II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1864

5
Liebelei
ee. . box 13/5
Die Stünde, Nier
14. NOU.
Warum sie auf die -Liebelen verzichten
den Schnitzlerschen Erben, halten
Wir haben geatern bereits gemeldet, daß
mit ihrem künstlerischen Empfinden
die musikalische Neufassung der Sehmitz¬
und ihrem Respekt vor dem Werk
lerschen „Liebelei“, mit der Musik von
Schnitzlers nicht für vereinbar, die¬
Oscar Straus, als Weihnachtsnovität im
jenigen Anderungen an der Bearbeitung
Raimund-Theater aufgeführt werden sollte,
vorzunehmen, die die Direktion des Ray¬
nicht aufgeführt werden wird, weil die
mund-Theaters verlangt, ja, noch mehr,
Anderungen, die die Direktion verlangt hat,
die die Direktion des Raimund-Theaters
von den Autoren nicht durchgeführt wur¬
als Bedingung für die Aufführung stellen
den. Jetzt steht die Sache so, daß die
zu müssen glaubt.
Autoren ihrerseits behaupten, sie können
sich zu Konzessionen an den billigen
Die Direktion des Raimund-Theaters will
P’ublikumsgesghmack nicht entschließen, sie
dem Schnitzlerscher Werk eine Tendenz
wären es alsu, die die Aufführung der
geben, die in ihm nicht enthalten ist. Sie
musikalischen „Liebelei“ im Raimund¬
will aus diesem Werk, das mit dem erforder¬
Theater nicht duiden.
lichen Taktgefühl in der Bearbeitung haupt¬
sächlich eine Verton ung des Schnitzlerschen
Direktor Dr. Stephan Hock sagt:
Werkes vorsah,
„Die Uraufführung des Werkes in
eine Operette machen.
Kopenha ven brachte eine Kritik, die
Sie will den Begriff von Schuld und Sühne,
den Autoren und dem Komponisten
er in dem Werk Schnitzlers unlösbar ver¬
fast einmütig den Vorwurf machte, daß
ankert ist, auf Kosten einoe operettenmädl¬
sie aus dem Schauspiel Schnitziers eine
reine Operette gemacht hätten.
gen happy ends opfern.
Die Autoren sind bis an die äußerste
Ich und mein Mitarbeiter Paul Barnay
Grenze ihrer Zugeständnisse gegangen. Da
haben über die „Liebelei“ mit der Musik
von Oscar Straus einen Vertrag abgeschlos Isie sich zu weiteren von ihnen verlangten
Konzessionen an billigem Publikums¬
sen und in einem Gedächtnisprotokoll jene
geschmack nicht entschließen können,
Anderungen festlegen lassen, die uns ab¬
solut notwendig erschienen, um das Werk
kann die Uraufführung der musikalischen
zu einem Erfolg zu führen.
Bearbeitung von Schnitzlers „Liebelei“
Nachdem die Anderungen nicht durch¬
am Raimund-Theater nicht stattfinden.
geführt wurden, erklärten wir den seiner¬
zeitig abgeschlossenen Vertrag für gelöst.
da infolge der kurzen Zeit eine gründliche
Es frägt sich nun, wer recht hat. Oscar
Vorbereitung der Operette bis Weihnachten
Straus behauptet, er wehre sich dagegen,
richt mehr möglich wäre und wir das Werk
eine Operette zu machen, die Kritik in
nur als Weihnachtsnovität herauszubriugen
Kopenhagen hat konstatiert, es sei eine
beabsichtigten.
Operette. Die beiden Direktoren des Rai¬
Von Anfang an waren Barnay und ich
mund-Theaters, Prof. Dr. Hock und Paui
der Ansicht, daß durch die Aufführung der
Barnay, sind Menschen von künstle¬
musikalischen „Liebelei“ die Pietät vor dem
künstlerischen Originalwerk nicht verletzt jrischem Verantwortungsgefühl. Man kann
werden könne, wenn sich das neue Werk Ischwer annehmen, daß sie plötzlich eine
Operette nach Artur Schnitzler fordern,
eng an die Originalfassung halte oder einige
wenn keine vorhanden ist.
Motive der „Liebelei“ als Grundlage für ein
Vielleicht handelt es sich gar nicht um
neues, heiteres Stück verwendet werden.
die Frage, ob Operete oder nicht Operette,
Oscar Straus sagt:
vielleicht ist einzig und allein die Kopen¬
Oscar Straus, der Komponist der Musik Ihagener Uraufführung echuld, die, ob durch
der „Liebelei“ nimmt nun zu dieser Tat-idas Werk oder seine Aufführung verursacht,
sache Stellung und teilt uns folgendes mit: kann hier nicht untersucht werden, eine Ab¬
Die Autoren, in Übereinstimmung mit llehnung der musikalischen „Liebelei“ brachte.