II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1939

Liebele
5.1 box 13
„Nochlett, Wien
∆ Nenes Wiene. 1u
&
13.FEB. 1936
* (Schönbrunner Schloßtheater.) Heute 8 Uhr
abends wiederholt das Reinhardt=Seminar die unter Ober¬
leitung Hofrat Dr. Ernst Lothars stehende Aufführung von
SchnitzlersLiebelei“.
WIENER MESSE
8. bis 14. März 1936, Technische und
Landwirtschaftliche Messe bis 15. März
Auskünfte aller Art erteilen die ehrenamtlichen Ver¬
treter der Wiener Messe in allen größeren Städten der
Welt sowie das Zentralbüro der Wiener Messe-A. G..
Wien. VII., Messepalast
„OBSERVER“
I. österr. behördlich konzessioniertes Unternehmen für
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Ausschnitt aus:
Teilszestung Wien
vom 1 4 FEB 1936
Reinhardt=Seminar.
—Liebelei.“
Jetzt wird die „Liebeler“ schon vierzig
Jahre alt, im Verhaltnis zu dem Alter, das
neuzeitliche Stücke zu erreichen pflegen, ist das
geradezu — klassisch. Und immer wieder
kann man sich der Menschlichkeit, der
Natürlichkeit und der dramatischen Prägnanz
Artur Schnitzlers nicht entziehen. Die
Christine ist neben dem Gretchen das Probe¬
stück aller Schauspielschülerinnen, die Haupt¬
sehnsucht aller jener, die eine Wessely werden
wollen, denn der große Gefühlsausbruch im
dritten Akt, der geradezu eine Soloszene ist,
der gibt Möglichkeiten genug.
Fräulein Anna Maier, eine sehr junge,
hochgewachsene rothaarige Dame mit be¬
sonders dunklem Stimmtimbre, war in den
ersten beiten Akten zurückhaltender, sordi¬
niertek als es die Rolle erfordert, das Ver¬
hängnis schwebte zu früh über ihr. Als es
aber dann hereinbrach, bot sie eine inter¬
lessante, glaubhafte, ja stellenweise er¬
schütternde Leistung. Ihr Gegenspieler, der
Fritz, der im Duell fallen muß, wurde von
Gustav Breuer noch unfrei gebracht.
Hingegen wurde der Freund, der Dori, von
Otto Fischer lebendig routiniert gegeben,
einem werdenden Künstler, der äußerlich
starke Aehnlichkeit mit Jaray hat. Die
Schlager=Mizzi der Hilde Herbert war
hübsch und herzig, allerdings nicht genug
locker, degagiert. Elisabeth Deutsch als
Frau Binder wiederum ansehnliches Talent
bezeugend, Feodor Weingart als Vater
Weiring von jenen Schwierigkeiten belastet,
denen junge Menschen begegnen, wenn sie
alte Leute darzustellen haben. Walter Kent
in der Minutenszene des beleidigten Gatten
verdient Erwähnung.
Die Regie führte unter Ernst Lothars
Oberleitung Karl Guttmann. Der erste
Akt, aus dem unvermutet eine Art „Ab¬
schiedssouper“ wird, hätte gelöster sein mussen:
hier ahnte man schon, als der Vorhang auf¬
ging, über allen Personen eine Tragödie.
Bühnengestaltung besorgte im Anklang an die
Jahrhundertwende Hjalmar Heiberg unter
Oberleitung von Walter Hößlin. R. B.