II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1695

Liebelei
5. Jin en aen
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„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ariiellerzeitung, Wien
23 FEB.1333
vom:
Kunst und Wissen
Schnitzler=Abend im Theater :
in der Tasefstadt.
Von der Aufführung des Puppenspiels
„Der tapfere Cassian“ in der Josefstadt, unter
der Spielleitung Paul Kalbecks, durfte man
erwarten, daß die dunkle Unheimlichkeit des in
den dämmerigen Grenzgebieten zwischen Schein
und Sein gespensternden Gelenkfigurenspiels
stark und bezwingend zum Ausdruck gebracht
würde. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt, die
Aufführung haftete lediglich am Grotesken; das
war eine Enttäuschung.
Die Tragik von Artur Schnitzlers „Liebelei“
die die Hauptgabe des Abends war, ist die Tragik
Fritz Lobheimers, der über der schmerzhaften Liebe
zur verhängnisvollen Dame, die er nicht mehr
besitzt, den reserveoffizierlichen Duelltod erleiben
muß, bevor er auch nur recht zur bewußten
Ahnung kommt, welch ein Schatz ihm in der
echten Liebe des einfachen Mädels Christine, die
nur so als Ersatz= und Trost=„Liebelei“ dienen
sollte, geboten würde.
Die Tragik der „Liebelei“ ist eben auch das
tragische Schicksal dieser Christine, die dem
kurzen Liebestraum ihr ganzes reiches Herz auf¬
opfert. So wenig Hans Thimig diesen Fritz
Lobheimer plastisch zu gestalten vermag, si
wunderbar erschütternd erfüllte Paula Wessely
das aus der Liebelei zum Weib erwachte Mädel
aus dem Volk mit allen Weihen glückseliger Hin¬
gabe und unendlichen Schmerzes. Paula Wessely,
die eigentlich das Ereignis des Abends bot, hatte
in dieser Rolle ein paar ganz große Augenblicke.
Hugo Thimig war ein sehr liebevoller und
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Preiheit, zien,
23.2.1933
vom:
Theater in der Josefstadt
„Liebelei“ und „Der tapfere Kassian“.
Man kennt und schätzt diese zwei echten köstlichen jung ge¬
bliebenen, Theaterstücke des bedauerlicherweise viel zu selten
aufgeführten wundervollen Wiener Dichters Arthur Schnitzler.
Die alte Residenzstadt an der Donau ist so ganz anders gewor¬
den, aber die herrliche, Kunst eines Schnitzler ist leuchtend zärl¬
lich geblieben, wie am ersten Tag.
Die erschütternde einfache „Liebelei“ ein dramatischer
Traum aus der Vorkriegszeit,##dmehr an dieser Stätte
eine vorbildliche, gute Darstellung. Paula Wessely ist das herb¬
süße Mädel, das immer mehr an ihre unvergeßliche Tanie,
die vergötterte Burgschanspielerin, Wessely erinnerte, Nehen
ihr wäre noch der nunmehr in die erste Schauspielerreihe auf¬
gerückte Heinrich Schnitzler zu erwähnen, der als „Theodor“
einzigartig die Inientionen seines großen Vaters zu sprühen¬
dem Leben erweckt. Hier wächst siegessicher eine ganz große
Begabung heran.
Die Herren Hugo Thimig, Hans Thimig, Hübner, Neuge¬
bauer, ferner die Damen Czepa, (die ganz besonders talentiert
ist) und Rosar spielten förmlich ideal ihren Arthur Schnitzler.
wie er zu spielen ist.
L. Ein.

gütiger, aber wenig wienerischer Vater. Der
Sohn des Dichters, Heinrich Schnitzler, traf
als Freund Theodor die resigniert gehaltene,
etwas elegisch blasierte Lebemännlichkeit der
Wiener bürgerlichen Jugend um die Jahrhundert¬
wende mit nahezu vollkommener Einfühlung.
O. K.