II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1733

Liebele
521 box 13/4
OUN
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
„Wachlatt, Wien
Ausschnitt aus:
Neues Wie
5. FEB. 1933
Magda Schneider in Wien.
Die bekannte Filmdarstellerin.
Gestern ist Magda Schneider, der junge Tonfilmstar,
zur Premiere des „Liebelei'=Tonfilms hier eingetroffen.
Munter, quecksilbrig, wie man sie von der Leinwand her kennt.
Ihre Wangen sind gebräunt; sie kommt aus St. Moritz, wo sie
sich nach einem Jahr Filmarbeit zum erstenmal ein wenig Er¬
holung gegönnt hat. Seitdem Magda Schneider entdeckt worden
ist, stand sie ununterbrochen im Scheinwerferlicht; kaum ein
Tag, an dem sie nicht Aufnahmen gehabt hätte, kaum eine
Stunde, die nicht durch tausend Verpflichtungen ausgefüllt
gewesen wäre. Zehn Filme hat sie im letzten Jahr gedreht,
wahrlich genug Arbeit, aber auch genug Beweis für die Be¬
liebtheit, der sich die junge Augsburgerin erfreut.
Die Christine in „Liebelei“ ist die erste ernste Rolle, die
Magda Schneider zu spielen hatte. „Es war mir schon zuwider,
immer nur Lustspiel=Naive zu sein, als Sekretärin, Tele¬
phonistin, Warenhausmädel oder Kunstschülerin über die Lein¬
wand zu laufen. Aber wenn ich auch schon läugst gern zum
ernsten Fach übergegangen wäre — die Fi mproduzenten
wollten davon nichts wissen, und es bedurfte erst so vieler
Probeaufnahmen, wie sie kaum ein Neuling zu bestehen hat,
ehe ich das langersehnte Ziel erreichen konnte. Jetzt ist das
Vorurteil hoffentlich endgültig überwunden und mein
Rollengebiet in dem von mir gewünschten Sinn erweitert.
Uebrigens freue ich mich, daß ich in „Liebelei“ gerade eine
Wienerin zu spielen habe. Denn Wien danke ich manches in
meiner Karriere. Der Komponist August Pepök, ein Wiener,
hat mich mit Ernst Marischka und Granichstaedten
in Verbindung gebracht, und sie waren die Autoren meines
ersten Tonfilms „Zwei in einem Auto'. Beinahe wäre ich ganz
nach Wien gekommen, denn ich hatte schon ein vorteilhaftes
Engagement ans Stadttheater so gut wie abgeschlossen, aber
in letzter Minute hat mich dann Ernst Marischka seinem
Bruder Hubert „entführt'. Ihm habe ich es neben Joe May
zu danken, wenn man mich jetzt nicht nur auf der Bühne,
sondern auch im Tonfilm kennt.
Ich werde voraussichtlich einige Tage hier in Wien
bleiben, dann muß ich nach Lugano, wo die Außenaufnahmen
für einen neuen „Ufa'=Film beginnen. Er wird voraussichtlich
„Der kleine Kuppler' heißen, und ein Hund spielt darin die
Hauptrolle.“
„BBSERVER“
Wien, I., Wollzeile Kv.
Teiefon R-23-0-43
Kronsesatune Fien
25.P
Theater und Kunst.
Magda Schneider in Wien.
Braungebrannt von der Sonne in St. Moritz
ist Magda Schneider anläßlich der Premiere¬
des Films „Liebele“ in Wien eingetroffen, um
schon in brei Tagen nach Lugano zu reisen, wo
die Außenaufnahmen eines neuen Werkes der
Ufa, das nach einem modernen französischen Ro¬
man gedreht wird, stattfinden. In Wirklichkeit
scheint Magda Schneider noch kleiner als auf der
Leinwand, ein herziges, überaus lebhaftes, sehr
junges Mädel, ganz ohne Starallüren. Sie ist ab¬
solut nicht eingebildet darauf, daß sie in der
kurzen Zeit, seit sie entdeckt wurde, schon neun
Hauptrollen spielen durfte und jetzt zu den be¬
beliebtesten deutschen Filmdarstellerinnen zähle
„Es war für mich ein schweres Stück Arbeit“
erzählt die Künstlerin freudestrahlend, „die Rolle
der Christine zu ergattern. Niemand traute mir
zu, daß ich eine Gestalt verkörpern kann, die von
dem Darsteller ein wirkliches Sichvertiefen in die
Arbeit verlangt. Die Christine ist meine erste
ernste Rolle. Endlich sollte ich einmal ein Mensch
aus Fleisch und Blut und nicht eine liebenswür¬
dige Puppe sein. Und ich bin neugierig, ob mir
die Bewältigung der Aufgabe, die mir soviel
Freude gemacht hat, auch gelungen ist. Jedenfalls
konnte ich mich diesmal so sehr konzentrieren,
wie das im Wirbel des Filmateliers nur selten
möglich ist.“
Magda Schneider hat durch einen Zufall den
Weg zum Film gefunden. Durch einen so merk¬
würdigen, wie er meist nur den Heldinnen im
Kino zustößt. Sie ist hier in Wien „auf Probe“
in „Viktoria und ihr Husar“ aufgetreten und sollte
daraufhin engagiert werden. Durch eine Schlam¬
perei wurde ihr aber der Vertrag nicht rechtzeitig
zugestellt. Und die Schauspielerin verließ schwer
enttäuscht unsere Stadt. Hätte sie aber dieses
Gastspiel absolviert, so hätte es ihr nicht passieren
können, daß sie ein paar Tage später Joe May.
ihrem Entdecker, zufällig in die Arme lief. Kein
Wunder, wenn Magda Schneider nun fest an eine
Bestimmung glaubt, die sie zum Filin gebracht hat.