II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1689

Liebe

box 13/3
5
I. Oesterr.
OPSERVER benerel. konz.
1Büro für Zeltungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 17
Hape Vokzzeitung
3
ZED
„Liebelei.“ — „Der
Stapfere Cassian.
Schnitzler=Aufführung in der Josefstadt.
Die Skeptiker fragten: Hat uns Schnitzler
noch etwas zu geben, kann seine „Liebelei“
auch heute, wie in längst entschwundenen
Tagen der Vorkriegszeit, zu unserm Herzen
sprechen? Die Antwort darauf gab das schone,
leidenschaftliche und naturnahe Spiel von
Paula Wessely, das alle Stilisiertheit bei¬
seite läßt und die Vergangenheit dank der
Kraft eines überströmenden Temperaments
in unmittelbare Gegenwart verwandelt. Die
Leistung dieser Künstlerin erweist wieder ein¬
mal, daß dort, wo es um ewige Dinge des Ge¬
fühles geht, Moden und wechselnde Zeit¬
anschauungen verblassen müssen, daß nur der
echte, große und starke Ton der Leidenschaft zu
erklingen braucht, um die Menschen von
heute wie einst zu erschüttern.
So wie ihre Kunst klar und rein, echt
menschlich und darum im tiefsten Herzens¬
grunde adelig, so auch die Leistung Hugo
Thimigs als Vater. Auch ihm, dem das
Milien des Wieners nicht angeboren, glaubt
man seine bodenständige Güte und Klugheit
und seine Wärme, die von der Seele kommt.
Die lebens= und liebeslustige Jugend, dem
Augenblicke hingegeben, verkörpern Hans
Thimig und Heinrich Schnitzler, des
Dichters Sohn, aufs beste.
Als Entdeckung ist Frau Czepa in der#
Rolle der Schlager Mizzi zu werten. Ein
Naturgewächs, echtester Wiener Vorstadt ent¬
sprossen. Herb und prickelnd, wie der junge
Wein von den Höhen des Kahlenberges. Ganz
famos auch Frau Rosar und Herbert
Hübner.
Ein wenig blasser das Puppenspiel
„Der tapfere Cassian“ mit Hans
Thimig, Frau Czepa und Herrn Neu¬
gebauer. Lobenswert vor allem Paul
[Kalbecks kultivierte, einfühlungsstarke
Regie. Das Ganze eine Schnitzler=Renaissance,
die des Dichters große Persönlichkeit bejahte.