Tebelei
S. 1.—
box 13/2
A. Z, um kittag, Beri —
17. NA) 1932
„Diehochzeitdes Zigaro“
Pfingst=Erfolg der Deutschen Musikbühne
Mit gemischten Gefühlen setzt man sich bei
strahlendem Sonnenschein in das dämmrige Oval
des Rose=Theaters. Doch nach wenigen
Takten der Ouvertüre, die dem Orchester unter
Hans Oppenheims behutsam=graziöser Leitung
einen Extraapplaus einträgt, schlägt die von
da Ponte=Mozart heraufbeschworene Rokoko¬
Atmosphäre alles in Bann. Eine Fülle junger
timmen, starker Schauspielbegabungen, feiner
ieeinfälle beschert uns einen verjüngten
„Figaro“, von dem man jedes Wort bei sorg¬
fältiger Aussprache und guter Akustik des
Hauses versteht (eine Seltenheit!).
Mit impulsivem Beifall bei offener Szene
und an den Aktschlüssen danken die Zuschauer
allen Mitwirkenden: Regisseur Hubert Franz,
Heinz Hamer, Agnes von Spetzler, Gertrud
Lungershausen, Gerda Kuntzsch (ein entzückender
Page), Hans Müller, Dorothea Schröder, Karl
Salomon und dem Erbprinzen Reuß, unter
dessen Leitung die von der Gemeinnützigen Ver¬
einigung zur Pflege deutscher Kunst geschaffene
Deutsche Musikbühne ihren bisherigen Provinz¬
erfolgen einen größen Berliner hinzufügt.
gh.
„Liebelei“ in Mailand
Mailand, Mitte Mai
Auf das Reinhardt=Gastspiel, das auch eine
Goldoni=Renaissance in Italien entzündet hat, ist
nun im Philodramatischen Theater eine Auffüh¬
rung von Schnitzlers „Liebelei“ ge¬
folgt, die in der Uebersetzung „Christine“ genannt
wird. Vielleicht der Protagonistin Kiki Palmer
zuliebe, womit aber keineswegs gesagt sei, daß
die durch den Regisseur Scharoff inszenierte
Vorstellung lediglich auf sie eingestellt gewesen
wäre. Man erlebt hier etwas Erfreuliches: Die
Loslösung vom Staatstheater, das, als Erbmasse
aus der „Commedia de l’arte“ her, den Bühnen
Italiens bisher im Blute lag; man geht dem
Ensembletheater entgegen.
Im Zuge dieser Reform, die jetzt das ganze
italienische Theater ergreift, stand auch die
Leistung der Schauspieler. Neben der von einer
unbestimmten Angst gehetzten Christine der Kiki,
S. 1.—
box 13/2
A. Z, um kittag, Beri —
17. NA) 1932
„Diehochzeitdes Zigaro“
Pfingst=Erfolg der Deutschen Musikbühne
Mit gemischten Gefühlen setzt man sich bei
strahlendem Sonnenschein in das dämmrige Oval
des Rose=Theaters. Doch nach wenigen
Takten der Ouvertüre, die dem Orchester unter
Hans Oppenheims behutsam=graziöser Leitung
einen Extraapplaus einträgt, schlägt die von
da Ponte=Mozart heraufbeschworene Rokoko¬
Atmosphäre alles in Bann. Eine Fülle junger
timmen, starker Schauspielbegabungen, feiner
ieeinfälle beschert uns einen verjüngten
„Figaro“, von dem man jedes Wort bei sorg¬
fältiger Aussprache und guter Akustik des
Hauses versteht (eine Seltenheit!).
Mit impulsivem Beifall bei offener Szene
und an den Aktschlüssen danken die Zuschauer
allen Mitwirkenden: Regisseur Hubert Franz,
Heinz Hamer, Agnes von Spetzler, Gertrud
Lungershausen, Gerda Kuntzsch (ein entzückender
Page), Hans Müller, Dorothea Schröder, Karl
Salomon und dem Erbprinzen Reuß, unter
dessen Leitung die von der Gemeinnützigen Ver¬
einigung zur Pflege deutscher Kunst geschaffene
Deutsche Musikbühne ihren bisherigen Provinz¬
erfolgen einen größen Berliner hinzufügt.
gh.
„Liebelei“ in Mailand
Mailand, Mitte Mai
Auf das Reinhardt=Gastspiel, das auch eine
Goldoni=Renaissance in Italien entzündet hat, ist
nun im Philodramatischen Theater eine Auffüh¬
rung von Schnitzlers „Liebelei“ ge¬
folgt, die in der Uebersetzung „Christine“ genannt
wird. Vielleicht der Protagonistin Kiki Palmer
zuliebe, womit aber keineswegs gesagt sei, daß
die durch den Regisseur Scharoff inszenierte
Vorstellung lediglich auf sie eingestellt gewesen
wäre. Man erlebt hier etwas Erfreuliches: Die
Loslösung vom Staatstheater, das, als Erbmasse
aus der „Commedia de l’arte“ her, den Bühnen
Italiens bisher im Blute lag; man geht dem
Ensembletheater entgegen.
Im Zuge dieser Reform, die jetzt das ganze
italienische Theater ergreift, stand auch die
Leistung der Schauspieler. Neben der von einer
unbestimmten Angst gehetzten Christine der Kiki,