II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1938

Liebelei
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5.
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Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
„OBSERVER“
I. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wienl, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt 6ss: Z. am Abend, Wien
11. FER 1936
vom:
Jugendlicher-Bühnen¬
nachwuchs
Im Kleinen Theater spielte kürzlich die
Elevenschule der Scala Schnitzlers „Liehelei“.
Professor Dr. Beer, der Leiter dieser
Schule, zeigt hier seine pädagogische Be¬
gabung: die Aufführung war ein Beweis
dafür, wie er es versteht, Begabungen zu
finden und sie dann ihrer persönlichen Eigen¬
art nach zur Entwicklung zu bringen. So
erhielten alle Gestalten überraschende Natür¬
lichkeit, die jungen Leute konnten tatsächlich
aus den Rollen alles Lebendige herausholen,
ohne in die Gefahr des Verkünstelten zu ge¬
raten. Besonders seien die Leistungen Gerti
Skodas hervorgehoben, dis mit der
Schlager=Mitzi Wiener Luft auf die Bühne
brachte, weiter die vielversprechende Be¬
gabung des Hanno Zeiz, der den fremden
Herrn mit eindringlichen Konturen zeichnete,
dann die gemütvolle Christine Annemaria
Györgys, der prächtige Weyring Karl Heys,
Artur Rieck usw.
Auch im Reinhardt=Seminar
wachsen manche Talente heran, denen die
Zukunft gewiß noch viel Erfolg bringen
wird. In einer hübschen, abgerundeten Vor¬
stellung des „Veilchen“ von Molnar konnte
man die besondere Eignung des jungen
Stöger für das Konversationsstuck er¬
kennen. Gewandtheit und Routine in der
Darstellung, bühnenwirksames Organ und
gefällige Erscheinung berechtigen zu besten
Hoffnungen. Als Theaterdiener Stürme
konnte Herr Schiller viel Heiterkeit er¬
zielen und auch Fräulein Klein fiel durch
degagiertes, flottes Spiel auf. Beim Vortrag
monologisierter Stellen aus Schnitzlers
„Fräulein Elsa“ holte sich Fräulein Kertes
durch schönen Ausdruck und innere Wärme
verdienten Beifall.
Ebenfalls sehr erfreuliche Resultate der
Lehrtätigkeit Jakob Feldhammers am
Neuen Wiener Konservatorium waren in der
Aufführung einer Reihe von Szenen drama¬
tischer Werke seiner Schauspielklasse zu kon¬
statieren. Feldhammer, Künstler und Thea¬
terpraktiker zugleich, hatte ein von der Klas¬
sik bis einerseits zum Volksstück, anderseits
bis zur Moderne eines Strindberg reichen¬
des Programm zusammengestellt, dessen viel¬
fältige Aufgaben von den Schülern sehr gut
gelöst wurden.
Teltssehene
12.FEB. 1936
Das Reinhardt=Seminar ver¬
anstaltet heute, Mittwoch, um 8 Uhr
abends im Schönbrunner Schloßtheater
unter Oberleitung von Hofrat Dr. Ernst
Lothar eine Aufführung von Schnitzlers
„Liebelei“. Karten im Theat####
Josefstadt und in Schönbrunn (R 33=8=78).
„OBSERVER“

I. österr. behördl. konzessioniertes Unternehmen für
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Zeitungs-Ausschnitte
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WIEN, I., WOLLZELLE 11
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TELEPHON R 23-0-43
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Ausschnitt aus; „NEUES WIENER JOURNAL“
ES.
13.FEB. 1936
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„Liebelei“im Reinhardt=Seminar.
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Von
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Im Schönbrunner Schloßtheater fand gestern im Rahmen
der Vorstellungen des Reinhardt=Seminars eine Auf¬
führung von Schnitzlers „Liebelei“ statt, in der man sich zum
erstenmal von den Lehrerfolgen Hofrat Dr. Lothars überzeugen
konnte, der als Direktor des Josefstädter Theaters seit Beginn
der Spielzeit auch dem Lehrkörper dieser Theaterhochschule an¬
gehört. Seinem feinen Spürsinn für Milieuwirkungen ist es
wohl zu danken, daß unter dem von ihm geführten Regisseur
Karl Guttmann eine milieu= und zeitgetreue Aufführung dieses
Standardwerkes von Artur Schnitzler zustande kam, in der—
wie immer von den Seminarschülern zusammengestellt — schon!
die beiden Schauplätze, das Quartier des jungen Studenten aus
reichem Hause und die bürgerliche Musikerwohnung, mit über¬
zeugender Stilechtheit auf die Bühne gestellt waren. Es gab
diesmal nichts Stilisiertes, sondern dem Stück entsprechendes,
richtiges Guckkastentheater, in dem sich dieses Meisterwerk, ge¬
schöpft aus dem Wien der Jahrhundertwende, mit seltener
Eindringlichkeit abrollte. Wieder sah man in dieser Vorstellung
Leistungen, die über das Niveau einer Schülervorstellung empor¬
ragten, und zwar müssen da in erster Linie die Christine der
hochbegabten Annie Mayer und die Schlagermitzi Hilde
Herberts hervorgehoben werden. Annie Mayer überrascht
durch eine in Spiel und Sprache hervorquellende Innerlichkeit,
Hilde Herbert ist ein ausgesprochenes Soubrettentalent. Von den
beiden jungen Leuten bewahrt Gustav Breuer als Fritz gute
Haltung, während Otto Fischer, der übrigens bereits an das
Theater in der Josefstadt engagiert ist, den lebensgewandteren
Theodor mit staunenswerter Echtheit verkörperte. Als Weyring
und fremder Herr boten Theodor Weingarten und
Walter Kent trotz ihrer Jugend das Elevenniveau über¬
ragende Leistungen, und auch der begabten Elisabeth Deutsch
(Frau Binder) muß anerkennend gedacht werden. Es war wieder
ein gehaltvoller Abend des Reinhardt=Seminars, dessen Bedeutung
für die Auffüllung des theatralischen Nachwuchses längst
allgemein anerkannt ist.