II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1690

box 13/3
Liebelei
anenneaeene eneneneennenen
I. Oesterr.
SIZIOBSERUER veneret, nonz.
Büro für Zeltungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11
2/8
Die Stunde, Vien,
vom 22.2.1933
seine helle Freude daran haben konnte. Sie,
und sie allein, war ein Wiener Figürchen
Schnitzler-Abend in der Josefstadt
von gestern, heute und morgen.
Paul Kalbeck verwandte alle Kunst
seiner diskreten Regie an das Schauspiel
-Liebeler: — -Der tapfere Cassian,
und an die kleine Commedia dell’arte „Der
Lange genug hat sie uns warten lassen, auch wieder, zu den Herzen zu sprechen.
tapfere Cassian“, die den Abend ergänzte.
Hans Thimig trug mit gewohnter Ein¬
die Josefstadt, auf diese „Liebelei“, die
Der kleine Einakter ist eine Künstlerlaune,
fühlung das seelische Kostüm des jungen
uns als Entschädigung für so manchen da¬
eine flüchtige Skizze, wie sie der Radierer
Herrn aus der Vorkriegszeit, als ob es sein
neben geratenen Abend dieser Spielzeit
an den Rand des Blattes zu zeichnen pfligt.
eigenes wäre, Heinrich Schnitzler
versprochen und zugedacht war. Nun hat
Frau Czepa, Hans Thimig und Neugrbauer
sprach die Sentenzen des Raisonneurs Theo¬
endlich die kaiserliche Sissy Zeit gefunden,
spielter sie leicht und anmutig herunter.
dor mit Natürlichkeit und Scharm.
sich in die bürgerliche Christine zurück¬
Die Josefstadt hat ihr Versprechen ein¬
zuverwandeln — zu spät freilich, um den
gelöst. Es zeugt nur von dem tiefen Respekt,
Die eigentliche Überraschung des Abends
den dieses Theater genießt, wenn sich seine
aber war Frau Czepa: ihre Schlagermizzi
Freunde vielleicht noch mehr versprochen
war so echt, so reizend, so fröhlich in ihrer
gottgewollten, sanften Ordinärheit, daß man hatten, als es halten konnte. J. C. W.
181/8

Hei¬

Paula Wessely und Hans Thimig
ihr ursprünglich zugedachten Partner,
Gustav Waldau, noch zu erreichen, der
einem Wiener Winter des Mißvergnügens
gar zu rasch entflohen ist. Danken wir
trotzdem für das verspätete Weihnachts¬
geschenk
Die Blätter, auf denen der große Meister
des psychologischen Clair-obscur diese
zarten, vom Baum des Schicksals be¬
schatteten Liebesszenen niedergeschrieben
hat, sind ein wenig vergilbt und dadurch
nur noch kostbarer geworden. Gerade weil
es diese Menschen nicht mehr gibt, weil ein
junger Mann und ein junges Mädel von
heute nicht mehr imstande sind, so gerade
heraus von ihren Gefühlen zu sprechen, die
man nach der herrschenden Mode gewisser¬
maßen mit dem Pelz nach innen trägt
gerade deshalb ist dieses Schauspiel über
seinen bloßen Inhalt hinausgewachsen und
Pa
101