II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1965

5.
L
bele
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Lieuesen
S
W
verwendet, sind keine architektonischen Musikformen seinem Temperamentsmusiker geschrieben, dem drama=sammenf
Feuilleton.
da, die sie umhüllen, ist auch das Milien ein uns tisches Gefühl in den Nerven steckt. Und sie ist von die ganz
nahestehendes und ist nicht einmal ein, von unserem keinem klugen, dderkenden Musiker geschrieben, der Mannes
heutigen abweichendes Kostüm da, das einen gewissen weiß, was er tut und der kann was er will. Seine wie auf
Deutsches Theater in Olmütz.
Abstand zwischen uns und den Personen des Werkes [Absicht war offenbar die, die entscheidenden Gefühls= dunkeldr
Liebelei.
Zw
herstellen würde, dann muß der Komponist sehr ge=Imomente, die sozusagen hinter den Worten stehenden,
schickt zu Werke gehen, damit er unseren, sich aufleh= durch die Sprache der Musik, der einzigen, die Ge=ein Ort
Oper von Franz Neumann. Text nach dem gleich¬
inen wollenden Verstand von der Notwendigkeit über [fühlswerte wirklich ausdrücken kann, lebendig zutung
namigen Schauspiel von Arthur Schnitzler.
Trat
machen.
zeuge, daß solche Vorgänge der Musik bedürfen.
Das Paradoxe, das der Opernform im Grunde
Deshalb ist es ihm nicht immer darum zu tun, man
Auf ganz geradem Weg wird ihm eine solche Be¬
genommen eigen ist, kommt bei Opernwerken, wie es
weisführung schwerlich gelingen. Das geht nur durch sdie Musik um jeden Preis zur Geltung zu bringen. voll¬
das gestern aufgeführte ist, am dentlichsten zum Aus¬
Ueberrumpelung von Seite des Gefühls her. Gelingt Es läßt sie streckenweise ganz ruhig in den Hinter=endlich
druck. Ist doch, uin der Sache ganz auf den Grund zu
dem Komponisten dieser Ueberfall, dann gehört der Igrund treten. So ist die Musik fast den ganzen ersten gewaltig
gehen, eigentlich jedes Singen von Worten und Sätzen,
Akt hindurch nur Dienerin der Konversation, oder sie mittele
Sieg ihm.
die viel verständlicher wirken, wenn sie gesprochen wer¬
Franz Neumann hat Arthur Schnitzlerssergeht sich in spielerischer Tonmalerei, oder sie wird kantesten
den, an und für sich ein Umweg. Am natürlichsten
s. Liebelei“ als Operntext genommen, und dazu eine direkt in den Gang der Handlung einbezogen (Christi¬
ist gewiß jenes Singen, das gar keiner Worte bedarf.
das nur den Ton als solchen wirken läßt. Am näch= Musik geschrieben, die in nachwagnerischer Gepflogen=Inens Lied beim Klavier, der Walzer). Nur hie und da Bichne
sten diesem Natürlichsten steht dann jenes Singen, das lheit auf alle festen Formen verzichtet. Da es sich dabei [blitzt ein kommendes Wetter auf: bei einzelnen Sätzenlletzten
sich wohl der Sprache bedient, aber der, im gewöhn=lum Alltagsprosa handelt und ein modernes Milien jder beiden Freunde. Manchmal auch spürt man tiefe= von unst
lichen Leben nicht gebräuchlichen, der poetisch erhöhten, sherrscht, liegt hier der schwerste Fall des Opernprob=sres Gefühl. Gleich wenn Christine die Bühne betritt. stützt,#!
der metrisch gebundenen. Ganz konträr dem natür=lems vor. Jener Fall tritt ein, wo unser Verstand Und dann, wenn ihre rührende Liebe wie ein bühen=novst
lichen Empfinden ist es aber eigentlich, wenn die ##evoltiert. Aber Franz Neumann ist ein geschickter ldes Wunder in diesem leichtlebigen Kreis aufleuchtet. beherrsch
Sprache des Alltags, die Prosa, sich mit der Musik Feldherr. Die Revolte dauert nicht lang. Da ihm der [Härtere Dramatik meldet sich in der Musik, wenn der erringen
[Hauptweg, der zum Verständnis der Zuhörer führ:, Herr eintritt, der Fritz Lobheimer zur Verantwortung Gestalte
verbinden soll.
Verhältnismäßig am einleuchtendsten ist diese lverrammelt ist, benützt er Seitenpfade. Und er kennt zieht. Sie bleibt auch als düsterer Unterton durch die das tie
Verbindung dann, wenn der Stoff, den diese Prosa sviele. Er gebraucht sie mit Vorsicht, keiner merkt die folgende, scheinbar heitere Szene auf der Bühne und sarmen
behandelt, aus Sphären stamt, die dem Alltag fremd [Absicht. Erst im entscheidenden Moment tritt er her=lbricht mit voller Wucht durch als Fritz allein zurück= Stimme
Szene
sind, oder aus Zeiten, die vergangen sind. Auch dann vor, stellt sich Aug in Aug vor den kritisierenden Ver bleibt.
Im zweiten Akt, der durch eine samos gearbeitete erfährt,
geht diese Verkoppelung dem Betrachter besser ein, stand und hält ihn mit einer einzigen energischen
wenn festgefügte musikalische Formen die Sätze und Handbewegung solange nieder, als es ihm nötig Orchesterfuge eingeleitet wird, sind es die Szenen getragen
Christine=Fritz, die am luntesten nach musikalischer ter des
Worte einkreisen und sie dadurch von der gewöhnlichen scheint.
Sie ist nicht gerade überwältigend originell, Unterstreichung rufen. Das Unausgesprochene, das den jun
Sprache des Alltags scheiden.
Wird aber von allen diesen Erleichterungen nicht Franz Neumanns Liebelei. Sie ist aber auch weit zwischen den beiden Menschen steht, das Angstgefühl, zu gewe
Gebrauch gemacht, ist die Prosa ganz nackt und bloß lentfernt von Banalität. Vor allem aber ist sie von in dem sich die beiden befinden, das sie aber nicht zu= treten