II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1951

Liebel
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5. 1
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WIENEE HANDEI
1. FEB.
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Kleines Theater. Samstag, den 1. Februar, halb 5 Uhr nach¬
mittags, findet eine Vorstellung des Schülerseminars der Scala
statt. Zur Aufführung gelangt „Liebelei“ von Artur Schnitzler mit
den Damen Anna Maria Görh, Gerti Skodik, F und
den Herren Richard Hager, Karl Hey, Artur Rierk, Regie Robert
Pirk.
Ausschnift aus,
seues Wiener Jeurgel, Wier
vom
2 FEB 1936
(Elevenschule der Scala.) Die Elevenschule der Scala,
die unter Leitung Professor Dr. Rudolf Beers steht, veranstaltete
gestern nachmittag im Kleinen Theater ihre erste diesjährige
Vorstellung, bei der Schnitzlers „Liebelei“ zur Aufführung
gelangte. Es ist hemertenswert, daß sich die jungen Darsteller
und Darstellerinnen sehr gut in den Ton dieses Schauspiels
funden, das als künstlerischer Ausdruck einer Epoche für alle
Zeiten die Wiener Gesellschaft um die Jahrhundertwende ab¬
konterfeit hat. Unter den durchweg begabten Schülern sind wieder
einige, die schon heute anerkennenswerte Fortschritte zeigen. Da
ist vor allem die junge Gerti Skoda, die, aus einer Schau¬
spielerfamilie stammend, mit viel Eigenart die berühmte Rolle
der Mizzi Schlager spielt, während neben ihr Anna Maria
György mit einem Schimmer von Sentimentalität die
Christine verkörpert. Eine ganz reife Leistung, schon in An¬
betracht der Jugend des Darstellers, ist der Weyring Karl
Heys, und in Artur Rieck wächst ein sympathisch=jugendlicher
Liebhaber heran. In den übrigen Rollen machten sich Franzi
Seidler, Richard A. Hager und Hanno Zeiz vervient. Man er¬
hielt jedenfalls von dem Schauspiel Schnitzlers auch in dieser
V.
Elevenvorstellung starke Eindrücke.
„OBSERVER'
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Ausschnitt aus:
dor Tag, Baes
vom:
—5 FEB 1936
Beer=Schüler spielen „Liebelei“
Wie jung, wie lebensnahe Schnitzlers
„Liebelei“ heute, nach mehr als vierzig Jahren,
noch ist, zeigte die Aufführung der Eleven¬
schule der Scala im Kleinen Theater. Man
merkte es auch den Darstellern an, mit wieveel
echter Begeisterung und Hingabe sie das Stück
spielten, wie sehr sie — wenigstens zum Teil —
fähig sind, die Schnitzlerschen Gestalten selbst zu
erleben. Das gilt vor allem für Karl Hey,
Gerty Skoda und Richard A. Hager. Karl
Hey ist ein in seiner stillen Art ergreifender
alter Weyring, ein Gentleman des Gefühls und
wirklicher verständnisvoller Güte. Und wirklich
liebenswert spielt der junge Hager den Theodor
Kaiser: ein frischer jugendlicher Naturbursch mit
Humor, Haltung und im entscheidenden Moment
zeigt er auch Gemüt. Vorläufig noch ein wenig
überlaut ist die Schlager Mizzi der Gerty Skoda,
aber sie ist der Typ des süßen Mädels. Anna
Maria György erfaßt die Rolle der Christine
mit dem Verstand; aber schon ihr Außeres steht
mit der Christine nicht im Einklang: dieses
intellektuelle Mädchen hat absolut nichts Volks¬
tümliches an sich. Die übrige Besetzung ist, mit
Ausnahme Franzi Seilers (Frau Binder),
ziemlich konventionell. Artur Rieck leiht dem
Fritz Lobheimer nicht viel mehr als eine gewisse
äußere Elegance, Hanno Zeiz müßte man noch
in einer anderen Rolle als in der des „Herrn“
sehen. Robert Pirks Regie ist dort am wirksam¬
sten, wo es gilt, das wienerisch=heitere Element
zu betonen.
—m—