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Liebe
„
box 13/5
UTTER
I. österr. bebördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Die Stunde, Hieg
75 4UG. 1032
vom:
„ Liebelens mit Musik
Bekanntlich hat Oscar Straus den
größten Teil des heurigen Sommers damit
verbracht, an der Komposition der Musik
zu seiner nächsten Operette, als deren Text
eine Bearbeitung von Arthur-Schnitzlers
„Liebelei“ dient, zu arbeiten.
Wie wir erfahren, ist Oscar Strauß jetzt
mit seinem neuen Werk ziemlich fertig,
das bereits jetzt intensivstes Interesse auch
der Bühne des Auslandes erregt. London
Jund Paris bewerben sich um das Auffüh¬
rungsrecht der Operette, die in Wien zur
Uraufführung gelangen wird. Da die in Be¬
stracht kommenden Bühnen, Theater an
der Wien und die bis dahin ebenfalls
Operette spielende „Scala“ ihre Weih¬
nachtsnovitäten festgelegt haben und der
begreifliche Wunsch besteht, das Werk
ebenfallg möglichst am Höhepunkt der
Saison herauszubringen, wird nach Rück¬
kunft Direktor Jahns darüber verhandelt
werden,
ob nicht die Möglichkeit einer Auffüh¬
rung im Deutschen Volkstheater in den
Monaten Dezember oder Jänner be¬
steht.
Das Buch ist bekanntlich von Paul
Knepler und Heinz Saltenburg be¬
arbeitet, die Textierung der Chansons
stammt von Dr. Beda. Die Bearbeiter leg¬
ten Gewicht darauf, sich möglichst wenig
vom Wesentlichen deg Originals zu entfer¬
nen: nur der allerletzte tragische Schluß,
der Schatten des Todes ist entfernt. Es
kommt aber nicht zu dem üblichen happy
end, dem Sichfinden der Paare, sondern der
von Schnitzler gewollte tragische Unter¬
schied zwischen Liebe und Liebelei wird
auch in der musikalischen Fassung klar zum
Ausdruck kommen. Man hat auch das
Milieu, in dem das Original spielt, bei¬
behalten, was zu betonen vielleicht darum
wichtig ist, da bei der Verfilmung des
Stoffes eine solche Transponierung in
Offlzierskreise, wodurch auch viel an Sinn
geändert wurde, stattgefunden hat.
Wie bereits erwähnt, läuft die Handlung
in großen Zügen wie im Stück ab, nur
wird eine Reihe hinzugefügter Bilder die
Möglichkeit geben, manches von dem, was
bisher bloß erzählt wurde, auch auf der
Bühne sichtbar zu machen. So spielt ein
Bild in der Freudenau, eines beim Heurigen
und eines in einem Nachtlokal, drei Schau¬
plätze, die auch dazu dienen, die Atmo¬
sphäre des Vorkriegs-Wien recht eindring¬
lich lebendig werden zu lassen.
Von der Musik erfährt man, daß Oscar
Straus sich im Stil beiläufig an sein vorher¬
gehendes erfolgreiches Werk „Eine
Frau, die weiß, was sie will“ ge¬
halten und also wieder eine chor- und tanz¬
lose Operette geschrieben hat, deren Reiz
in den feinen, diskret instrumentierten
Chansons liegt. In der musikalischen Sub¬
stanz aber soll er ganz in die Zeiten seines
„Walzertraum“ zurückgefunden haben, ein
großer „Liebelei“-Walzer verspricht in
seiner schwungvollen Melodieseligkeit ein
Kabinettstück Oscar Strausscher Meister¬
schaft zu werden.
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Liebe
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box 13/5
UTTER
I. österr. bebördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Die Stunde, Hieg
75 4UG. 1032
vom:
„ Liebelens mit Musik
Bekanntlich hat Oscar Straus den
größten Teil des heurigen Sommers damit
verbracht, an der Komposition der Musik
zu seiner nächsten Operette, als deren Text
eine Bearbeitung von Arthur-Schnitzlers
„Liebelei“ dient, zu arbeiten.
Wie wir erfahren, ist Oscar Strauß jetzt
mit seinem neuen Werk ziemlich fertig,
das bereits jetzt intensivstes Interesse auch
der Bühne des Auslandes erregt. London
Jund Paris bewerben sich um das Auffüh¬
rungsrecht der Operette, die in Wien zur
Uraufführung gelangen wird. Da die in Be¬
stracht kommenden Bühnen, Theater an
der Wien und die bis dahin ebenfalls
Operette spielende „Scala“ ihre Weih¬
nachtsnovitäten festgelegt haben und der
begreifliche Wunsch besteht, das Werk
ebenfallg möglichst am Höhepunkt der
Saison herauszubringen, wird nach Rück¬
kunft Direktor Jahns darüber verhandelt
werden,
ob nicht die Möglichkeit einer Auffüh¬
rung im Deutschen Volkstheater in den
Monaten Dezember oder Jänner be¬
steht.
Das Buch ist bekanntlich von Paul
Knepler und Heinz Saltenburg be¬
arbeitet, die Textierung der Chansons
stammt von Dr. Beda. Die Bearbeiter leg¬
ten Gewicht darauf, sich möglichst wenig
vom Wesentlichen deg Originals zu entfer¬
nen: nur der allerletzte tragische Schluß,
der Schatten des Todes ist entfernt. Es
kommt aber nicht zu dem üblichen happy
end, dem Sichfinden der Paare, sondern der
von Schnitzler gewollte tragische Unter¬
schied zwischen Liebe und Liebelei wird
auch in der musikalischen Fassung klar zum
Ausdruck kommen. Man hat auch das
Milieu, in dem das Original spielt, bei¬
behalten, was zu betonen vielleicht darum
wichtig ist, da bei der Verfilmung des
Stoffes eine solche Transponierung in
Offlzierskreise, wodurch auch viel an Sinn
geändert wurde, stattgefunden hat.
Wie bereits erwähnt, läuft die Handlung
in großen Zügen wie im Stück ab, nur
wird eine Reihe hinzugefügter Bilder die
Möglichkeit geben, manches von dem, was
bisher bloß erzählt wurde, auch auf der
Bühne sichtbar zu machen. So spielt ein
Bild in der Freudenau, eines beim Heurigen
und eines in einem Nachtlokal, drei Schau¬
plätze, die auch dazu dienen, die Atmo¬
sphäre des Vorkriegs-Wien recht eindring¬
lich lebendig werden zu lassen.
Von der Musik erfährt man, daß Oscar
Straus sich im Stil beiläufig an sein vorher¬
gehendes erfolgreiches Werk „Eine
Frau, die weiß, was sie will“ ge¬
halten und also wieder eine chor- und tanz¬
lose Operette geschrieben hat, deren Reiz
in den feinen, diskret instrumentierten
Chansons liegt. In der musikalischen Sub¬
stanz aber soll er ganz in die Zeiten seines
„Walzertraum“ zurückgefunden haben, ein
großer „Liebelei“-Walzer verspricht in
seiner schwungvollen Melodieseligkeit ein
Kabinettstück Oscar Strausscher Meister¬
schaft zu werden.
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