II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1696

Liebelei
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Anna Kallina, die Schlager=Mizzi der
Mkbeieturauffügsung, ezahn!
Noch lebendig steht in der Erinnerung der Bühne gezeigt wurden. Dennoch malte Schnitz¬
ler plastisch, lebendig die Wiener Atmesphäre,
älteren Generation die erste Aufführung von
deren Hauch man heute noch spürt, wo schon
Schnitzlers „Liebelei“, die jetzt eine Re¬
— unglaublich für viele — „Liebelei“ zu einem
naissance erlebt, auf der Bühne (durch die
Zeitstück geworden ist, wo es im Kostüm ge¬
Glanzaufführung der Josefstadt mit
spielt wird: „Liebelei“, das modernste vom
Paula Wesselys erschütterndr Christine)
Modernen.
und im Film. Es sind an die vierzig Jahre
her, seit unter allen Anzeichen eines großen
Es muß daran erinnert werden, daß
Ereignisses, einer Sensation, die Urauf¬
Adele Sandrock, heute eine der reizvollsten
führung am 9. Oktobr 1895 in Szene ging.
alten Damen des Theaters, die Christine
Der Theaterzettel, heute wertvolles Dokument
spielte. (Heute Paula Wessely!) Anna Kal¬
der Theatergeschichte, zeigt Namen, die in¬
lina selbst spielte die leichtlebig=leichtfertige
zwischen unauslöschlich in ihre Annalen ge¬
Schlager=Mizzi, das damalige „Mädl von
schrieb.n sind: Sonnenthal und Mitter¬
heute“. Kutschera war ein elegant=melan¬
wurzer. Aber auch Namen, deren Träter sich
cholischer Fritz, Karl Zeska ein heiter¬
nech stramm unter den Lebenden befinden:
wienerischer Theodor. Sonnenthal spielte
Adele Sandrock, Frau Kallina, Karl von
den alten Weyring, dem heute Hugo Thimig
Zeska. Und erst vor wenigen Wochen hat man
seine Kunst leiht, und der im Film von
Viktor Kutschera zu Grabe getragen.
Paul Hörbiger dargestellt wird.
Frau Kallina, die „Schlager=Mizzi“ der
Es entbehrt nicht eines gewissen Reizes,
Urpremiere,
Vergleiche zu ziehen zwischen heute und da¬
mals und die Künstler und Künstlerinnen ein¬
erzählt heute wehmütig von dem Ereignis:
ander gegenüberzustellen, die in den neun¬
„Jawohl“, sagt sie, „es war ein großes
ziger Jahren die Rollen spielten, die jetzt von
Ereignis. Und obwohl inzwischen viel Zeit
ihren geistigen Enkelkindern dargestellt werden.
verstrichen ist, neue Eindrücke die Erinnerung
Da ist Luise Ullrich, die im Film Frau
verwischt haben, so bleibt es doch unver¬
Kallinas Schlager=Mizzi gibt, und
geßlich. Es waren ver allem die herr¬
lichen: schauspielerischen Leistun¬
Magda Schneider, die das Filmerbe der
gen Sonnenthals und Mitterwur¬
Sandrock als Christine angetreten hat. —
zers, die auf uns Mitspielern starken Ein¬
Das Burgtheater war bis jetzt im Besitz
druck machten. Die paar Worte, die Mitter¬
des Aufführungsrechtes der „Liebelei“. Gegen¬
wurzer als „fremder Herr“ zu sagen hatte,
wärtig hat die Josefstadt das Werk vertraglich
waren erschütternd und prachtvoll, seine Auf¬
für zwei Jahre übernommen.
fassung von der Rolle, in die man bei den
Die letzte Burgtheaterbesetzung war: Chri¬
Proben starke Zweisel bezüglich ihrer Wirk¬
stine — Mayen, Schlager=Mizzi — Kra¬
samkeit gesetzt hatte, erwies sich als richtig. In
mer, Fritz — Emmerich Reimers, Theodor
ein paar Sätzen eroberte er das Publikum.
Treßler, der
Huber, Weyring —
Ich selbst kann es heute wohl ruhig sagen:
fremde Herr — Höbling.
ich hatte einen Separaterfolg. Zum Ausdruck
Wenn damals in den neunziger Jahren
kam er durch eine ungemein herzliche
Wien erstaunt sein Ebenbild in Schnitzlers
Widmung, die mir Schnitzler da¬
Stück, seine Menschen in dessen Figuren er¬
mals in das Rollenbuch schrieb.“
blicken konnte, so freut man sich heute, einen
Im Gespräch ersteht wieder die Zeit. in der
Blick in die Vergangenheit zu tun, die auf der
die „Liebel.i“ das Licht der Oeffentlichkeit er¬
Bühne und auf der Filmleinwand lebendig
blickte. Es war damals keineswegs selbstver¬
w. f.
wiedererstanden ist.
ständlich, daß derart „lockere Dinge“ auf der