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Liebelei
box 13/4
I. Oesterr.
SIEIOBSERVER veneret. konz.
Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 17
Rheindsch-Vestfälische
zeitung.
von. 23.4. 1953.
Liebelei
Ein Film von gestern
Eine Tändelei, ein Flirt. Liebe in der spielerischen
Form von Liebelei. Aus dem Unernst heiterer Oberfläch¬
lichkeit wird die große Leidenschaft. Mit der Liebelet
wurden sie fertig, die Liebe wird ihr tragisches Schicksal.
Was Schnitzler mit leichter Hand, milder Skepsis und
sch
dust hinstrichelte — ist von der Atmosphäre
einer müde gewordenen Zeit umflirrt. Was vom Schau¬
spiel auf den Film übertragen wurde, ist frischer, erd¬
näher, aber auch derber und hat dumpfere Melodie.
Weder von der Leichtigkeit, noch von der bitteren Süße
ist soviel in diesem Tonfilm, wie in seinem stummen Vor¬
gänger. Zwar sind einige Sätze über die Ewigkeit aller
Liebe behutsam mit dem poctischen Bild eines verschnei¬
ten Waldes verwoben, und beides hat Musik des innigsten
Gefühls. Doch stehen sonst Bild und Wort ohne inneren
Zusammenhang da. Das Wort zu dürftig, um die Seele
zum Klingen zu bringen, das Bild zu blaß, nur Illu¬
stration und nicht erfüllt von den Schwingungen des
Herzens. Ein Schulbeisptel für die Fragwürdigkeit des
photokopierten Theaters und der Unverträglichkeit zweier
grundverschiedener Kunstgesetze. (Die Regiearbeit von
Max Ophüls ist sauber, aber gepflegtes Handwerk, ist
noch nicht Kunst — und gerade an diesem Anlaß hätte sich
filmische Kammerspielkunst beweisen können.) Es bleibt
die Freude an Einzelnem. An einer so versonnenen Be¬
sinnlichkeit, wie sie Hörbiger besitzt, eine Philosophie
von Leichtigkeit und Tiefe. Es bleibt die Freude an
zwei jungen Gesichern: Eichberger und Lieben¬
eier, eine heitere Art, da zu sein, jung zu sein, frisch
und gar nicht fritschig; sie wird bei Liebeneier um einen
sympathischen Hauch von Melancholie verdunkelt. (Wie¬
er Abschied vom Zimmer der Geliebten nimmt — da er
sie selbst nicht mehr sehen kann. Hier schlägt das Herz
des Spiels.) Auch das scharfe Profil Gründgens ist
diszipliniert eingesetzt. Die Mädchen spielen mit ver¬
tauschten Rollen: Luise Ullrich ist die heitere Mizzi
und Magda Schneider die sentimentale Christel. Es
wäre umgekehrt besser gewesen. Die Geschwätzigkeit die¬
ser charakterisiert vortrefflich den Menschen der Rolle;
aber die Verhaltenheit jener ist innere Armut. Für die
Tragik eines einfältigen Herzens reichen die Gaben Magda
Schneiders nicht aus; das Herz bleibt abseits, im Wort
wie im mimischen Spiel, das die Mühe um Ergriffenheit
sichtlich zeigt, aber keine Ergriffenheit ausstrahlen kann.
So bleibt die große Szene tot. Und damit der wichtige
Ausklang des Films. Da nichts in ihr klingt klirat auch
nichts nach. Eine zu große Aufgabe für ein keines
Sbl.
Talent.
I. Oesterr.
SIAIOBSERVER ponbret, konz.
Büro für Zeitungsnachrichten
8
WIEN I, WOLLZEILE 11
□2
Innsbrucker Nachrichten.
—
AP
„Liebelei.“ Es ist dies nicht die erste Verfilmung von Arthur
Schnitzlers berühmtesten Schauspiel, aber die erste Vertonfilmung.
Die stumme Verfilmung mit Evelyn Holt als Christl dürfte noch
in allgemeiner Erinnerung sein, sie wies gegenüber dem Bühnen¬
stück wesentliche Unterschiede auf. Die Regie führt Max Ophüls,
der mit seiner Tonfilmoper „Die verkaufte Braut“ bereits eine
Talentprobe geliefert hat. Der Tonfilm spielt im Wien der Vor¬
kriegszeit und zeichnet sich durch größte Aufmachung aus, u. a.
wurde die Wiener Hofoper genau nachgebildet. Das Ensemble
weist eine große Anzahl prominenter Namen auf: Luise Ullrich,
die durch ihr großes Können, durch ihren Charm und Liebreiz
als Erika Riederer im Luis Trenkers Großfilm aus unserer
Heimat „Der Rebell mit einem Schlage zu einem Liebling des
Kinopublikums geworden ist, zeigt eine Spitzenleistung in der
Rolle der Mizzi Schlager, dem süßen, etwas leichtsinnigen Wiener
Mädel. Die junge, vielgenannte Filmkünstlerin Magda Schnei¬
der mimt die Christl Weyring; es ist dies ihre erste ernste Ton¬
filmrolle. Paul Hörbiger ist auch zum erstenmal in einer
ernsten Rolle, als der alte Musikus Weyring; seine große Ge¬
staltungskunst findet auch in dieser Rolle volle Entfaltung, Willy
Eichberger in seiner zweiten Tonfilmrolle als Theo, ein Wind¬
hund vom reinsten Wasser, frech, leichtsinnig und sympathisch; seit
seinem Tonfilmdebüt in „Audienz in Ischl“ der Schwarm aller
Frauen. Wolfgang Liebeneiner als Fritz, voll jugendlichem Feuer,
Gustav Gründgans als Baron voll Dämonie und funkelnder
Kälte, Olga Tschechowa faszinierend als die Verführerin, Paul
Otto, als der korrekte Denunziant. Dieses filmische Meisterwerk
wird, wie überall, so auch in Innsbruck das Publikum in seinen
Bann ziehen, wie es die Dichtung Arthur Schnitzlers vor Jahren
begeisterte. Max Ophüls Tonfilm „Liebelei“ gelangt ab Montag,
1. Mai, in den Ton=Kammerlichtspielen zur Aufführung. A. E. L.
2
„UBSERVER‘
Wien, I., Wollzeile Nr. 41
∆5
Telsfon R-25-0-44
Innviertic brichten, Ried
3. 6 7
Tonkino Aspach.
Sonntag bringt das Aspacher Tonkino Arthur
Schnitzlers unsterbliches MeisterwerkLiebelei“ mit
den bekannten Darstellern Magda Schneider, Paul
Hörbiger, Olga Tschechowa und Willy Eichberger. Den
Film soll jeder sehen. — Am Christi Himmelfahrtstage
gelangt das historische Werk „Die Schlacht bei Tangen¬
berg“ zur Aufführung. Es ist ein dokumentarischer
Film über diese Schlacht, mit Originalaufnahmen aus
die großen Kämpfe in den masurischen Seen mit
Generalfeldmarschall Hindenburg. Das Prachtwerk soll
niemand versäumen.
Liebelei
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zeitung.
von. 23.4. 1953.
Liebelei
Ein Film von gestern
Eine Tändelei, ein Flirt. Liebe in der spielerischen
Form von Liebelei. Aus dem Unernst heiterer Oberfläch¬
lichkeit wird die große Leidenschaft. Mit der Liebelet
wurden sie fertig, die Liebe wird ihr tragisches Schicksal.
Was Schnitzler mit leichter Hand, milder Skepsis und
sch
dust hinstrichelte — ist von der Atmosphäre
einer müde gewordenen Zeit umflirrt. Was vom Schau¬
spiel auf den Film übertragen wurde, ist frischer, erd¬
näher, aber auch derber und hat dumpfere Melodie.
Weder von der Leichtigkeit, noch von der bitteren Süße
ist soviel in diesem Tonfilm, wie in seinem stummen Vor¬
gänger. Zwar sind einige Sätze über die Ewigkeit aller
Liebe behutsam mit dem poctischen Bild eines verschnei¬
ten Waldes verwoben, und beides hat Musik des innigsten
Gefühls. Doch stehen sonst Bild und Wort ohne inneren
Zusammenhang da. Das Wort zu dürftig, um die Seele
zum Klingen zu bringen, das Bild zu blaß, nur Illu¬
stration und nicht erfüllt von den Schwingungen des
Herzens. Ein Schulbeisptel für die Fragwürdigkeit des
photokopierten Theaters und der Unverträglichkeit zweier
grundverschiedener Kunstgesetze. (Die Regiearbeit von
Max Ophüls ist sauber, aber gepflegtes Handwerk, ist
noch nicht Kunst — und gerade an diesem Anlaß hätte sich
filmische Kammerspielkunst beweisen können.) Es bleibt
die Freude an Einzelnem. An einer so versonnenen Be¬
sinnlichkeit, wie sie Hörbiger besitzt, eine Philosophie
von Leichtigkeit und Tiefe. Es bleibt die Freude an
zwei jungen Gesichern: Eichberger und Lieben¬
eier, eine heitere Art, da zu sein, jung zu sein, frisch
und gar nicht fritschig; sie wird bei Liebeneier um einen
sympathischen Hauch von Melancholie verdunkelt. (Wie¬
er Abschied vom Zimmer der Geliebten nimmt — da er
sie selbst nicht mehr sehen kann. Hier schlägt das Herz
des Spiels.) Auch das scharfe Profil Gründgens ist
diszipliniert eingesetzt. Die Mädchen spielen mit ver¬
tauschten Rollen: Luise Ullrich ist die heitere Mizzi
und Magda Schneider die sentimentale Christel. Es
wäre umgekehrt besser gewesen. Die Geschwätzigkeit die¬
ser charakterisiert vortrefflich den Menschen der Rolle;
aber die Verhaltenheit jener ist innere Armut. Für die
Tragik eines einfältigen Herzens reichen die Gaben Magda
Schneiders nicht aus; das Herz bleibt abseits, im Wort
wie im mimischen Spiel, das die Mühe um Ergriffenheit
sichtlich zeigt, aber keine Ergriffenheit ausstrahlen kann.
So bleibt die große Szene tot. Und damit der wichtige
Ausklang des Films. Da nichts in ihr klingt klirat auch
nichts nach. Eine zu große Aufgabe für ein keines
Sbl.
Talent.
I. Oesterr.
SIAIOBSERVER ponbret, konz.
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Innsbrucker Nachrichten.
—
AP
„Liebelei.“ Es ist dies nicht die erste Verfilmung von Arthur
Schnitzlers berühmtesten Schauspiel, aber die erste Vertonfilmung.
Die stumme Verfilmung mit Evelyn Holt als Christl dürfte noch
in allgemeiner Erinnerung sein, sie wies gegenüber dem Bühnen¬
stück wesentliche Unterschiede auf. Die Regie führt Max Ophüls,
der mit seiner Tonfilmoper „Die verkaufte Braut“ bereits eine
Talentprobe geliefert hat. Der Tonfilm spielt im Wien der Vor¬
kriegszeit und zeichnet sich durch größte Aufmachung aus, u. a.
wurde die Wiener Hofoper genau nachgebildet. Das Ensemble
weist eine große Anzahl prominenter Namen auf: Luise Ullrich,
die durch ihr großes Können, durch ihren Charm und Liebreiz
als Erika Riederer im Luis Trenkers Großfilm aus unserer
Heimat „Der Rebell mit einem Schlage zu einem Liebling des
Kinopublikums geworden ist, zeigt eine Spitzenleistung in der
Rolle der Mizzi Schlager, dem süßen, etwas leichtsinnigen Wiener
Mädel. Die junge, vielgenannte Filmkünstlerin Magda Schnei¬
der mimt die Christl Weyring; es ist dies ihre erste ernste Ton¬
filmrolle. Paul Hörbiger ist auch zum erstenmal in einer
ernsten Rolle, als der alte Musikus Weyring; seine große Ge¬
staltungskunst findet auch in dieser Rolle volle Entfaltung, Willy
Eichberger in seiner zweiten Tonfilmrolle als Theo, ein Wind¬
hund vom reinsten Wasser, frech, leichtsinnig und sympathisch; seit
seinem Tonfilmdebüt in „Audienz in Ischl“ der Schwarm aller
Frauen. Wolfgang Liebeneiner als Fritz, voll jugendlichem Feuer,
Gustav Gründgans als Baron voll Dämonie und funkelnder
Kälte, Olga Tschechowa faszinierend als die Verführerin, Paul
Otto, als der korrekte Denunziant. Dieses filmische Meisterwerk
wird, wie überall, so auch in Innsbruck das Publikum in seinen
Bann ziehen, wie es die Dichtung Arthur Schnitzlers vor Jahren
begeisterte. Max Ophüls Tonfilm „Liebelei“ gelangt ab Montag,
1. Mai, in den Ton=Kammerlichtspielen zur Aufführung. A. E. L.
2
„UBSERVER‘
Wien, I., Wollzeile Nr. 41
∆5
Telsfon R-25-0-44
Innviertic brichten, Ried
3. 6 7
Tonkino Aspach.
Sonntag bringt das Aspacher Tonkino Arthur
Schnitzlers unsterbliches MeisterwerkLiebelei“ mit
den bekannten Darstellern Magda Schneider, Paul
Hörbiger, Olga Tschechowa und Willy Eichberger. Den
Film soll jeder sehen. — Am Christi Himmelfahrtstage
gelangt das historische Werk „Die Schlacht bei Tangen¬
berg“ zur Aufführung. Es ist ein dokumentarischer
Film über diese Schlacht, mit Originalaufnahmen aus
die großen Kämpfe in den masurischen Seen mit
Generalfeldmarschall Hindenburg. Das Prachtwerk soll
niemand versäumen.