II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1859

nicht die Uraufführung darstellen wird, son¬
dern das Werk wird noch vorher in Paris
herauskommen. — Oscar Straus sagt:
„Ich muß betonen: die neue „Liebelei
wurde natürlich keine Operette, wie man
hie und da lesen konnte. Das Wesen der
Operette — ja allein das Wort „Operette“
würde deri Werk Schnitzlers ins Gesicht
schlagen. Wir haben jetzt vielmehr ein
Wiener Stück mit Musik“ vor uns — und
S
wenig, wie diese Musik etwas mit
Operette zu tun hat, so weit ist sie auch
von der Oper entfernt. Ich gab dem Stück
und seinen Figuren und seiner Atmosphäre
viel untermalende Musik, Fritz und
Christine vertreten — mit einigen Liedern
das lyrische Moment, Theodor und Mizzi
das heiter-komische, aber auch das nicht in
operettenmäßiger Manier, sondern eher im
Stil der volkstümlich-komischen Oper. Im
allgemeinen entspringt die Musik der je¬
weiligen, szenischen Stimmung, die von mir
musikalisch am ausgiebigsten in einem
Heurigenbild verwertet wird. Natürlich: ein
Heurigenbild kommt in der Schnitzlerschen
das Stück
Originalfassung nicht vor
mußte selbstverständlich, um mehr Musizier¬
gelegenheiten zu bieten, umgearbeitet wer¬
den. So zerfällt es jetzt nicht mehr in drei
Akte, sondern in sieben Bilder, und die
erste Szene der Prosafassung entwickelt
sich jetzt erst im vierten Bild. Das erste
wird nun auf dem Freudenauer Rennplatz
spielen, wo man bereits etwas von dem
Verhältnis des Fritz zur Frau Clarisse er¬
fährt; das zweite spielt beim alten Weiring,
das dritte beim Heurigen, wo die Liebschaft
zwischen Fritz und Christine endgültige
R
Besieglung erla# #t, das vierte Bild spielt in
der Wohnung des Fritz, das fünfte bei
Christine, das sechste in einem Nachtlokal
vor dem Duell, das siebente wieder beim
alten Weiring — aber das Stück nimmt
nicht den tragischen Ausgang wie in der
Originalfassung, sondern Fritz wurde nur
verwundet und es bleibt die Möglichkeit
offen, daß er zu Christine zurückfindet.
Da natürlich der Walzer am meisten dem
Stil des Werkes entspricht, wird es vom
ersten bis zum siebenten Bild von vielen
Walzermotiven begleitét sein, die bereits
in der Ouvertüre gesammelt erklingen. Im
übrigen habe ich das Gefühl, im Sinne
Schnitzlerg komponiert zu haben —: ich
hatte ja noch zu Lebzeiten des Dichters
Gelegenheit, mit ihm über die Möglichkeit
einer Musikfassung von „Liebelei“ zu be¬
raten. Es ist vielleicht auch bekannt, daß
ich schon einmal ein Schnitzler-Werk in
Musik faßte: den „Tapferen Kassian“, ur¬
ursprünglich ein Puppenspiel, das als Sing¬
spiel bearbeitet und auch von Weingartner
für die Oper angenommen wurde; es fand
aber schließlich nur eine „Concordia“-Auf¬
führung statt, da man doch nicht das Werk
eines Operettenkomponisten in der Oper
herausbringen wollte. — Schließlich möchte
ich noch betonen, daß „Liebelei“ keinen
anderen Titel erhalten, sondern auch ir ge¬
samten Ausland als „Liebelei“ nerauskom¬
men wird, ist doch das Wort „Liebelei“ ein
Begriff, der schon sowohl im französischen
wie auch im englischen Sprachsatz heimisch
wurde.
Im Raimund-Theater wird eine Neuent¬
deckung die Christine darstellen, Lotte
Lang die Mizzi, Wolfgang Lieben¬
einer den Fritz, Attila Hörbiger den
Theodor und Ludwig Stößel den Weiring.
Im übrigen habe ich auch eine ganz
wienerische Operette fertiggestellt, deren
Libretto — nach Verneuil — von Alfred
Grünwald hergestellt wurde; sie be¬
titelt sich „Walzerparadies“ und wird
ebenfallg noch in dieser Saison in Wien
herauskommen. Im Augenblick führe ich
hier bezüglich der Wiener Aufführung dieser
Operette Verhandlungen — anschließend
daran habe ich in Athen, Brüssel,
Amsterdam und im New Yorker
m.
Radio Konzerte zu dirigieren.“
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Liebelei
5. J—
1 20KT. 1934
Das Echo.
550
Im Kopenhagene: Ny Testen
fand dieser Tage die europäische Un
premiere von Oskar Straus' Operette
„Schwärmerei“ (im Dänischen „Spaer¬
meri“) nach Schnitzlers „Liebelei“ statt.
Der Rezensent deBerlingske Tiden¬
de“ sagt, daß es an einigen Stellen gute
Musik gebe, die aler mehr in eine Oper
als in eine Operette passe. Daraus könnte
man schließen, daß „Liebelei“ eigentlich #
ein Opernsujet sei.