Liebelei
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aunientenen en etennenterenenene
SSERWR
16 u. 1
0-da
gersiet, Sie
(3 und 6) Schnitzler=Abend im Theater in der —
Josefstadt. [3] „Der tapfere Cassian“: Hans
Thimig. [6] „Liebelei“: Hugo Thimig, Rosar.
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25
S
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Pere ahe en enense
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u
(6
SE
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Nr. 14.101
21. Februar 1933
Theater und Kunst.
Paaia Wesseih als Cheisiine
„Der tapfere
[Artur Schnitzlers „Liebelei“.
Cassian“ im Theater in der Josefstadt. Regie:
Paul Kalbeck.
Von
Alfred Grünwald.
Die Jugend eines Dichters singt da das herbe Lied vom
süßen Mädel. Ein Mollwalzer von wienerischer Verträumtheit
klingt auf, aus einer Zeit, da die Herzen der Musikanten¬
töchter und Modistenmädel noch im Dreivierteltakt für gelbe
Dragoneroffiziere schlugen: da jedes Mädel vom Ballett
zumindest einen aktiven Grafen und einen Leutnant in der
Reserve hatte; da es noch die soziale Geborgenheit von Fix¬
angestellten gab und im Orchester des Josefstädter Theaters einen
Violinspieler Weyring mit seiner einzigen Tochter Christine...
Es duften die Fliedersträuche auf dem äußeren Burgplatz;
auf goldgeränderten Gummirädern rollen lautlos lackglänzende
Hofequipagen; die junge, kurze Pracht der rosarot blühenden
Kastanien umsäumt die Hofmuseen; in der Seufzerallee des
Volksgartens promeniert Leutnant Gustl mit seinem G’spusi;
und alle Mäderln heißen Mitzi und im Musikpavillon spielt
die Militärkapelle des k. und k. Infanterieregiments Gro߬
herzog von Hessen eine Phantasie aus „Aida“. Im Café
Griensteidel aber sitzt das junge, literarische Oesterreich. Aus
der Perspektive dieser Zeit gesehen, ist Schnitzlers „Liebelei“
ein Meisterwerk. Und heute? Wenn auch ein bißchen Staub
drauf liegt, so ist es doch der Blütenstaub der Poesie, jene
köstliche Verstaubtheit eines geliebten Zimmers, in dem man
lange nicht gewesen. Was nicht sterblich an diesem Drama,
das ist die wundervolle Cellomelodie der Liebe Christinens,
dieses urewige Lied vom Leid eines Mädchenherzens, diese
„Sah ein Knab' ein Röslein steh'n“=Weise, wie sie das Leben
und seine Dichter immer wieder singen werden. Cheistine, das
süß. Mädel: sie wurde zum Typus, wie Nora, wie Lulu, wie
Gretchen: vom Leben geschaffen, vom Dichter gestaltet. Was
Schnitzlers Werk den Wert des Bleibenden gibt, ist auch noch
der Einbruck der wundervollen Wirklichkeit, des tatsächlich
Erlebten, die Wucht und Zmangsläufigkeit des Geschehens und
die wunderbare Lebensechtheit der Sprache. Ein anmutiger,
graziöser, ein wienerischer Naturalismus redet da, wie ihm
der Schnabel an der Donau gewachsen ist. Einmal nur wind
es pathetisch: wenn Fritz sich gegen die Dauerhaftigkeit der
Liebe Christinens wehrt: „Sprich nicht von Ewigkeit!“ Und
da steht auch ein spachlich seltsam verzeichnetes Bild: „Es
gibt ja vielleicht Augenblicke, die einen Duft von Ewigkeit
um sich sprühen!“
Daß die Schauspieler im Theater in der Josefstadt —
manchmal, leider nicht sehr oft, von Max Reinhardt geführt —
sich jetzt auf Artur Schnitzler besinnen, ist wohl der heimgekehrten
Paula Wessely zu danken, in der man eine ideale Christine zu
finden glaubte. Sie ist es. Sie ist zwar mehr herbes als süßes
Mädel, aber von jener köstlich süßen Herbheit oder zärtlich
herben Süße, wie wir sie einzig richtig finden für die Darstellung
dieses wienerischen Gretchens. Selten mag sich dichterisches
Wollen und schauspielerisches Erfüllen so absolut decken. Ich
kann mir nicht denken, daß die leibhaftige Christine, wie
Schnitzler sie porträtiert oder intuitiv ersonnen hat, eine bessere,
richtigere Verkörperung finden könnte als in Paula Wessely.
Diese junge Tragödin ist über alles Süßliche und Süße hinaus¬
gewachsen und darum ist es ganz natürlich, daß sie erst in der
Katastrophe ihre volle Größe erreicht, daß sich erst dort alle
Kräfte dieses Urtalents freispielen. Da erst ist auch das Drama
zeitlos, und da werden Rolle und Darstellerin zu einer wunder¬
bar untrennbaren Einheit; da ist die Leistung von einer Selbst¬
verständlichkeit, die keinen Wunsch mehr offen läßt. Unsere
Generation hat den berühmten Wolter=Schrei nicht mehr ver¬
nommen. Wir stellen uns vor, daß der kleinen Wessely da etwas
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gersiet, Sie
(3 und 6) Schnitzler=Abend im Theater in der —
Josefstadt. [3] „Der tapfere Cassian“: Hans
Thimig. [6] „Liebelei“: Hugo Thimig, Rosar.
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21. Februar 1933
Theater und Kunst.
Paaia Wesseih als Cheisiine
„Der tapfere
[Artur Schnitzlers „Liebelei“.
Cassian“ im Theater in der Josefstadt. Regie:
Paul Kalbeck.
Von
Alfred Grünwald.
Die Jugend eines Dichters singt da das herbe Lied vom
süßen Mädel. Ein Mollwalzer von wienerischer Verträumtheit
klingt auf, aus einer Zeit, da die Herzen der Musikanten¬
töchter und Modistenmädel noch im Dreivierteltakt für gelbe
Dragoneroffiziere schlugen: da jedes Mädel vom Ballett
zumindest einen aktiven Grafen und einen Leutnant in der
Reserve hatte; da es noch die soziale Geborgenheit von Fix¬
angestellten gab und im Orchester des Josefstädter Theaters einen
Violinspieler Weyring mit seiner einzigen Tochter Christine...
Es duften die Fliedersträuche auf dem äußeren Burgplatz;
auf goldgeränderten Gummirädern rollen lautlos lackglänzende
Hofequipagen; die junge, kurze Pracht der rosarot blühenden
Kastanien umsäumt die Hofmuseen; in der Seufzerallee des
Volksgartens promeniert Leutnant Gustl mit seinem G’spusi;
und alle Mäderln heißen Mitzi und im Musikpavillon spielt
die Militärkapelle des k. und k. Infanterieregiments Gro߬
herzog von Hessen eine Phantasie aus „Aida“. Im Café
Griensteidel aber sitzt das junge, literarische Oesterreich. Aus
der Perspektive dieser Zeit gesehen, ist Schnitzlers „Liebelei“
ein Meisterwerk. Und heute? Wenn auch ein bißchen Staub
drauf liegt, so ist es doch der Blütenstaub der Poesie, jene
köstliche Verstaubtheit eines geliebten Zimmers, in dem man
lange nicht gewesen. Was nicht sterblich an diesem Drama,
das ist die wundervolle Cellomelodie der Liebe Christinens,
dieses urewige Lied vom Leid eines Mädchenherzens, diese
„Sah ein Knab' ein Röslein steh'n“=Weise, wie sie das Leben
und seine Dichter immer wieder singen werden. Cheistine, das
süß. Mädel: sie wurde zum Typus, wie Nora, wie Lulu, wie
Gretchen: vom Leben geschaffen, vom Dichter gestaltet. Was
Schnitzlers Werk den Wert des Bleibenden gibt, ist auch noch
der Einbruck der wundervollen Wirklichkeit, des tatsächlich
Erlebten, die Wucht und Zmangsläufigkeit des Geschehens und
die wunderbare Lebensechtheit der Sprache. Ein anmutiger,
graziöser, ein wienerischer Naturalismus redet da, wie ihm
der Schnabel an der Donau gewachsen ist. Einmal nur wind
es pathetisch: wenn Fritz sich gegen die Dauerhaftigkeit der
Liebe Christinens wehrt: „Sprich nicht von Ewigkeit!“ Und
da steht auch ein spachlich seltsam verzeichnetes Bild: „Es
gibt ja vielleicht Augenblicke, die einen Duft von Ewigkeit
um sich sprühen!“
Daß die Schauspieler im Theater in der Josefstadt —
manchmal, leider nicht sehr oft, von Max Reinhardt geführt —
sich jetzt auf Artur Schnitzler besinnen, ist wohl der heimgekehrten
Paula Wessely zu danken, in der man eine ideale Christine zu
finden glaubte. Sie ist es. Sie ist zwar mehr herbes als süßes
Mädel, aber von jener köstlich süßen Herbheit oder zärtlich
herben Süße, wie wir sie einzig richtig finden für die Darstellung
dieses wienerischen Gretchens. Selten mag sich dichterisches
Wollen und schauspielerisches Erfüllen so absolut decken. Ich
kann mir nicht denken, daß die leibhaftige Christine, wie
Schnitzler sie porträtiert oder intuitiv ersonnen hat, eine bessere,
richtigere Verkörperung finden könnte als in Paula Wessely.
Diese junge Tragödin ist über alles Süßliche und Süße hinaus¬
gewachsen und darum ist es ganz natürlich, daß sie erst in der
Katastrophe ihre volle Größe erreicht, daß sich erst dort alle
Kräfte dieses Urtalents freispielen. Da erst ist auch das Drama
zeitlos, und da werden Rolle und Darstellerin zu einer wunder¬
bar untrennbaren Einheit; da ist die Leistung von einer Selbst¬
verständlichkeit, die keinen Wunsch mehr offen läßt. Unsere
Generation hat den berühmten Wolter=Schrei nicht mehr ver¬
nommen. Wir stellen uns vor, daß der kleinen Wessely da etwas