II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1984

Liebelei
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22
Dr. Max Goldschmidt
222 Bureau für 122
Zeitungsausschnitte
Ttaphee Ill. 15.

Berlin N. 24
Ausschnitt aus
Nashr. f. Stadt u. Land, Uidensen

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—zugetun ist, ihr ganzes Leben opfern? Ist das wahrschein.
für den Zuschauer, dem weitege
lich? Milada soll die Verlobte Retlaffs werden oder bleiben,
Großherzogliches Theater.
Sorgen erspart bleiben. Mit ba
der, wie sie weiß, die Schwester ihres Jugendgeliebten zum
Versuches kann Herr Ulrich tro
Selbstmord getrieben? Nun, Milada rächt sich sozusagen
Milapa, Schaust iel in ei#em Aufzug von Franz Ulbrich. —
großer Lorbeerkranz und ein Bei
an Retlaff: sie schenkt dem Dichter ihre volle Gunst, weigert
Liebelei, von Schnitzler.
mal zu erscheinen, sind Lohn, der##
sich aber, seine Frau zu werden; sie würde ihm nur hinderlich
Den Dramaturgen unseres Theaters, Herrn Dr. Franz
„Milada“ steht an Wert der Dicht
sein auf der Bahn des Ruhmes, sie, die an einem schweren
Ulbrich, lernten vir in der letztvergangenen Spielzeit als
sehr weit nach; letztere ist auch
Herzleiden krankt.
symbolistisch=phantastischen Poeten kinnen, in der Art Hoss¬
spielt wurde mit Lust und Lie
Da sitzt nun der Glückliche und Ahnungslose abends
mannsthals und Maeterlincks, deren Spuren er in dem
regte u zärtliche, im Anzuge ein
nach seinem Erfolge im Restaurant und plaudert mit dem
eistvoll und mit
Einakter „Du gleichst dem Geist ...
Frl. Ella Hartmann; ein lieben
Leutnant darüber. Sein Freund, der junge Arzt Miladas,
gutem Gelingen folgte. Gestern, in seinem einaktigen Schau¬
Drach. Den gewissenlesen Rei
kommt und beruhigt ihn zunächst über deren Befinden (sie
spiele „Milada“, zeigte er uns eine andere Seite seiner
charakteristisch bestimmt. Herr
ist nach der Vorstellung in Ohnmacht gefallen); er überbringt
dramatischen Befähigung in dem Blick für das realistisch
Herr Adami als Oberregisseur sim
auch den seltsamen Wunsch der Lünstlerin, der Dichter möge
Wirksame, ja für den unbedenklichen Theatereffekt. Heinz
der Leutnant taugt alich nicht vie
Lied ist ein junger Dichter, Mitte der Zwanzig. Er hat
sofort abreisen, ohne nach Gründen zu forschen.
soeben den ersten großen dramatischen Erfolg erlebt, an dem
Milada kann ihm ja nicht sagen, daß der abwesende
Es folgte die hier gut
Milada, die gefeierte Schauspielerin, die Schöpserin der
Retlasf plötzlich angekommen ist. Sie will den Geliebten
Schnitzler. Frl. Käte Busch en
Hauptrolle, den größten Anteil hat. Lied ist mit ihr von
vor einem Zusammentreffen mit Retlaff bewahren; sie weiß,
besserer Momente nicht die der R
Kindheit an bekannt, sie hat den mittellosen Dichter vor
jener fahndet auf den Verführer seiner Schwester, um ihn
talität und Innigkeit. Daß C
dem Untergange im literarischen und künstlerischen Zi¬
zur Rechenschaft zu ziehen. Treffen sich beide, so muß einer
glaubt man nach dem nicht genüg
geunertum bewahrt, sie liebt ihn seit Jahren, und diese
von ihnen fallen. Darum eilt sie, trotz ihrer hochgradigen
Schlußakt nicht. Das echte Wie
Liebe hat sich nun, in den letzten Tagen vor der Aufführung
Herzbeschwerden, nach Mitternacht selbst noch in das Re¬
seinem Leichtsinn und seiner
des Erstlingswertes ihres Schützlings, zu einer Leiden¬
staurant, fleht ihren Bruder unter der schon besprochenen
gegen Frl. Gisa Dorn (Mi¬
schaft erschlossen, die nichts mehr zu versagen vermag.
Enthüllung ihres Opfers für ihn on, eine Begegnung Lieds
Jugend“ Wiens in ihrer rücksich
Aber Milada hat dem jungen Tichter eins verschwiegen:
mit Retlaff zu verhindern, und hat auch den Geliebten durch
Herr Heinz Perino. Bei ihm
daß sie schon verlobt ist, und verlobt sogar mit dem Schur¬
ihre Zärtlichkeiten schon zur Abreise bewogen. Da tritt
Gestalt mehr hervor, während
ken Retlaff, der die Schwester des Dichters verführt, ver¬
Retlaff ein, den Lied übrigens dem Aeußern
blasierte Liebenswürdig eit
lassen und dadurch in den Tod getrieben hatte. Mill##
auch eine Unwahr¬
Fritz ließ es an Gefühl nicht
nach noch nicht kennt,
wußte dies, und obwohl sie es wußte, und obwohl sie schon
streben, den wir'lichkeitstreuer
scheinlichkeit, wenn auch möglich. Retlaff ist seit
dem jungen Poeten geneigt war, versprach sie sich doch
etisches m
drei Tagen in der Stadt, die Eifersucht auf den
mancherlei hohl P
jenem gewissenlosen Egoisten. Retlaff hatte ihren Bruder
alter Papa und Musikus ist
Dichter und ein verräterischer Brief Lieds an Milada hat
auf einer, Ehrlosigkeit ertappt, die, wäre sie bekannt go¬
alte Klatschbase voll neugieriger
ihn bereits über deren Vergehen aufgeklärt. Er stellt nun
worden, dem Leutnant Ehre und Rock gekostet hätte. Den
Herr Weiß stellte mit bestem C
Lied zur Rede, Lied erfährt erst jetzt, daß Milade. Braut
Bruder vor Schande zu bewahren, verlobte sich Milada
mann dar. — Die „Liebelei“
ist, ein Duell ist unvermeidlich. Aber Retlaff ist, wie Milada¬
mit ihre Verehrer Retlaff, den sie dadurch zum
genießen; die lyrischen gefühlvol
weiß, ein nie fehlender Schütze; als er sich jetzt zum Gehen
Schweigen verpflichtete. Daß Retlaff sein ehrloses Ver¬
Komponisten wohl zu diesem
wendet mit den Worten: „Erwarten Sie morgen meine
gehen kennt, weiß Kurt; der Verfasser will uns aber
Es scheint übrigens, als wür
Sekundanten!“, da verliert Milada jede Ueberlegung und
glauben machen, Kurt ahne trotzdem nichts von dem Opfer
Spielplan geboten. Die Vertiefu
verrät selber, was sie doch verschwiegen wis¬
seiner Schwester. Wir sollen es glaublich finden, daß der
darunter. Warum wird nicht li
sen wollte: „Laß ihn nicht gehen, Heinz! Er hat Deine
Leutnant, im doppelten Grade ehrlos, das Mitwissen Retlaffs
holt? Der „Dornenweg“
Schwester in den Tod getrieben; es ist Retlaff, der
— übrigens eines ehemaligen Offiziers — ruhig erträgt, und
die Mutter so erschütternd spielte
Verführer Deiner Schwester!“ Sofort stürzt sich Lied auf
ohne sich zu fragen, welchem Umstande er die Gnade der Ver¬
worden. Auch Apels Traumstück
den Feind, Milada wirft sich zwischen beide; ein Herzschlag
schwiegenheit Retlaffs verdanke! Und einen so minderwer¬
tigen, ehrvergessenen Bruder soll überdies nun Milada, die tötet sie. Während sich die Gegner um die Tote bemühen, derholung vertragen.
außerdem bereits ihrem dichterisch begabten Jugendfreunde fällt der Vorhang.