II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1771

Liebeler
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Der Mergen,
Der „Film-Morgen
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Achtung, Achtung, Sie hören
von Ralf
# mit S##belett abfölllt nicht ein¬
verstanden ist.
Können Sie sich eine „Liebelei“ porstellen.
aus der Wien verbannt istf Der Regisseur Max
Ophüls erklärte zwar, der Sohn Arthur
Schnitzlers, Heinrich, habe ihm versichert, der
Film sei „ganz im Geiste des Verstorbenen“.
Ich kenne Heinrich Schnitzler, er war schon im
Gymnasium ein höflicher Junge. Ich kann noch
verstehen, daß man den Leutnant Fritz mit
Wolfgang Liebeneiner besetzt. Er spricht
nicht wie ein k. u. k. Dragoner, sondern wie ein
preußischer Ulan, jedoch: der Film soll auch in
Deutschland Absatz finden. Schnitzler ist schön,
Wien ist auch schön, aber Pinkepinke ist noch
viel schöner! Ich kann schon weniger verstehen,
daß Gustav Gründgens aus dem österreichischen
Baron von Eggersdorf einen racheglitzernden
Junker macht, aber was ich ganz und gar nicht
verstehen kann, ist, daß der wichtigste Darsteller
eines Schnitzler=Werkes übergangen wurde. Der
wichtigste Darsteller, das ist Wien, die Wiener
Luft, die Wiener Gassen, durch die der Herr
Leutnant die Christl nach Hause begleitet in
die Paniglgasse, das ist das kleine Café, in dem
die Schlagermizzi ihre süßen Verruchtheiten
sagt, das ist der Wienerwald — und das alles
hat der fixe Herr Regisseur Ophüls in Deutsch¬
land selbst aufgebaut und photographiert. Die
Wiener Gasserln sind vermutlich in Neubabels¬
berg aufgestellt, das Wiener Café ist gründlich
daneben gelungen und Magda Schneider
ist so wenig eine Wiener Chrisil, ##r brave
Wolfgang Liebeneiner ein Dragone# dinant ist.
In Deutschland merkt man das vielleicht nicht
so und es wäre auch gar nicht wichtig, wenn's
nicht gerade Arthur Schnitzler das Wichtigste
an all dem gewesen wäre.
Arthur Schnitzler war es gar nicht so wichtig,
einen Protest gegen den Duellunsinn vom
Stapel zu lassen und einen mordenden Rächer
seiner Gattenehre zu zeigen, ihm war's um das
zu tun, was diese Gestalten umgab, den Leut¬
nant Fritz Lobheimer, die Schlagermizzi und
die Weyring Christl, den alten Weyring, den
Bühnenportier und den Ober, den Hausbesor¬
ger und den Baron, jene süße, weiche und doch
tödliche Wiener Luft
Deshalb bezweifle ich, daß Heinrich Schnitz¬
ler das mit dem „Geist seines Vaters“ aufrich¬
tig gemeint hat. Vielleicht hat er den Geist nur
beschwichtigen wollen. „Liebelei“ ist ein recht
wackerer Tonfilm mit einem Dialog der Herren
Hans Wilhelm und Curt Alexander,
sehr sauber in Szene gesetzt von Max Ophüls,
samos gespielt von Magda Schneider, Wolf¬
gang Liebeneiner, Gustav Gründgens,
Olga Tschechowa — das bißchen Wiener
Luft, das streng kontingentmäßig zugelassen
wurde, weht um Paul Hörbiger als gar
nicht so alten Musiker Weyring, um die etwas
zu g'schnappige Luise Ullrich und um den
Oberleutnant Theo Kaiser des Willy Eich¬
berger, aber die „Liebelei“ ist so von Arthur

übrigens pracht¬
Schnitzler wie die
vollen — Rauhreifaufnahmen aus dem Wie¬
nerwald sind. Warum nicht! Auch Schlesten hat
schöne Wälder! Die Musik von Theo Macke¬
ben ist stimmungsvoll und geschickt.
Schnitzler sollen sie mir dabei
Nur Ar
in Ruh lassen. Wird mür das versprochen, dann
gebe ich ohneweiters zu: ein sehenswerter
Film, diese „Liebelei“ von Wilhelm=Alexander¬
Ophüls!