II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1918

Liebelei
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e eiksblatt.
gehauchten Arbeiter elegatiarum mit der ironi¬
12.SEP.
schen Lässigkeit des ungebundenen Patrizier¬
sohnes. Frl. Gretl Bauer verkörperte das
lustige Wiener Mädel, das dem Leben nur die
Abschiedsabend bei Neubauer=Neuber.
Schnitzlers „Liebelei“ erfuhr im Kammerspiel= Lichtseiten abgewinnen will. Man glaubte der
graziösen Darstellerin ihre musische Lebensauf¬
theater eine güte Aufführung, deren Regie Lotte
fassuno mit Heurigenmusik und Mondscheinwal¬
Neuber eindrucksvoll und mit Umsicht führtet
zern. Frau Lotte Donati war eine prächtige
Im Mittelpunkt des Interesses stand Frl. Evi#
Nebenrollenfigur, deren Kathi Binder waschecht
Mathé=Laßnik, die vor ihrem Abgang in
wirkte. Herr Andre Hofer erstellte einen grund¬
das Engagement an den städtischen Bühnen in
guten Vater, der in dieses kleinbürgerliche Mi¬
Antwerpen Abschied nahm, Abschied vom
lieu sehr gut hineinpaßte. Die sorgfältig vorbe¬
Publikum und der Schule, die ihr mit Bedacht
reitete Aufführung fand eine sehr beifällig Auf¬
den Weg in die Kunst eröffnet hatte. Vor einer
nahme, der Abschiedsgast aber konnte an den
großen und aufmerksamen Zuhörerschaft spielte
Blumenkindern den Grad seiner Beliebtheit er¬
die junge Darstellerin die Christine, eine Ge¬
messen.
gl.
stalt, die besonderer Zeichnungskraft bedarf, soll
die feine, tragisch durchwobene Stimmungskunst
Artur Schnitzlers voll zur Wirkung kommen.
Frl. Mathe=Laßnik gestaltete ein frischs Wiener
Reues Wiener dournal, Wien
Mädel mit der ganzen einfachen Urwüchsigkeit
eines empfänglichen Herzens, das sich mit In¬
brunst verschwendet und mit dem Glück ihrer
vollen Liebe auch zugrunde geht. Die starken
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Szenen liegen der begabten Künstlerin beson¬
ders, das bewies der letzte Akt mit besonderem
Nachdruck. Diese frische Mädchenhaftigkeit mit
dem Zug ins verschlossen Herbe muchte dieser
Christine alle Ehre. Als ebenbürtiger Partner
Hermann Bahrs „Josephine“
bewahrte sich Herr Clarmann als Fritz. Der
nach Salzburg verpflichtete Darsteller war von
in London.
dem sieghaften Charme beseent, der Schnitzlers
Von
jugendliche Liebeshelden so typisch umgibt und
der durch die Wendung ins Schicksalhafte jenes
Egon Michael Salzer.
Wehmutsaroma schofft, das dieser Junzwiener
London, Ende September.
Dramatik ihre Eigennote lieh. Hans Duran
servierte den ausgesprochenen Wiener Kavalier
Hermann Bahr hatte bisher auf der englischen bühne
um die Jahrhundertwende, den philosophisch an¬
niemals Glück. „Das Konzert“, vielleicht sein größter Erfolg
überhaupt, fiel in London durch. Erst nach seinem Tod hat ihn
England entdeckt. Professor Eugen Robert hat das Wagnis,
der englischen Mentalität zu widersprechen, auf seine Schultern
genommen und „Josephine“ aufgeführt, um den Engländern
zu zeigen, was sie 36 Jahre lang versäumt haben. Im
Premierenpublikum, dem erlefensten übrigens, das sich in dieser
Saison in einem Londoner Theater zeigte, waren viele, die
Bahr und sein Werk gekannt hatten und nur bedauerten, daß
der Dichter diese Aufführung nicht erleben durfte.
Mary Ellis, eine der versatilsten Schauspielerinnen der
Londoner Bühne, die zugleich Mitglied der Metropolitan Opera,
eines Balletts und verschiedener Sprechbühnen ist, hat der dem
englischen Theater nur in eleinen Skizzen bekannten Figur der
vorkaiserlichen Josephine ihr übersprudelndes Demperament,
ihren unausdringlichen Charme und ihre meisterhafte Zungen¬
fertigkeit geliehen. Man glaubt ihr, daß sie den verliebten Korsen
vollkommen beherrscht, wie sie auch die Bühne dominiert.
Frank Vosper ist ihr ein kongenialer Bonaparte. Seine
Maske ist blendend, sein Spiel bezwingend. Von all den vielen
Napoleondramen, die in London gespielt wurden, ist Hermann
Bahrs Stück das einzige, das den Korsen am Beginn seiner
imperialistischen Karriere zeigt, das die Wandlung vom jungen,
launenhaften, höpigen General, der seine Schlachten nur
gewinnt, wenn Josephine nicht schreibt, zum Herrn der Tuilcrien,
zum Kaiser der Franzosen darstellt.
Professor Roberts Regie ist voll Tempo und Verve,
dabei diskret und unaufdringlich. Vor mehr als zwanzig Jahren
spielte er „Josephine“ in Wien mit Ida Roland und Jakob
Feldhammer, später in München mit der Orska und Brause¬
wetter. Seinem eigenen Wort zufolge ist die Londoner Auf¬
führung aber die beste, die er sich je wünschen konnte. Der
Erfolg des Stückes wird die geplante Verfilmung entscheiden,
die Alexander Korda durch diese Bühnenaufführung vorbereitet
hat. Mit Freude kann man Eugen Robert zu seinem Triumph
beglückwünschen, der durch die späterhin geplante Aufführung
von Schnitzlers „Liebelei“ und verschiedenen anderen öster¬
n sicherlich konsolidiert werden wird.
reichischen