II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1928

Liebelei
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e enen
seine Darsteller gerichtet, in dem er sie beschwor, ihn in dem
Streitfall zu unterstützen. Die Schauspieler haben jedoch ein¬
stimmig beschlossen, sich auf die Seite des Syndikats zu stellen.
Das war die Massenflucht auf der ganzen „Stromlinie“.
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Salsburger Velksblatt.
Die Antwort des enttäuschten Mister Cochran bestand da¬
rin, daß er alle seine Pläne für die kommende Saison aufgab.
Die Bedeutung dieses Schrittes kann man nur ermessen, wenn
man weiß, was der berühmte Theaterdirektor in den kommen¬
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den zwölf Monalen herausbringen wollte: das Schauspiel
„Mesmer“ von Baverley Nicholls; „Anything Goes“ eine
musikulische Komödie von P. G. Woodhouse und Suy Bolton;
„Dalliance“ eine englische Version des Schnitzler=Stückes
Theater, Kunft und Musik.
„Liebelei“; die Festrevue „Jubilee“ von A. P. Herbert; „Cast
Theaterkrieg in London.
Iron“ ein musikalisches Schauspiel, und die neue Komödie,
London, 11. März. In der Londoner Theaterwelt ist ein die Sir James Barrie eigens für Elisabeth Bergner geschrie¬
regelrechter Krieg ausgebrochen. Auf der einen Seite kämpftben hat. Im Jahre des Kronjubiläums wäre das eine ge¬
das Syndikat der dramatischen Künstler ge= waltige Leistung gewesen, die das Londoner Theaterleben
meinsam mit dem Manager= und Producer=Verband, auf der wahrscheinlich zu einem der ersten der Welt gemacht hätte.
anderen steht eine einzige Persönlichkeit: Mr. Charles Mr. Cochran kann die Methoden der Gewerkschaftsorgani¬
B. Cochran. Die beiden Vereinigungen vertreten die So-sationen nicht billigen, sofern sie sich auf Darsteller erstrecken,
zialisierungs=Tendenzen im englischen Theaterwesen. Es ist die Wochenhonorare von 100 ober 200 Pfund fordern
ihnen gelungen, den Schauspielern einen Vertrag aufzu= können. Er ist kein Gegner hoher Löhne, denn er hat mit
erlegen, der von den 44 Mitgliedern des Manager=Verbandes ihnen viel größere Gewinne erzielt als mit billigen Vorstellun¬
gen. Trotzdem nimmt er das Recht für sich in Anspruch, seine
angenommen worden ist. Diese Verbindung zwischen den Ar¬
eigenen Bedingungen stellen zu können. Cochran ist der An¬
beitgebern und Arbeitnehmern der Bühnenwelt ist auch
sicht, daß auch die geringste Leistung nach ihrem Wert bezahlt
äußerlich durch die Bildung eines Theaterrates bekräf¬
werden müsse. Er tritt deshalb dafür ein, daß das Gehalts¬
tigt worden, in dem beide Teile mit gleicher Zahl vertreten
minimum, welches das Syndikat festgesetzt hat, erhöht werden
sind. In anderen Lager steht Herr Cochran, der nach wie vor
solle, und ist für jede Verbesserung der Lage des Personals,
fest gewillt ist, für die Erhaltung der Privat=Initia¬
tive zu kämpfen. Er lehnt sich gegen jede Einmischung von das weniger als 20 Pfund pro Woche verdient. Bei Verhand¬
lungen über Honorare, die über dieser Grenze liegen, lehnt er
Organisationen auf, die er nicht anerkennt, und weigert sich,
sich jedoch dagegen auf, daß sich irgend welche Organisationen
sich der Kontrolle einer Schauspieler=Gewerkschaft zu unter¬
das Recht der Einmischung anmaßen.
werfen.
Bei dem Streitfall handelt es sich um einen sozialen Kon¬
Der neue Londoner Theaterrat hatte Cochran einen Sitz
flikt. Cochran wehrt sich gegen die Massendiktatur auf dem
unter den zehn Mitgliedern seines Ausschusses angeboten.
Gebiete der Kunst. Man wird den Zorn dieses Mannes be¬
Dieses Angebot hat Cochran abgelehnt. Vor der letzten
greifen können, der sich durch seine persönlichen Eigenschaften
Vorstellung seiner Revue „Streamline“, die monatelang die
Kassen seines Theaters gefüllt hatte, hat er einen Aufruf an in eine der Spitzenstellungen des internationalen Theater¬
lebens hinaufgearbeitet hat. Er verdankt seine Erfolge nur
der eigenen Initiative und seinem unermüdlichen Kontakt mit
allen Elementen der Bühne. Daß eine solche Persönlichkeit
nicht vertragen kann, wenn irgend welche ihm nicht gewach¬
sene Gewerkschaftsvertreter seine Kreise stören wollen, ist nicht
ganz erstaunlich.
Peter Dudlee.