II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 2077

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Liebele
. Aneneene e n
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des Films. Ee ist tragisch, aber es ist so: das
Pferd wird vom Schweif an aufgezäumt!
Der mächtigste Mann in der Filmwelt ist der
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Verleiher. Er hört die Wünsche Kinobesitzers
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BSERVEI
und mit #iesen die des Publik Er erfährt,
behördl. konzessioniertes Unternehmen für
daß ein #bdernes Liebesdrame (Thema etwa: Auf¬
Zeitungs-Ausschnitte
stieg ei#r kleinen Revuetänzerin, die eine
VIEN, I., WOLLZELLE 11
schwärmeriiche Jugendliebe ihrer Karriere opfern
TELEPION R 23-0-43
muß) odes ein tolles Lustspiel setwa ein stein¬
reicher junger Mann verliebt sich in ein armes
Mädel uns tut ihretwegen als einfacher Arbeiter
Dienst) gchraucht wird. Er glbt diese Wünsche
seiner Kupden — nicht immer sind sie so einfach
zu prözistren, manchmal sind sie sehr kompliziert
und anspluchsvoll! — an den ihm befreundeten
Produzengen weiter, und der beauftragt zunächst
seinen Damaturgen, einen ihm geeignet erschei¬
neaden Goff ausfindig zu machen. Dabel wird in
2.8E0.
erster Linie an einen populären Roman, an ein
zugkräftses Bühnenstück oder an ein klassisches
Werk g##cht.
Der Film.
Ist ein brauchbarer Stoff auf diesem Wege
„Filmmannik ipt gesucht!“
nicht zu finden, so beauftragt man einen berannten
Filmautot — es gibt deren sehr viele — einen ge¬
Sind Filmideen von Laien praktisch verwertbar?
eigneten Vorschlag zu machen. Der Vorschlag wird
Von Hüns Ilkarlson.
geprüft, bearbeitet, und bei ginstiger Beurteilung
„Vorige Woche sind mir vierhundert Manu¬
durch die in Frage kommer#en Abnehmer (also
skripte und Entwürfe eingereicht worden, in
die Verleiher und Auslandskufer) zwei oder drei
dieser halben Woche sind es bereits zweihundert¬
weiteren Autoren zur Drehbuchumarbeitung über¬
achtzig, die sich in meinem Büro zu gigantischen
geben. Das Drehbuch entsteht nun unter exakter
Stößen häufen — wer weiß, wie viel es nächste
Zugrundele zung der Möglichkeiten, die der Film¬
Woche, wenn unser Produktionsprogramm heraus¬
produktionpfirma finanziell zur Verfügung stehen.
kommt, sein werden!“ Dieser Stoßseufzer entrang
Zu einem großen historischen Ausstattungsfilm
sich der gequälten Brust des mir befreunveten
gehört natürlich weit mehr Kapital, als zu einem
Dramaturgen und Lektors einer der größten eure¬
modernen Durchschnittslustspiel. Ferner aber müssen
päischen Filmgesellschaften. Der Arme hat mit
sich die Drehbuchautoren nach der Zahl der in der
seinem am friedlichen Stammkaffeehaustisch aus¬
Kalkulation des Films eingesetzten sogenannten
gebrochenen Ohnmachtsschrei jäh ein Problem an¬
Ateliertage richten, denn ein bestimmter zur Ver¬
geschnitten, das Tausenden am Herzen liegt und
fügung stehender Betrag darf nicht überschritten
noch nie mit der Offenheit geklärt wurde, die im
werden. Man hat beispielsweise 14 Ateliertage zur
Interesse der Beteiligten selbst sehr wohl längst am
Verfügung, und muß nun bei der Abfassung des
Drehbuches möglichst Schauplätze wählen, deren
Platze gewesen wäre.
bautechnische Herstellung möglichst wenig Zelt und
Seit Jahren schon werden die Filmfirmen
Platz erfordert.
aller Herren Länder täglich mit Laienmanuskripten,
Ein Laienautor würde, aus dem Vollen
entwürfen, vorschlägen und Ideen, ja — sogar
schöpfend, wahrscheinlich gigantische Banten oder
mit kompletten Drehbüchern überschüttet. Kein
wenigstens prunkvolle Räume in riesiger Zahl vor¬
Tag vergeht, an dem nicht die Post oder oftmals
schreiben. Der berufsmäßige Drehbuchautor muß
auch Boten und nicht selten die Autoren selbst ge¬
sich mit weit weniger Ambitionen abfinden, sich den
waltige Manuskriptfolianten auf die Tische der
Verhältnissen anpassen und oft Konzessionen
Filmdramaturgen deponieren. Es hat keinen Sinn,
machen, zu denen sich ein Laienautor nie und
den zahllosen Laien und Schriftstellern, die sich
nimmer bereitfinden würde. Auf diese Weise bleibt
zum Filmautor berufen fühlen, immer wieder zu
von einem Originalmanuskriptentwurf sehr oft recht
erklären, daß für eine Annahme ihres oft unter
wenig übrig. Aber die Umstände erfordern äußerste
Schweiß und viel Arbeit entstandenen Fabrikats
nicht die mindeste Aussicht besteht. Sie wollen es Sparsamkeit, und nur der Filmfachmann ist in der
nicht glauben und haben eigentlsch auch wenig Lage, am richtigen Platz mit Aufwanid zu sparen.
Was nun die Wahl der Stoffe selbst anbetrifft,
Anlaß dazu: denn von Zeit zu Zeit wird immer
so greift die Filmindustrie nicht ohne Grund
wieder verbreitet, daß Auregungen aus dem Pu¬
immer wieder auf bewährte ältere Vorlagen zurück.
blikum durchaus erwünscht seien, daß es so
Unsterbliche, klassische Stoffe aus der geoßen Welt¬
manchem Laien gelungen sei, den Weg zur Dreh¬
literatur (wie „Wilhelm Tell“, „Die Jungfrau von
buchherstellung zu finden und was dergleichen
Orleans“, „Quo vadis?“, „Die Passion“) werden
Irrtümer mehr sind. Nicht immer sind es nur
ebensogern zu wiederholten Malen verfilmt, wie
sromme Lügen, die solche Irrtümer verbreiten. Oft
sturmerprobte Erfolgsstories („Der Graf von Monte
steckt auch irgend ein Schwindelunternehmen da¬
Christo“, „Alraune", „Der Student von Prag“,
hinter, deren Drahtzieher es auf die Ahnungs¬
„Der Hund von Baskerville") und moderne
losigkeit und — auf das Geld abgesehen haben.
Sind Filmideen von Laien überhaupt ver= Theaterstücke und Romane („Die Heilige und ihr
Narr“, „Liebelei“. Der Katzensteg“ usw.). Auch
wertbar? Der Perfasser dieses Aufsatzes, der
populärer Ereignisse aus der Weltgeschichte hat sich
jahrelang als Dramaturg und Regisseur in be¬
die Filmindustrie zur Destillierung von Kino=Sen¬
deutenden europäischen Filmgesellschaften tätig ge¬
sationen sehr oft bedient, man denke nur an die
wesen ist, beantwortet diese für viele Tausende
Ereignisse um König Friedrich II. von Preußen
schicksalsschwere Frage mit einem festen „Nein!“.
(„Friederi###s Rex“), an die Historien um Napoleon,
Gewiß mag es in zwei oder drei unwesentlichen
Einzefällen vorgekommen sein, daß diese oder jene an die Figuren der Mesdames Dubarry und Pom¬