies w
Instituts etwas bis zu einem gewissen Grade auch mich Be¬
zukommen vermag, gehl auch er nicht aus dem Wege. Die
früh und damit
wegendes sehe. Denn auch ich gehöre zu den Oesterreichern, die
spezielle Burgtheateratmosphäre wurde ihm nie so deutlich, als wenn
dem Burgtheater eine Reihe großer, von mir bis zum heutigen einer neuen 2#
er gewisse Begleiterscheinungen des Theaterspielens anderswo zum Tag nicht vergessener Jugendeindrücke verdanken. Diese Eindrücke
als ihm, auf
Vergleich heranzog. Und er vermag es nicht, in der oft zitierten,
sich zusammen.
habe ich besonders früh gesammelt, als ganz junger Gymnasiast,
ebenso oft verlästerten oder belächelten Tradition“ einen Popanz
der zwischen seinem zwölften und etwa fünszehnten Jahr als stil unverkenn
oder einen nebelhaften, nicht recht kousistenten Begriff zu erblicken.
regelmäßiger Besucher des alten Hauses oft und oft Gelegenheit ein ausgezeichn
Atmosphäre wie Tradition des Burgtheaters scheinen ihm hatte, die glanzvollen Leistungen der hier versammelten Künstlei eine Brücke z
Zeit, um die
unge
nzu bewundern
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