II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1982


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Der Fritz des Herrn Viebach, ihres Partners,
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war mir nicht stei genug, zu sehr gebunden durch den
K —. „Liebelei“ ist eines von denjenigen Warten,
Gedanken au sein bevorstehendes tragisches Geschick
die beseelt sind. Es besitzt für die heutige Zeit einen
und — durch eine merkliche Textunsicherheit. Herr
ganz bestimmten tragischen Inhalt. Sobald es ausge¬
Wilhelmi spielte den alten Volinspieler Weiring,
sprochen wird, taucht vor uns jene Geschichte auf, die
den Vater Christinens, der sein Kind nach echter
Wiener Art mit der Glut eines jungen Liebhahers
sich tag=täglich wiederholt und dennoch immer wieder
unser Mitleld erregt:
gerne hat, mit erquickender Schlichtheit und einfacher,
naturvahrer Charakteristik. Auch die übrigen Darsteller
Ein einfaches Mädchen kommi mit einem „jungen
paßken sich durchaus der vornehmen Stimmung dieses
Herrn“ in Berührung; sie lernt ihn lieben, weil er
Schauspiels an; nur Frl. Gusti Richter drängte
gar so hübsch und gescheit ist, und freundlicher als
sich mit ihren Wiener Modistinnenwitzen in so un¬
alles, war sie bisher in ihrer gedrückten kleinbürger¬
angenehmer Weise vor, als wollte sie sich zur Haupt¬
lichen Umgebung angetroffen hot. Ihr ganzes, von
person des Stückes machen, was ihr bei enem Teile
Vater und Mutter und von ihr selbst sorgfältig ge.
des Publikums auch gelungen zu sein scheint.
hütetes Herz git sie ihm, diesem „Engel“ aus einer
Da das Schnitzlerische Stück, trotz seiner drei
andern, heiterern Sphäre ohne Bedenken hin. Er i#
Akte, für einen Theaterabend nicht ausreichte, mußte
auch sehr lieb zu ihr, ihr herzlich zugetan, weiß eine
auch noch eine dramatische Plauderei von Oskar
Menge liebenswürdiger Einfälle, mit denen er ihren
Blumenthal ausgeführt werden, die auf die Frage
Frohsinn und ihr Vertrauen weckt, und ist von einer Antwort geben will: „Wann wir altern?“ „Wenn
entzückenden Freigebigkeit gegen „die Kleine“. Bloß
ans die Frauen nicht mehr betrügen, sondern uns
seine Zukunft will er ihr nicht schenken und macht sich
beichien, dann werden wir alt.“ Diese und ähnliche
aus dem Staube, als er mit Erstauten wahrnimmt,
Feuilletonwitze der „Neuen Fr. Presse“ hat Blumenthal
daß die zarte Mädchenseele sich schon mit all' ihren
in teils hochtrabende, teils Knittelverse gekleidet, um
feinen Fasern an ihn geklammert hat und nicht mehr
sie sowohl dem anspruchsvollen als auch dem anspruchs¬
loszukommen vernag.
losen Publikum mundgerecht zu machen. Es langweilt
Sie kann ihrem Liebhaber nicht folgen, wenn aber nichts so wie Verse ohne Inhalt; da ist inhalts¬
sie sich nicht wegwverfen will; aber auch in die enge
leere Prosa noch Gold dagegen.
Welt ihres Vaterhauses will sie sich nicht zurückbegeben
Malun
weil dorthin zu wenig Sonne scheint. Und so wählt
sie den noch düsterern Weg in den Tod.
Mit dieser Geschichte deckt sich so ziemlich der
Inhalt des Dramus „Liebelei“ von Artur
das gestern bei uns aufgeführt wurde.
nder im Dramz auch der Liebhaber des Mädchens
in einem Duell mit dem Gatten einer Frau, mit der
er ein zweites Verhältnis unterhalten hatte, den Tod,
nach Analogie des untreuen, wilden Burschen in dem
bekannten Go##eschen Balladenfragment, dem keine
Ruhe und kein Glück mehr zuteil voird, nachdem er
sein Liebchen gedankenlos verlassen har. Schnitzler hat
also tin seinem Drama nicht viel Neues geschaffen,
sondern bloß die Seele des Wortes „Liebelei“ meister¬
haft analysiert.
S
Bei der Aufführung konzentriert sich das Interesse
des Zuschaners vollkommen auf das Liebespaar, sie
und ihn. Wie durch magische Gewalt hält dieses junge
Mädchen, Christine, mit ihrer großen, opferwilligen
Liebe, die ihre Seele erfüllt, unsere Aufmerksamkeit,
und Sympathie im Bann. Frl. Käthe Eulitz, die
die Christine darstellte, faßte ihre olle mit Geist, zu
viel Geist, auf. Und der Glanz, der die beliebte
Schauspielermn an ihrei Benefizabend umgab —
regnete Blumenspenden, Beifall und andere Geschenke —
tänschte darüber hinweg, daß ihrer Christine gerade
die Eigenschaft fehlte, die an diesen Gretchenrollen das
Fesselnde ist: der Glaube an den Sieg der Unschuld;
(Frl. Eulitz ist eine zu überlegene Natur, besitzt zu
biel Ironie und wendet diese zu häufig an, als daß
sie dem Publikum ein solches „Märchen“ glaubhäft
gestalten könnte.
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