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X 1
1. Oesterr.
ERDEN benördt. kons.
Gro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 17
Krdkühe: Neueste Nachrichten
5
•ZAPR. 933
Liebelei
S
Prinzeßtheater
Nach dem bekannten Schauspiel Arthur. Schnitz¬
Lansschrieben Hans Wilhelm und Kurt Alexan¬
der
Manuskript für den Film, der, dank seiner
Wandlungsfähigkeit, die Konzentration des
amas aufgeben kann und, wie es in solchen
eschehen pflegt, die Handlung in eine Reihe
den zerlegt. Es bedeutet eine Verschiebung
der Akzente, wenn etwa „der Herr“ des Dramas
scharf umrissen zum Baron Eggersdorf wird, wenn
seine Frau, bei Schnitzler nur schicksalhaft erwähnt, im
Film selbst in die Handlung eingreift, die außerdem
uf einen Konflikt zwischen Militär und Zivil zu¬
gespitzt wird. Anderseits hat es der Regisseur, Max
Ophüls, ausgezeichnet verstanden, die feine,
schwebende Stimmung, den Wiener Unterton festzu¬
halten. Mit Bedacht sind junge Darsteller gewählt
worden, die noch nicht in Routine erstarrt sind: Die
Christine spielt Magda Schneider schlicht und mit
Verschlossenheit. Luise Ullrich gestaltet den Gegen¬
satz, die erfahrene, das Leben genießende Mizzi
Schlager, mit starkem Eindruck. Wolfgang Lieben¬
einer gibi den Fritz Lobheimer verträumt, Willi
Eichberger den opferbereiten Freund. Gustav
Gründgens ist undurchdringlich in der Maske des
Barons Eggersdorf, und Olga Tschechowa, das
„dämonische Weib“, läßt alle Künste der Verführung
spielen. Liebevoll zeichnet Paul Hörbiger die Gestalt
des alten Kammermusikus Weiring nach, und Paul
Otto ist der vollendete Kavalier der alten Zeit. Ein
besonderer Reiz des neuen Films ist die ausgezeichnete,
vielfach neue Wege gehende Photographie von Franz)
Planer.
I. Oesterr.
BSERVER benerel. konz.
Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11
Wienerwaldpost Mödling
3
2.4.1935
Liebelei. Ein Lur Film der Glite Tansier
produktion RegierMe Ophüls. ) Arthur Schnitz¬
lers Schauspiel, das in der Entwicklung des Wie
ner Theaters eine Umwälzung hervorgernfen
hatte und mit einer Gestaltungskraft ohnegleichens
Probleme aufrollt die, wenn auch einer vergan¬
genen Zeit angehörend doch auch heute noch dies
Gemüter bewegt, hat dieser Tage, sowohl im
Theater als auch im Film Wiederauferstehung ge¬
feiert. Wenige Verfilmungen eines Schausvieles
werden so uneingeschränkte Anerkennung finden
wie diese. Schon die einleitenden Szenen die in
der Hofoper der Vorfriegszeit spielen, sind ein
Meisterwerk feinster Regiearbeit. Wie hier die
Atmosphäre der ehemaligen Wiener Elite= und
Hofgesellschaft, die erwartungsvolle Theaterstim¬
mung festgehalten snd das it dem Regisseur Ma#
Tgnn gibt
Ophüls gamz wrächtig eelnegen.
Bilder von packender Schönheit wie die Schlit¬
teufahrt durch den winterlich verschneiten Wald.
und wieder solche die einem die Augen feucht
werden lassen, wie der Besuch des jungen Leut¬
nant Fritz bei Christinens Väter. Wie er hier in
diesen ärmlichen Räumen sich immer und immer
wieder umsieht, dieses Festklammern mit den
Augen an den kleinsten Kleinigkeiten des gelieb¬
ten Zimmers, dieses Sich=nicht=losreißen=können
ist neben dem genialen Regieeinfall auch eine
Glanzleistung des Darstellers und überhaupt einer
der Höhepunkte des Werkes. Noch einige Szenen
gibt es, für die wir Regie und Darstellung Dank
wissen. Die Duellszene z. B in der alles Krasse,
alles Aufdringliche mit feigem Taktgefühl ver¬
mieden wird, um nur die atemlose Erwartung
zweier angsterfüllter Herzen allein zu uns spre¬
chen zu lassen und dann die reizende, so recht
mit wienerischer Wehmut erfüllte Kaffeehausseene
Die Darstellung steht der Regie nicht nach was
bei Schauspielern wie Paul Hörbiger, Magda
Schneider, Luise Ullrich und viele andere selbst¬
verständlich ist. Wenn auch Magda Schneiders
Christine nicht so wienerisch wirkt, wie wir sie
uns gerne vorstellen, so ist sie doch so reizvoll und
zart gezeichnet, daß wir uns versöhnt, gerne mit
dieser Auffassung zufrieden geben. Die Rolle des
Kammermusikanten Weyring ist im Film leider
etwas stiefmütterlich bedacht, so daß Hörbigers
Fähigkeiten diesmal nicht ganz zur Entfaltung
kommen Eine Glanzleistung bietet Gustav Gründ¬
gens als altösterreichischer Kavalien und Aristo¬
krat, ebenso Paul Otto, dieser feine, vielseitige
Schauspieler, der bisher noch in jedem Genre der
Maskenkunst vollendet war. Ein wenig unfertig,
doch große Begabung versprechend war die Dar¬
stellung des Leutnant Fritz durch den jungen
Wolfgang Liebeneiner, der leider vor kurzem ge¬
legentlich einer Außenaufnahme zu diesem Film
verunglückte und schwer verletzt wurde. Luise Ull¬
rich ist eine lustige Mitzi Schlager, Olga Tsche¬
chowa eine faszinierende Baronin Gagersdorff und
Willi Eichberger ein zwar recht fescher, aber doch
etwas zu farbloser Obltn Kaiser. Alles in allem
ein Film. der eine wertvolle Bereicherung des der¬
Swit.
zeitigen Kinorepertoires bringt.
X 1
1. Oesterr.
ERDEN benördt. kons.
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WIEN I, WOLLZEILE 17
Krdkühe: Neueste Nachrichten
5
•ZAPR. 933
Liebelei
S
Prinzeßtheater
Nach dem bekannten Schauspiel Arthur. Schnitz¬
Lansschrieben Hans Wilhelm und Kurt Alexan¬
der
Manuskript für den Film, der, dank seiner
Wandlungsfähigkeit, die Konzentration des
amas aufgeben kann und, wie es in solchen
eschehen pflegt, die Handlung in eine Reihe
den zerlegt. Es bedeutet eine Verschiebung
der Akzente, wenn etwa „der Herr“ des Dramas
scharf umrissen zum Baron Eggersdorf wird, wenn
seine Frau, bei Schnitzler nur schicksalhaft erwähnt, im
Film selbst in die Handlung eingreift, die außerdem
uf einen Konflikt zwischen Militär und Zivil zu¬
gespitzt wird. Anderseits hat es der Regisseur, Max
Ophüls, ausgezeichnet verstanden, die feine,
schwebende Stimmung, den Wiener Unterton festzu¬
halten. Mit Bedacht sind junge Darsteller gewählt
worden, die noch nicht in Routine erstarrt sind: Die
Christine spielt Magda Schneider schlicht und mit
Verschlossenheit. Luise Ullrich gestaltet den Gegen¬
satz, die erfahrene, das Leben genießende Mizzi
Schlager, mit starkem Eindruck. Wolfgang Lieben¬
einer gibi den Fritz Lobheimer verträumt, Willi
Eichberger den opferbereiten Freund. Gustav
Gründgens ist undurchdringlich in der Maske des
Barons Eggersdorf, und Olga Tschechowa, das
„dämonische Weib“, läßt alle Künste der Verführung
spielen. Liebevoll zeichnet Paul Hörbiger die Gestalt
des alten Kammermusikus Weiring nach, und Paul
Otto ist der vollendete Kavalier der alten Zeit. Ein
besonderer Reiz des neuen Films ist die ausgezeichnete,
vielfach neue Wege gehende Photographie von Franz)
Planer.
I. Oesterr.
BSERVER benerel. konz.
Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11
Wienerwaldpost Mödling
3
2.4.1935
Liebelei. Ein Lur Film der Glite Tansier
produktion RegierMe Ophüls. ) Arthur Schnitz¬
lers Schauspiel, das in der Entwicklung des Wie
ner Theaters eine Umwälzung hervorgernfen
hatte und mit einer Gestaltungskraft ohnegleichens
Probleme aufrollt die, wenn auch einer vergan¬
genen Zeit angehörend doch auch heute noch dies
Gemüter bewegt, hat dieser Tage, sowohl im
Theater als auch im Film Wiederauferstehung ge¬
feiert. Wenige Verfilmungen eines Schausvieles
werden so uneingeschränkte Anerkennung finden
wie diese. Schon die einleitenden Szenen die in
der Hofoper der Vorfriegszeit spielen, sind ein
Meisterwerk feinster Regiearbeit. Wie hier die
Atmosphäre der ehemaligen Wiener Elite= und
Hofgesellschaft, die erwartungsvolle Theaterstim¬
mung festgehalten snd das it dem Regisseur Ma#
Tgnn gibt
Ophüls gamz wrächtig eelnegen.
Bilder von packender Schönheit wie die Schlit¬
teufahrt durch den winterlich verschneiten Wald.
und wieder solche die einem die Augen feucht
werden lassen, wie der Besuch des jungen Leut¬
nant Fritz bei Christinens Väter. Wie er hier in
diesen ärmlichen Räumen sich immer und immer
wieder umsieht, dieses Festklammern mit den
Augen an den kleinsten Kleinigkeiten des gelieb¬
ten Zimmers, dieses Sich=nicht=losreißen=können
ist neben dem genialen Regieeinfall auch eine
Glanzleistung des Darstellers und überhaupt einer
der Höhepunkte des Werkes. Noch einige Szenen
gibt es, für die wir Regie und Darstellung Dank
wissen. Die Duellszene z. B in der alles Krasse,
alles Aufdringliche mit feigem Taktgefühl ver¬
mieden wird, um nur die atemlose Erwartung
zweier angsterfüllter Herzen allein zu uns spre¬
chen zu lassen und dann die reizende, so recht
mit wienerischer Wehmut erfüllte Kaffeehausseene
Die Darstellung steht der Regie nicht nach was
bei Schauspielern wie Paul Hörbiger, Magda
Schneider, Luise Ullrich und viele andere selbst¬
verständlich ist. Wenn auch Magda Schneiders
Christine nicht so wienerisch wirkt, wie wir sie
uns gerne vorstellen, so ist sie doch so reizvoll und
zart gezeichnet, daß wir uns versöhnt, gerne mit
dieser Auffassung zufrieden geben. Die Rolle des
Kammermusikanten Weyring ist im Film leider
etwas stiefmütterlich bedacht, so daß Hörbigers
Fähigkeiten diesmal nicht ganz zur Entfaltung
kommen Eine Glanzleistung bietet Gustav Gründ¬
gens als altösterreichischer Kavalien und Aristo¬
krat, ebenso Paul Otto, dieser feine, vielseitige
Schauspieler, der bisher noch in jedem Genre der
Maskenkunst vollendet war. Ein wenig unfertig,
doch große Begabung versprechend war die Dar¬
stellung des Leutnant Fritz durch den jungen
Wolfgang Liebeneiner, der leider vor kurzem ge¬
legentlich einer Außenaufnahme zu diesem Film
verunglückte und schwer verletzt wurde. Luise Ull¬
rich ist eine lustige Mitzi Schlager, Olga Tsche¬
chowa eine faszinierende Baronin Gagersdorff und
Willi Eichberger ein zwar recht fescher, aber doch
etwas zu farbloser Obltn Kaiser. Alles in allem
ein Film. der eine wertvolle Bereicherung des der¬
Swit.
zeitigen Kinorepertoires bringt.