Liebelei
5. SESAE
box 13/3
„GBSERVER““
Wien, I., Wollseile Nr. 15
Telsfon R-22-6-43
2 3. FEB. ISSUne Kleine Bat, Wer¬
ater
Sen
denken des Dichters, der Regie und allen Dar¬
Schnitzler-Abend im Theater in der
stellern galt.
Josefstadt.
Vorher wurde „Der tapfere Cassian“.
„Liebelei.“ Cassian.“ein Puppenspiel, das auch von Liebe und Tod
handelt, gespielt, und über diese ewigen Themen.
Das Volkslied unserer dramatischen Literatur
die auch der Kern aller Probleme Artur
ist und bleibt Artur Schnitzlers „Liebelei“. Wie
Schnitzlers waren, kluge und dichterische Worte
drei Strophen verklingen die drei Akte, gleich
bringt. Auch hier war Fräulein Czepa von
einem Ungewitter senkt sich das Schicksal auf
entzuckendem Liebreiz, Hans Thimig ein an¬
die Menschen nieder,
die einfach und schlicht mutiger Märchenjüngling und Herr Neuge¬
bauer der geborene, prahlerische Haudegen.
sind und ihrer in¬
nersten Natur folgen.
Wie ein Volkslied zieht
die „Liebelei“ in der
neuen, geradezu ein¬
20
S zigartigen Darstellung
7
1
des Josefstädter The¬
aters am Zuschauer
#n vorüber. Vor allem
hat man der neuen
Christine der Frau
TLer lhme
Paula Wessely mit
Spannung entgegen¬
gesehen. Wenn es eine Rolle gibt, in der ihre
Kunst und ihr Wesen vorausgeahnt wurde, so ist
es die dieses Wiener Mädels. Frau Wessely gibt
die Christine einfach, in tiefer, ruhiger Innerlich¬
keit, nur in der letzten Szene, da sie den Tod
des Geliebten erfährt, der um einer anderen
Frau willen gestorben ist, erhebt sich ihr leiden¬
schaftlicher Schmerz zur großen, tragischen Ge¬
bärde, die in ihrer Schlichtheit ihre große
Künstlerschaft beweist. Die Schlager=Mitzi des
Fräuleins Czepa ist ein Meisterstück: Leicht¬
sinn, Lebenshunger und die Weisheit des ein¬
fachen Volkes — alles wird hier in bestrickender
Anmut eingehüllt und so entsteht ein wirkliches
„Süßes Mädl“, wie es vor einem Menschenalter
die Wiener Literatur erträumte. Herr Hugo
Thimig, als der alte Vater der Christine, legt
in diese Figur einen Schatz von Liebe und Weh¬
mut. Hans Thimig ist der junge Lebemann,
dessen Schicksal wahrscheinlich das seiner Ge¬
liebten mitreißt. Er gibt ihn mit verhaltener
Schwermut. Als der andere der beiden Freunde
ist Heinrich Schnitzler, der Sohn des
Dichters, elegant, sympathisch, natürlich. Mit
einigen knappen Strichen zeichnet Frau Rosar
eine wienerische Kleinbürgerin, und Herr
Hübner als der „fremde Herr“, das personi¬
fizierte Schicksal, gibt seiner einzigen Szene alle
Wucht und allen Nachdruck, die sie verlangt.
Es war ein ungewöhnlich künstlerischer
Abend, an dem der stürmische Applaus dem An¬
5. SESAE
box 13/3
„GBSERVER““
Wien, I., Wollseile Nr. 15
Telsfon R-22-6-43
2 3. FEB. ISSUne Kleine Bat, Wer¬
ater
Sen
denken des Dichters, der Regie und allen Dar¬
Schnitzler-Abend im Theater in der
stellern galt.
Josefstadt.
Vorher wurde „Der tapfere Cassian“.
„Liebelei.“ Cassian.“ein Puppenspiel, das auch von Liebe und Tod
handelt, gespielt, und über diese ewigen Themen.
Das Volkslied unserer dramatischen Literatur
die auch der Kern aller Probleme Artur
ist und bleibt Artur Schnitzlers „Liebelei“. Wie
Schnitzlers waren, kluge und dichterische Worte
drei Strophen verklingen die drei Akte, gleich
bringt. Auch hier war Fräulein Czepa von
einem Ungewitter senkt sich das Schicksal auf
entzuckendem Liebreiz, Hans Thimig ein an¬
die Menschen nieder,
die einfach und schlicht mutiger Märchenjüngling und Herr Neuge¬
bauer der geborene, prahlerische Haudegen.
sind und ihrer in¬
nersten Natur folgen.
Wie ein Volkslied zieht
die „Liebelei“ in der
neuen, geradezu ein¬
20
S zigartigen Darstellung
7
1
des Josefstädter The¬
aters am Zuschauer
#n vorüber. Vor allem
hat man der neuen
Christine der Frau
TLer lhme
Paula Wessely mit
Spannung entgegen¬
gesehen. Wenn es eine Rolle gibt, in der ihre
Kunst und ihr Wesen vorausgeahnt wurde, so ist
es die dieses Wiener Mädels. Frau Wessely gibt
die Christine einfach, in tiefer, ruhiger Innerlich¬
keit, nur in der letzten Szene, da sie den Tod
des Geliebten erfährt, der um einer anderen
Frau willen gestorben ist, erhebt sich ihr leiden¬
schaftlicher Schmerz zur großen, tragischen Ge¬
bärde, die in ihrer Schlichtheit ihre große
Künstlerschaft beweist. Die Schlager=Mitzi des
Fräuleins Czepa ist ein Meisterstück: Leicht¬
sinn, Lebenshunger und die Weisheit des ein¬
fachen Volkes — alles wird hier in bestrickender
Anmut eingehüllt und so entsteht ein wirkliches
„Süßes Mädl“, wie es vor einem Menschenalter
die Wiener Literatur erträumte. Herr Hugo
Thimig, als der alte Vater der Christine, legt
in diese Figur einen Schatz von Liebe und Weh¬
mut. Hans Thimig ist der junge Lebemann,
dessen Schicksal wahrscheinlich das seiner Ge¬
liebten mitreißt. Er gibt ihn mit verhaltener
Schwermut. Als der andere der beiden Freunde
ist Heinrich Schnitzler, der Sohn des
Dichters, elegant, sympathisch, natürlich. Mit
einigen knappen Strichen zeichnet Frau Rosar
eine wienerische Kleinbürgerin, und Herr
Hübner als der „fremde Herr“, das personi¬
fizierte Schicksal, gibt seiner einzigen Szene alle
Wucht und allen Nachdruck, die sie verlangt.
Es war ein ungewöhnlich künstlerischer
Abend, an dem der stürmische Applaus dem An¬