II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1900

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Liebel
St 1e 1
und einen typisch vienerischen Gasthausgarten hat das Theater eine
wohlabgestimmte Szenerie aufgestellt ebenso mit dem bunten Volks¬
Teben und der lustigen Mode der 80 er Jahre, was ja immer sovohl
das Publikum als auch die Schauspieler freut und da besonders die
Damen. Auch fällt die bürgerliege Gemüt lichkeit der Stube Weyrings
noch heute mit der vaude ville-Stimmung zusammen. Die Drehbühne
schnurrt lebhaft die bekannten Singspielbi lder herunter. Eazu der
ernsten Christine himmlische Liebe, die Freundin, die mehr erdnahe
ausgelassene Mizzi, währ end nette Schlager und lebhafte Tanzvor¬
führungen sich abwechseln. Aber dann vird es traurig und matt,
klingt in nichts aus, weder Oscar Straus, noch Schnitzler. Christine
bekommt natürlich, nachdem sie vom Tode ihres Geliebten im Due11
erfahren hat nicht die Erlaubnis, Selbstmord zu begehen; sie findet
Trost in den Armen ihres alten Vaters. Ob nicht der verhältnis¬
mässig glückliche Ausgang des Singspieles vor einen unglücklichen
retten kann. Das Spel ist, wie gesagt, untadelig. In Else Jarlbak
hat Kopenhagen offenbar die Operettendiva, die man lange vermisste.
Die junge Sängersin hat an Freiheit gewonnen, nimmt sich in Chripti¬
nes Tornure Kostüm gut aus und singt mit einer jungen frischen
Stimme, welche sie befähigt, viel grössere Partien zu meistern
als die von der hier die Rede ist. bie hat besonders bedeutenden
Erfolg im Quartett, welches sie zusammen mit Erling Schröder und
Henry Schmidt (der zweite Offizier) und Klara Oestö (eine ungestüne
und verschmitzte Mitzi — eine Rille die nun nochmals das Talent
dieser kleinen lebhaften Schauspielerin unteratreichen so11) singt.
Ausgezeichnet ist auch Holger Renberg als Vater, der den
alten Musiker mit solchem Einleben darstellt, eine sanfte Innerlich¬
keit der Gefühle zeigt, der diese Bühnenfigur zu einer der schönsten
macht, die Renberg seit vielen Jahren schuf.
Georg Viinblad