Liebelei box 13//8
6. K
vom:
Aoschier von Wien.
Aus dem schneebedeckten Wienerwald in das
Land der Pyramiden.
Von
Gustav Walbau.
Aus einem Gespräch.
Wenn man, nun schon zum so und sovieltenmal, wieder
einmal von Wien Abschied nehmen muß, so beschleicht einem
jenes melancholische, echt wienerische Gefühl der Wehmut, das
in Artur Schnitzler seinen Dichter gefunden hat. Man wandelt
noch einmal durch die stillen Straßen der Inneren Stadt, fährt
zum letztenmal hinaus in die Vorstädte an den Abhängen des
schneebedeckten Wienerwaldes und freut sich, rückblickend über
die Zeit, die man in künstlerischer Arbeit in Wien verbringen
durfte, wenn sie auch diesmal kürzer war und nicht jene Aus¬
breitung annehmen konnte, die man sich gewünscht und erwartet
hatte. Als Aktivum nehme ich von meiner Tätigkeit im Theater
in der Josefstadt die Freude mit, daß ich den Hofrat in Hanns
Saßmanns Steuerstück spieln konnte, eine Rolle, die ich sehr
gern übernommen habe und auch noch in München zu spielen
hoffe. Trotz der kurzen Dauer der Aufführungen in Wien bin
ich nicht in meiner Ueberzeugung erschüttert worden, daß die
Steuerkomödie Saßmanns ein äußerst wirksames Theaterstück
ist. Sehr bedauern muß ich natürlich, daß ich den Musiker
Weyring in Schnitzlers „Liebelei“ nicht spielen Lnnte. Aber
es hatte sich nun einmal heuer alles gegen eine lärgere Dauer
meines Gastspiels verschworen.
Man weiß ja, daß ich deshalb vorzeitig aus Wien scheide,
weil eine Erkrankung meiner Frau einen Erholungsurlaub im
Süden notwendig macht, Ich nehme auch in dieser Beziehung
von Wien eine glückliche Erinnerung mit, da ein Wiener
Arzt, Professor Paul Werner, durch eine äußerst gelungene
Operation das Meisterstück zustande gebracht hat, meine Frau
in dem unglaublich kurzen Zeitraum von vierzehn Tagen soweit
herzustellen, daß sie mit mir schon dieser Tage die Reise nach
dem Süden antreten kann. Die Genesung meiner Frau ent¬
schädigt mich jedenfalls für die Schatten kleiner beruflicher
Unannehmlichkeiten, die mir in diesem Jahre beschieden waren.
Bemerkenswert ist, daß ich diesmal nicht wie sonst nach
München zur Bühne zurückkehre, sondern eigentlich meine erste
große Filmrolle spiele. Es ist interessant, daß sich mir erst nach
über dreißigjähriger Bühnentätigkeit eine derartige Gelegenheit
bietet. Mein erstes Filmauftreten in einer größeren Rolle, in dem
Lustspiel „Der Mann mit Herz“ hatte meine Eignung für den
Tonfilm erwiesen, so daß mir jetzt eine Reihe größerer Anträge
vorliegt, von denen ich, in eister Linie meiner Frau zuliebe, die
Berufung zu dem in Aegypten spielenden Filmlustspiel „Saison in
Kairo“ angenommen habe. Ich werde Donnerstag in Genua das
Schiff nach Aegypten besteigen, auf dem ich mit den übrigen
Hauptdarstellern des Films, mit Renate Müller, Marga Lion und
Willi Fritsch, zusammentreffen werde. Wir werden drei Tage unter¬
wegs sein und uns dann sofort in die Aufnahmen stürzen, die mir
eine Reihe bisher ungewohnter Aufgaben zumuten. So werde ich
in Zylinder und Cut auf einem Kamel durch die Wüste reiten, ein
andermal gemeinsam mit Marga Lien, meiner Partnerin im Film,
einen weißen Esel besteigen. Ich fürchte mich, daß man mir, wenn ich
erst einmal in Aegypten angelangt bin, auch zumuten wird, auf
einem Krokodil zu reiten.
Ich freue mich zwar, aus der großen Kälte, die gegenwärtig
in Wien herrscht, in wärmere Gegenden zu gelangen. Der
Trennungsschmerz bleibt aber dennoch unvermindert, da ich mich
in Wien wirklich wie zu Hause gefühlt habe. Ich werde jetzt einen
Monat in Aegypten bleiben, wo sich hoffentlich meine Frau in dem
warmen Klima vollständig erholen wird. Nach Vollendung der
Außenaufnahmen geht es zum 1. März nach Berlin, wo der Film
durch die Atelieraufnahmen ergänzt werden wird. Mitte März kehre
ich dann nach München zurück, wo ich zunächst die Rollen meines
Repertoires darstellen werde. Dann trennen mich eine Reihe von
Monaten von einem neuerlichen Wiedersehen nach Wien, wo ich
meine Tätigkeit durch ein Rundfunkauftreten im „Blaufuchs“ be¬
schlossen habe. Mein nächster Wiener Aufenthalt wird sich hoffent¬
lich länger ausdehnen und mir Gelegenheit geben, vor dem Wiener
Publikum, das mich immer und auch diesmal mit großer Freude
ausgenommen hat, nur in mir ganz genehmen Rollen aufzutreten.
6. K
vom:
Aoschier von Wien.
Aus dem schneebedeckten Wienerwald in das
Land der Pyramiden.
Von
Gustav Walbau.
Aus einem Gespräch.
Wenn man, nun schon zum so und sovieltenmal, wieder
einmal von Wien Abschied nehmen muß, so beschleicht einem
jenes melancholische, echt wienerische Gefühl der Wehmut, das
in Artur Schnitzler seinen Dichter gefunden hat. Man wandelt
noch einmal durch die stillen Straßen der Inneren Stadt, fährt
zum letztenmal hinaus in die Vorstädte an den Abhängen des
schneebedeckten Wienerwaldes und freut sich, rückblickend über
die Zeit, die man in künstlerischer Arbeit in Wien verbringen
durfte, wenn sie auch diesmal kürzer war und nicht jene Aus¬
breitung annehmen konnte, die man sich gewünscht und erwartet
hatte. Als Aktivum nehme ich von meiner Tätigkeit im Theater
in der Josefstadt die Freude mit, daß ich den Hofrat in Hanns
Saßmanns Steuerstück spieln konnte, eine Rolle, die ich sehr
gern übernommen habe und auch noch in München zu spielen
hoffe. Trotz der kurzen Dauer der Aufführungen in Wien bin
ich nicht in meiner Ueberzeugung erschüttert worden, daß die
Steuerkomödie Saßmanns ein äußerst wirksames Theaterstück
ist. Sehr bedauern muß ich natürlich, daß ich den Musiker
Weyring in Schnitzlers „Liebelei“ nicht spielen Lnnte. Aber
es hatte sich nun einmal heuer alles gegen eine lärgere Dauer
meines Gastspiels verschworen.
Man weiß ja, daß ich deshalb vorzeitig aus Wien scheide,
weil eine Erkrankung meiner Frau einen Erholungsurlaub im
Süden notwendig macht, Ich nehme auch in dieser Beziehung
von Wien eine glückliche Erinnerung mit, da ein Wiener
Arzt, Professor Paul Werner, durch eine äußerst gelungene
Operation das Meisterstück zustande gebracht hat, meine Frau
in dem unglaublich kurzen Zeitraum von vierzehn Tagen soweit
herzustellen, daß sie mit mir schon dieser Tage die Reise nach
dem Süden antreten kann. Die Genesung meiner Frau ent¬
schädigt mich jedenfalls für die Schatten kleiner beruflicher
Unannehmlichkeiten, die mir in diesem Jahre beschieden waren.
Bemerkenswert ist, daß ich diesmal nicht wie sonst nach
München zur Bühne zurückkehre, sondern eigentlich meine erste
große Filmrolle spiele. Es ist interessant, daß sich mir erst nach
über dreißigjähriger Bühnentätigkeit eine derartige Gelegenheit
bietet. Mein erstes Filmauftreten in einer größeren Rolle, in dem
Lustspiel „Der Mann mit Herz“ hatte meine Eignung für den
Tonfilm erwiesen, so daß mir jetzt eine Reihe größerer Anträge
vorliegt, von denen ich, in eister Linie meiner Frau zuliebe, die
Berufung zu dem in Aegypten spielenden Filmlustspiel „Saison in
Kairo“ angenommen habe. Ich werde Donnerstag in Genua das
Schiff nach Aegypten besteigen, auf dem ich mit den übrigen
Hauptdarstellern des Films, mit Renate Müller, Marga Lion und
Willi Fritsch, zusammentreffen werde. Wir werden drei Tage unter¬
wegs sein und uns dann sofort in die Aufnahmen stürzen, die mir
eine Reihe bisher ungewohnter Aufgaben zumuten. So werde ich
in Zylinder und Cut auf einem Kamel durch die Wüste reiten, ein
andermal gemeinsam mit Marga Lien, meiner Partnerin im Film,
einen weißen Esel besteigen. Ich fürchte mich, daß man mir, wenn ich
erst einmal in Aegypten angelangt bin, auch zumuten wird, auf
einem Krokodil zu reiten.
Ich freue mich zwar, aus der großen Kälte, die gegenwärtig
in Wien herrscht, in wärmere Gegenden zu gelangen. Der
Trennungsschmerz bleibt aber dennoch unvermindert, da ich mich
in Wien wirklich wie zu Hause gefühlt habe. Ich werde jetzt einen
Monat in Aegypten bleiben, wo sich hoffentlich meine Frau in dem
warmen Klima vollständig erholen wird. Nach Vollendung der
Außenaufnahmen geht es zum 1. März nach Berlin, wo der Film
durch die Atelieraufnahmen ergänzt werden wird. Mitte März kehre
ich dann nach München zurück, wo ich zunächst die Rollen meines
Repertoires darstellen werde. Dann trennen mich eine Reihe von
Monaten von einem neuerlichen Wiedersehen nach Wien, wo ich
meine Tätigkeit durch ein Rundfunkauftreten im „Blaufuchs“ be¬
schlossen habe. Mein nächster Wiener Aufenthalt wird sich hoffent¬
lich länger ausdehnen und mir Gelegenheit geben, vor dem Wiener
Publikum, das mich immer und auch diesmal mit großer Freude
ausgenommen hat, nur in mir ganz genehmen Rollen aufzutreten.