Liebelei
box 13/4
nerenenn eneneneneenen
„OBBERVER‘
Wi.
Veutsscits Weltblatt, Wies.
3. MRZ. 1933
„Liebelei.“
Max Ophüls ist mit seinem Tonfilm „Liebelei“
dem Meisterwerk Artur Schnitzlers gerecht geworden,
wenn er auch die männlichen Hauptdarsteller in den
aktiven Militärstand versetzt hat. Schon in den ersten
Szenen, eine Galavorstellung in der Hofoper, schafft er
die Stimmung der Neunzigerjahre und hielt sie bis
zum tragischen Ende fest. Dadurch, daß Ophüls die
beiden jungen Freunde Offiziere sein läßt und den
„fremden Herrn“ als beleidigten Ehemann einführt, kann
er seinen Film straffer führen, womit er einer Haupt¬
regel der Filmtechnik künstlerisch voll Genüge leistet.
Geschmackvoll weicht er aber jeder aufbringlichen Stim¬
mungs= oder Milieumalerei aus. Nicht nur die Regie¬
kunst des jungen Ophüls ist lobenswert, sondern auch
seine Führung der Darsteller. Und da gibt es eine über¬
raschende Entdeckung: Magda Schneider. Die junge
Künstlerin erzählte in einem Interview, mit wie viel
Freude sie an dieser ihrer ersten ernsten Rolle gearbeitet
hat. Man sieht aber nicht nur die Freude, sondern findet
ein großes dramatisches Können: Ihre Christine ist von
ergreifender Schlichtheit und Echtheit. Luise Ulrich ist
eine wienerisch beschwingte Schlager=Mitzi, Paul Hör¬
biger ein herzenswarmer Vater Weyring. Die beiden
Freunde, Fritz und Theo, spielen Wolfgang Liebeneier
mit rührender Melancholie und Willy Eichberger
mit frisch draufgängerischem Wesen. Grundgens gibt
den Ehemann mit der ihm eigentümlichen Eindringlich¬
keit, Olga Tschechowa ist schön und liebenswert wie
immer. Der Film fand viel Erfola und Anerkennung.
1. Oesterr.
UDSEKVEK bensrel. konz.
2
Süro für Zeitungsnachrichten
5
WIEN I, WOLLZEILE 11
4
120
öle
#. Besbachter, Manene
5
4
2
3.
Das Kulturerbe der Novemberparteien:
P
Jahre marxistisc
NSK Im Jahre 1920 wurde vom Reichsmini= Wert hat, daß aber
sterium des Innern dem Ausschuß der National¬
neun Zehntel ganz wertles oder ververblich be
versammlung zur Prüfung des neuen Lichtspiel¬
sind. Furchtbar muß einst die Saat aufgehen,
Im
gesetzes der Bericht einer Kommission von 40
besonders in den Herzen der Jugendlichen.“
folger
Männern und Frauen verschiedener Berufs= und
Man wende nicht ein dieses vernichtende
oder
Gesellschaftsklassen vorgelegt, der u. a. folgende
teil sei von Muckern und vorurteilsvoll
Sätze enthielt: „Die größte Zahl der Filme
gegnern verfaßt; wer sich der Filme
dient nur der Schaulust. Die Darstellungen sind
Nachkriegszeit, in der sich die rücksich
fast alle ohne jeden bildenden oder veredelnden
schäftemacherei der jüdischen Filmfe
Wert. Die dargestellten Vorgänge sind oft ein
De
Hohn auf jeden Wirtlichkeitsfinn. Schlimmer
ungehenmt austoben konnte si erlung
sind jene Stücke, die sich mit aufregenden und
Nationalversammlung erkannte den gr
aufreizenden Darstellungen vorwiegend an die
haften Mißbrauch, der mit dem Lichtspiel g
„Kat
Phantasie der Zuschauer wenden, sie
ben wurde, und schuf als einzige Zensur
mit grausigen und schrecklichen Eindrücken er¬
Filmzensur, wonach Filme verboten w
füllen und krankhaft überspannen. Noch verderb¬
können, die geeignet sind, die öffentlich
licher wirkt die Darstellung der Verbrecher¬
nung oder Sicherheit zu gefährden,
und Detektivfilme. Immer ist der Per¬
giöse Empfinden zu verletzen, verro
brecher der Held. Außerst bedenklich sind fer.er
entsittlichend zu wirken, das deutsc
die unzähligen öden Liebesgeschichten, die viel¬
oder die Beziehungen Deutschlands zu
fä#h auf unmöglichen Voraussetzungen beruhen.
tigen Staaten zu gefährden. Die krassesten
Eine Menge Stücke wenden sich durch Vorfüh¬
wüchse wurden damit zwar verhindert im übri¬
rungen von Liebesszenen, von Entblößun¬
gen aber blieb auch in den folgenden 13 Jahren
gen unnd Entkleidungen, von Badeszenen, vom
der internationale, liberalistische, marzistische,
90
Verschlvinden der Paare in den Schlafzimmern
jüdische Geist der Filmbeherrscher
ihr
usw. an die allerniedrigsten Triebe
in Deutschland Sieger. Denn was nützt die Auf¬ zei
im Menschen. Das Dirnenleben wird in
stellung von Verbotsmöglichkeiten, die an sich den
zahlreichen Stücken nackt und unverhüllt vor
dri
gut klingen, wenn die Filmhersteller bei den
Augen geführt zumal unter dem allzu durchsich¬
Prüfstellen als ihren besten Anwalt gegen
tigen Mäntelchen, als wollten sie Moral pre¬
Verbot das kapitalistische Moment der
digen. Hierher gehören auch diejenigen Filme,
schäftsschädigung“ mitbringen können?
die unter dem Schein der Aufklärung
nützt eine Prüfkammer, von deren Zus
das Geschlechtliche darstellen. Andere verhöhnen
setzung jüdische Filmleute, marxistische
durch ihre Vorfübtungen die heiligsten Gesetze
bildner kommunistische Schriftsteller ni
der Ehe. Sie zeigen und verherrlichen den
Leichtsinn und die Untreue, den Ehebruch, oft geschlossen sind, dem deutschen Volk?
einem nicht ein bitteres Lachen auf die L
genug den doppelten, Hinterlist und Betrug, den
brik
wenn man bedenkt, daß solche Menschen
darauf folgenden Totschlag und Mord, Selbst¬
Begriffe wie „öffentliche Ordnung“, „Religiö¬
mord, Verzwefflung der Überlebenden, Wahn¬
ses Empfinden", „Deutsches Ansehen“ zu befin¬
für
sinn. Alles das in gefälligem Gewande, so daß
den haben?
man daraus eine Anklage gegen heute noch gel¬
Nier
Wir erwarten den zum Überdruß gehörten
tende Gesetze und Anschauungen herausfühlt.
Haf
Einwurf von der Gegenseite: das Niveau der
Eine Reihe von Filmen bewirken eine Ver¬
Filme habe sich in den letzten Jahren sehr ge¬ Die
höhnung der Religion, des Gottesglaubens,
hoben. Und wir erklären dazu vor allem, daß „Die
des Glaubens an Gerechtigkeit und Vergeltung,
sich nach unserer Anschauung das Niveau nicht „Die Au
des Glaubens an ein Jenseits. Fassen wir unser
durch die Form allein hebt oder durch die Aus= „Mutter #
Urteil zusammen, so müssen wir feststellen, daß
kaum ein Zehntel der Filme einen gewissen stattung oder durch investiertes Ri enkapital, phen des
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Wi.
Veutsscits Weltblatt, Wies.
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Max Ophüls ist mit seinem Tonfilm „Liebelei“
dem Meisterwerk Artur Schnitzlers gerecht geworden,
wenn er auch die männlichen Hauptdarsteller in den
aktiven Militärstand versetzt hat. Schon in den ersten
Szenen, eine Galavorstellung in der Hofoper, schafft er
die Stimmung der Neunzigerjahre und hielt sie bis
zum tragischen Ende fest. Dadurch, daß Ophüls die
beiden jungen Freunde Offiziere sein läßt und den
„fremden Herrn“ als beleidigten Ehemann einführt, kann
er seinen Film straffer führen, womit er einer Haupt¬
regel der Filmtechnik künstlerisch voll Genüge leistet.
Geschmackvoll weicht er aber jeder aufbringlichen Stim¬
mungs= oder Milieumalerei aus. Nicht nur die Regie¬
kunst des jungen Ophüls ist lobenswert, sondern auch
seine Führung der Darsteller. Und da gibt es eine über¬
raschende Entdeckung: Magda Schneider. Die junge
Künstlerin erzählte in einem Interview, mit wie viel
Freude sie an dieser ihrer ersten ernsten Rolle gearbeitet
hat. Man sieht aber nicht nur die Freude, sondern findet
ein großes dramatisches Können: Ihre Christine ist von
ergreifender Schlichtheit und Echtheit. Luise Ulrich ist
eine wienerisch beschwingte Schlager=Mitzi, Paul Hör¬
biger ein herzenswarmer Vater Weyring. Die beiden
Freunde, Fritz und Theo, spielen Wolfgang Liebeneier
mit rührender Melancholie und Willy Eichberger
mit frisch draufgängerischem Wesen. Grundgens gibt
den Ehemann mit der ihm eigentümlichen Eindringlich¬
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1. Oesterr.
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neun Zehntel ganz wertles oder ververblich be
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folger
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Man wende nicht ein dieses vernichtende
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Filmzensur, wonach Filme verboten w
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