II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 2041

Liebelei
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Gesprach mit Magda Schneider
und Wolf Abach=Reity.
Happyend in der Wirklichkeit.
Von
J. P.
Was nach dem Verlobungskuß geschieht, das erfährt der
Zuschauer bei Theater und Film meist nur in Tragödien. Die
Menschen aber, die ihr Leben für die Oeffentlichkeit leben müssen,
— sie scheuen selbst¬
die Filmstars und Bühnenlieblinge
verständlich die Publizität, wenn es sich um private Dinge
handelt. Man ist meist der Ansicht, es könnte der Popularität
schaden, wenn die Zuschauer wüßten, zwei Künstler wären ver¬
heiratet. Gewiß, es sind der Illusion Tor und Tür geöffnet,
wenn man das Geschehen auf der Bühne oder Leinwand für
Wirklichkeit nehmen kann; aber es schadet bestimmt der Vor¬
stellung nichts, wenn man weiß, daß die Künstler nur ein
fremdes Leben spielen. Es ist bekannt, daß Willi Fritsch und
Lilian Harvey nur deswegen den Schritt zum Altar nicht getan
haben, weil sie fürchteten, ihre Verehrer und Verehrerinnen zu
enttäuschen. Auch Jan Kiepura und Martha Eggerth dementieren
ihre Beziehungen. Nur zwei, die sich momentan in Wien aufhalten,
leugnen nichts; Magda Schneider und Wolf Albach=Retty denken
nicht daran, ihre Verlobung geheim zu halten.
Der junge Burgschauspieler, der nun sechs Jahre lang
von Wien entfernt war, der zuletzt an der Burg das „Große
Welttheater“ spielte, zeigt seiner Braut seine Heimat — und
Magda Schneider, die zwar Wien von ihren Filmen her kennt,
lernt diese Stadt mit ganz anderen Augen sehen. „Wien hat uns
im Grunde zusammengeführt,“ erzählt der Bräutigam, „denn
erst als ich Magda als Christine in „Liebelei“ sah, spürte ich den
Menschen hinter der Schauspielerin. Wir haben uns aber erst
viel später kennengelernt; in Lugano nämlich, bei den Außen¬
aufnahmen eines Films, den wir gemeinschaftlich bei der Ufa
drehten.“
Albach=Retty war vor kurzem lange Zeit krank, mußte sich
den Blinddarm herausnehmen lassen, nun ist er aber wieder
ganz auf dem Posten und freut sich sichtlich, wieder in seiner
Heimat, bei seiner Mutter zu sein. „Denken Sie doch an,“ sagt
er, während wir in einem schönen Auto sitzen und zum Kobenzl
hinauffahren, „ich war wirklich niemals in diesen sechs Jahren,
in denen ich nicht mehr in Wien beschäftigt bin, hier. Ueberall
in der Welt habe ich zu tun gehabt, nur in Wien nicht!“
Magda Schneider, die glücklich Verlobte, aber schaut nur
zum Fenster hinaus und freut sich über jeden kleinen Hügel, über
jeden grünen Zweig, der in der Sonne glänzt. Sie genießt Wien
in vollen Zügen. „Wie hätte ich diese Christine in „Liebelei“ erst
spielen können, wenn ich Wien, die Heimat dieser herrlichen
Schnitzler=Gestalt, vorher gesehen und erlebt hätte, wie ich es
sagt sie seufzend. Sie
*
jetzt durchW###knnenlerne
wohnen draußen in Döbling, wo Wolf Albach=Retty immer ge¬
wohnt hat, obwohl das Atelier, in dem sie gemeinsam die
„G'schichten aus dem Wienerwald“ drehen werden, am Rosen¬
hügel liegt. Er wollte es so. Die beiden sind während der Fahrt
gar kein richtiges Liebespaar, wie es sich sicher die Anhänger
der beiden Künstler vorstellen; sie blicken sich nicht in die Augen
und fallen sich keineswegs in die Arme. Sie freuen sich, daß sie
da sind, daß sie soviel Schönheit sehen dürfen, daß sie gesund
sind ... es genügt ihnen vollauf.
Ja, bestimmt wären alle Zuschauer, die die beiden nur aus
Filmen kennen, bitter enttäuscht. Hier, wo einmal ein Happyend
Wirklichkeit geworden ist, wo sich zwei wirklich lieben, die auf
der Leinwand oftmals Liebe nur gemimt haben, da ist alles
ganz, ganz anders. Und eigentlich viel schöner! Sie haben keine
Angst, daß sie jemand sieht, daß dies ihrer Beliebtheit Abbruch
tut, wenn sie nun nicht nur ein Filmliebespaar sind, sondern ein
richtiges in Leben. Es sieht aus, als wollen sie sagen „Schliehlich!
sind wir doch zuerst einmal Menschen ...
Und es wird ja besonders reizvoll sein, wenn diese beiden
jungen und schönen Menschen nun im Film wirklich ein Liebes¬
paar spielen werden; denn sie brauchen ja dann nicht zu spielen:
sie sind es! Wolf Albach=Retty ist derselbe liebenswerte Junge
mit viel Lausbüberei in den Augenwinkeln geblieben, dem das
Filmen, Berlin, die Welt, der Ruhm und die Verlobung nichts
J. P.
haben antun können.