II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1734

Liebelei
9. Sleenmnn.
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Ausschnitt, aus:

2 5. FER.1922
vom:
loie
Del Ium HAKotute.
Schnitzlars Werk als Filmdrama.
Von
Magda Schnelder.
Aus einem Gespräch.
Anläßlich der Uraufführung des Films „Liebelei“
traf die Darstellerin der Chvistine, Magda Schnelder,
gestern in Wien ein und machte einem unserer Mit¬
arbeiter nachstehende Aeußerungen:
Wieso gerade ich, eine Augsburgerin, in dem Wiener Film
die Hauptrolle spiele? Nun, ich glaube, daß der Dialekt meiner
Vaterstadt doch nicht so verschieden von dem „Weanerischen“ ist.
Die Besucher dieses Films werden wohl auch kaum eine besondere
sprachliche Verschiedenheit in meinen Ausdrücken bemerken. Ich
will aber außerdem erwähnen, daß mich der Wiener Typ be¬
sonders reizt. Ich kenne ja Wien von meinem, wenn auch nur
kurzen Gastspiel in „Viktoria und ihr Husar“ am Theater an der
Wien und von meinem Aufenthalt im Sommer vergangenen
Jahres, als ich im Sascha=Atelier „Sehnsucht 202“ drehte. Ich
habe aber noch ganz andere Bindungen zu Wien, die nicht rein
äußerlich sind. Ich bin nämlich eine enthusiastische Verehrerin
der Wiener Literatur und speziell Artur Schnitzlers Als ich nun
hörte, daß seine „Liebelei“ verfilmt werden sellte, fuhr ich nach
Berlin und bat inständigst, die Rolle der Christine übernehmen
zu dürfen. Es wurde mir eine Probeaufnahme gestattet, auf Grund
derer meine Mitwirkung beschlossen wurde. Die Christine ist meine
erste tragische Rolle, die mir deshalb besonders ans Herz
wachsen ist, weil sie eine dichterlsche ist. Im Rahmen dieses Stückes
habe ich auch Gelegenheit zu singen, und das Probesingen, das ich
darzustellen habe, erinnerte mich immer an meine bisherige
Karriere, die ja meistens derart verlief, daß ich nach einem Probe¬
spiel sofort engagiert wurde. Ich habe mir jetzt einen kurzen Urlaub
in St. Moritz gegönnt und fahre nächste Woche wieder in die
Schweiz, nach Lugano, jedoch nicht zur Erholung, sondern zwecks
Mitwirkung in einem neuen Film.
Die Premiere.
Musik aus Mozarts Entführung“ bildet das Präludium
zu Artur Schnitzlers verfilmter „Liebelei“. Im Kulminations¬
punkt der Tragödie probt das Orchester Beethovens „Fünfte“,
die Schicksalssymphonie. Der alte Cellist Weyring bittet den
Kapellmeister wegen einer Familienangelegenheit um einen
kurzen Urlaub. „Aber kommen Sie bald wieder zurück“ ruft der
Kapellmeister. Wie Hammerschläge klingen Beethovens Rhythmen
in C=Moll. Das heitere Spiel des Leutnants Fritz Lobheimer hat
kein Happyend. Der zweite Schuß durchgellt nicht mehr die
Praterauen, denn Baron Eggersdorff ist Sieger geblieben, hat
mocalisch und in der Tat recht behalten. Das Kaiserlied ertönt,
wenn der Monarch in der Hoflage der Oper erscheint. Wiener
Gassen ziehen im Halbdunkel vorüber. Schnee glitzert im
Wienerwald. Schlittenfahrt zweier Liebender durch Semmering¬
wälder, Offiziersmesse. Das Heim des alten Musikers.
Die Aufführung: ein Meisterwerk einer ins Filmische
transponierten Dichtung. Regisseur Max Ophüls hat es ver¬
mieden, um kleinlicher Effekte willen die Absichten des Autors
umzufälschen. Er läßt das Trauerspiel abrollen. Erschütternd,
wenn zum Schluß der Waldfriedhof projiziert wird und aus
den Gräbern der gespenstische Ruf ertönt: „Ich schwöre dir
ewige Liebe.“ Tränen, umspielt von Heiterkeit, ließe sich die
Inszenierung charakterisieken. Ophüls kontrastiert das Heim der
großen Dame mit der Vorstadtwohnung Christines. Offiziers¬
messe, das Nachtcafé, das Fest auf der Bude der jungen Offiziere,
das Operntheater, lauter filmisch gut aneinandergereihte Szenen.
Magda Schneider spielt die Christine als Naive, die sich mit
einemmal von der großen Mission wahrer Liebe erfüllt sieht.
Der Kontrast zur Schlager=Mizzi, von Luise Ullrich ganz
lusdruck.