box 13/8
Liebelei
nennne.
a .
Modunger Nachticnien
75. APR. 1936
Einem Zufall verdankte ich es, in einem und begebe mich in die Rußdorferstraße, der
damaligen Adresse Reimers. Zu meinem Leid¬
ugenderinnerungen an Georg Reimels. englischen Einakter Verwendung zu finden,
was zur Folge hatte, daß ich weiterhin jugend= wesen rührt sich auf mein Läuten nichts in der
onernst=Erpensky (Mödling).
liche Liebhaberrollen in deutschen St. ken zu= Wohnung. Vom Hausbesorger erfahre ich, daß
Am 16. April ist der berühmte Burg¬
Reimers mit Familie in Weidling bei
gewiesen erhielt. Damals war ich Büroange¬
schauspieler Georg Reimers plötzlich
Klosterneuburg zem Sommeraufenthalte weilt.
gestorben. Diesen traurigen Anlaß benützte
stellter, meine Studien machte ich von der
vierten Galerie des Burgtheaters aus, ver= Ziemlich fatal. Ich berede jedoch meine
der bekannte Mödlinger Vortragsmeister
Ernst Lipensky, seine Jugenderinnerun¬
säumte aber gleichzeitig nicht, nach Erhalt ahnungslose Mutter, nächsten Sonntag einen
gen an Georg Reimers niederzuschreiben,
meiner Neujahrs=Remuneration bei einem in Ausflug nach Weidling zu machen, was gerne
die, von uns veröffentlicht, diesen seltenen
angenommen wird und wir landen — ich im¬
Künstler ebenso groß als Schauspieler
der Schwarzspanierstraße wohnhaften Schau¬
mer in begreiflicher Aufregung — im Gasthof
wie als gütigen Menschen erscheinen
spieler Abendunterricht zu nehmen, meine
lassen und darum alles Interesse ver¬
Mutter vor die nunmehr unabänderliche Tat= Strauß, wo ich Reimers mit einigen Herren
Die Red.
dienen.
sache stellend. Sie sah ihren einzigen Sohn beim Frühschoppen sehe. Glücklicherweise ver¬
abschiedet er sich bald, ich frage den Kellner,
Als ich hörte, daß Hofrat Georg Reimers,
zwar gerne auf der Clubbühne spielen; aber
wo Reimers wohnt, und sage zu meiner
er große Schauspieler und Ehrenmitglied des
mit einem Berufswechsel wollte sie nicht ein¬
Mutter: „Ich muß Dich jetzt eine Weile allein
Burgtheaters, an den Folgen eines Schlag
verstanden sein.
lassen, Mama, ich gehe zu Reimers!“
falles gestorben sei, war ich tief erschüttert;
Um mir nun eine gewisse Aeberzeugung zu
„Was willst Du denn dort um Gotteswillen?“
ehörte er doch zu jenen Menschen in meinem
verschaffen, ob ich bei meinem dramatischen
„Ich werde ihn bitten, mich zu prüfen!".
Peben, denen ich mit wirklicher Liebe zugetan
Lehrer etwas lerne, schrieb ich einfach an
Meine Mutter sieht das Zwecklose jeder
par. Zudem verdankte ich ihm viel, seinem
meinem Abgott, dem im Burgtheater auf¬
steigenden Georg Reimers, nach einem Abend, Einwendung ein und wenige Minuten später
Einfluß war es zuzuschreiben, daß ich zur
warte ich in einem Zimmer des kleinen Land¬
Bühne ging und die Zeit, die ich in seiner
wo ich ihn als Carl Moor gesehen und bat
hauses auf Reimers, dem ich gemeldet wurde.
Nähe verbringen durfte, war die schönste
ihn um die Erlaubnis, bei ihm vorsprechen zu
Ich stelle mich als den Empfänger der er¬
meines Lebens.
wähnten Karte vor, stammle entschuldigende
Wie ich mit Georg Reimers bekannt wurde? dürfen, kurz gesagt, mich zu prüfen. Nach we¬
Worte und bitte ihn um sein Urteil über mein
Ende der Achtzigerjahre existierte in der Inne=nigen Tagen erhielt ich den sehnsüchtig er¬
warteten Brief. Ich reiße den Umschlag auf:
derzeitiges Können.
en Stadt der Englisch=französische Konver¬
Reimers (äußerst liebenswürdig): Sind
ations=Kluv, von gut bürgerlichen Kreisen fre= Auf einer Karte steht nichts weiter als „Die
Sie nicht vor einer halben Stunde mit einen
huentiert und die samstägigen Vortrags= und Gefahr erhöht den Mut! Georg Reimers“.
Dame bei Strauß eingekehrt?
Cheaterabende standen auf einer gewissen künst= Für einen Autogramnsammler immerhin ein
Ich: Die Dame ist meine Mutter und ich
lerischen Höhe. Nicht selten sah man unter den wertvolles Stück, für mich aber weit mehr.
Ich faßte es als Zusage, als Einladung auf,
habe ihr eben jetzt erst den Zweck unseres
Buschauern die Hofschauspieler Ernst Hart¬
ihn zu besuchen. Der Satz, den mir Reimers
Weidlinger Ausfluges erklärt.
nann, Karl Arnau und manch andere Größe
schrieb, ist eine Variation von „Der Mut wächst
Reimers: Was wollen Sie mir vor¬
des Wiener Theaterlebens.
so kalkuliere
Also
mit der Gefahr“; wenn also —
sprechen? — Bitte, den „Kosinsky“!
Die Mitwirkenden waren teils Mitglieder
mir eine gewisse Gefahr droht, daß
Reimers (Carl Moor) hört sich den
ich —
los.
—
des Klubs, teils Berufssänger und =Schau¬
Kosinsky eines Anfängers an. Was befürchtet
spieler. Satzungsgemäß mußte immer ein alles bisher Unternommene vergebens sei, so
wurde, trifft nicht zu. Reimers rät mir nicht
fremdsprachiger Einakter (englisch, französisch, muß ich auch den Mut aufbringen, dieser Ge¬
fahr ins Auge zu sehen, sie womöglich zu
ab, ist anscheinend befriedigt, gibt mir einige
uch italienisch) und nach einer Konzert= oder
Natschläge und endigt damit, daß ich ihn in
bannen.
Gesangseinlage ein deutscher Einakter aufge¬
vierzehn Tagen wieder besuchen kann — spä¬
Schauspieler zu besuchen ist sehr schwer. Die
führt werden. Doch gab es auch rein deutsche
ter ist er schon von Weidling fort, ich möge ihm
konventionelle Besuchsstunde 11 bis 1 Uhr ist
Aufführungen auf dieser reizenden kleinen
nicht die richtige Zeit, da ist der Betreffende
dann noch etwas vorsprechen.
Wühne, wie „Gebildete Menschen“ „Die schöne
Fortsetzung folgt.
Halathee“, Schnitzlers „Liebelei", „Drei aar wahrscheinlich auf einer Probe. Was tun? Ich
mache mir allenfalls im Büro eine Ausrede
Schuhe“, „Renalssande u. v.
Liebelei
nennne.
a .
Modunger Nachticnien
75. APR. 1936
Einem Zufall verdankte ich es, in einem und begebe mich in die Rußdorferstraße, der
damaligen Adresse Reimers. Zu meinem Leid¬
ugenderinnerungen an Georg Reimels. englischen Einakter Verwendung zu finden,
was zur Folge hatte, daß ich weiterhin jugend= wesen rührt sich auf mein Läuten nichts in der
onernst=Erpensky (Mödling).
liche Liebhaberrollen in deutschen St. ken zu= Wohnung. Vom Hausbesorger erfahre ich, daß
Am 16. April ist der berühmte Burg¬
Reimers mit Familie in Weidling bei
gewiesen erhielt. Damals war ich Büroange¬
schauspieler Georg Reimers plötzlich
Klosterneuburg zem Sommeraufenthalte weilt.
gestorben. Diesen traurigen Anlaß benützte
stellter, meine Studien machte ich von der
vierten Galerie des Burgtheaters aus, ver= Ziemlich fatal. Ich berede jedoch meine
der bekannte Mödlinger Vortragsmeister
Ernst Lipensky, seine Jugenderinnerun¬
säumte aber gleichzeitig nicht, nach Erhalt ahnungslose Mutter, nächsten Sonntag einen
gen an Georg Reimers niederzuschreiben,
meiner Neujahrs=Remuneration bei einem in Ausflug nach Weidling zu machen, was gerne
die, von uns veröffentlicht, diesen seltenen
angenommen wird und wir landen — ich im¬
Künstler ebenso groß als Schauspieler
der Schwarzspanierstraße wohnhaften Schau¬
mer in begreiflicher Aufregung — im Gasthof
wie als gütigen Menschen erscheinen
spieler Abendunterricht zu nehmen, meine
lassen und darum alles Interesse ver¬
Mutter vor die nunmehr unabänderliche Tat= Strauß, wo ich Reimers mit einigen Herren
Die Red.
dienen.
sache stellend. Sie sah ihren einzigen Sohn beim Frühschoppen sehe. Glücklicherweise ver¬
abschiedet er sich bald, ich frage den Kellner,
Als ich hörte, daß Hofrat Georg Reimers,
zwar gerne auf der Clubbühne spielen; aber
wo Reimers wohnt, und sage zu meiner
er große Schauspieler und Ehrenmitglied des
mit einem Berufswechsel wollte sie nicht ein¬
Mutter: „Ich muß Dich jetzt eine Weile allein
Burgtheaters, an den Folgen eines Schlag
verstanden sein.
lassen, Mama, ich gehe zu Reimers!“
falles gestorben sei, war ich tief erschüttert;
Um mir nun eine gewisse Aeberzeugung zu
„Was willst Du denn dort um Gotteswillen?“
ehörte er doch zu jenen Menschen in meinem
verschaffen, ob ich bei meinem dramatischen
„Ich werde ihn bitten, mich zu prüfen!".
Peben, denen ich mit wirklicher Liebe zugetan
Lehrer etwas lerne, schrieb ich einfach an
Meine Mutter sieht das Zwecklose jeder
par. Zudem verdankte ich ihm viel, seinem
meinem Abgott, dem im Burgtheater auf¬
steigenden Georg Reimers, nach einem Abend, Einwendung ein und wenige Minuten später
Einfluß war es zuzuschreiben, daß ich zur
warte ich in einem Zimmer des kleinen Land¬
Bühne ging und die Zeit, die ich in seiner
wo ich ihn als Carl Moor gesehen und bat
hauses auf Reimers, dem ich gemeldet wurde.
Nähe verbringen durfte, war die schönste
ihn um die Erlaubnis, bei ihm vorsprechen zu
Ich stelle mich als den Empfänger der er¬
meines Lebens.
wähnten Karte vor, stammle entschuldigende
Wie ich mit Georg Reimers bekannt wurde? dürfen, kurz gesagt, mich zu prüfen. Nach we¬
Worte und bitte ihn um sein Urteil über mein
Ende der Achtzigerjahre existierte in der Inne=nigen Tagen erhielt ich den sehnsüchtig er¬
warteten Brief. Ich reiße den Umschlag auf:
derzeitiges Können.
en Stadt der Englisch=französische Konver¬
Reimers (äußerst liebenswürdig): Sind
ations=Kluv, von gut bürgerlichen Kreisen fre= Auf einer Karte steht nichts weiter als „Die
Sie nicht vor einer halben Stunde mit einen
huentiert und die samstägigen Vortrags= und Gefahr erhöht den Mut! Georg Reimers“.
Dame bei Strauß eingekehrt?
Cheaterabende standen auf einer gewissen künst= Für einen Autogramnsammler immerhin ein
Ich: Die Dame ist meine Mutter und ich
lerischen Höhe. Nicht selten sah man unter den wertvolles Stück, für mich aber weit mehr.
Ich faßte es als Zusage, als Einladung auf,
habe ihr eben jetzt erst den Zweck unseres
Buschauern die Hofschauspieler Ernst Hart¬
ihn zu besuchen. Der Satz, den mir Reimers
Weidlinger Ausfluges erklärt.
nann, Karl Arnau und manch andere Größe
schrieb, ist eine Variation von „Der Mut wächst
Reimers: Was wollen Sie mir vor¬
des Wiener Theaterlebens.
so kalkuliere
Also
mit der Gefahr“; wenn also —
sprechen? — Bitte, den „Kosinsky“!
Die Mitwirkenden waren teils Mitglieder
mir eine gewisse Gefahr droht, daß
Reimers (Carl Moor) hört sich den
ich —
los.
—
des Klubs, teils Berufssänger und =Schau¬
Kosinsky eines Anfängers an. Was befürchtet
spieler. Satzungsgemäß mußte immer ein alles bisher Unternommene vergebens sei, so
wurde, trifft nicht zu. Reimers rät mir nicht
fremdsprachiger Einakter (englisch, französisch, muß ich auch den Mut aufbringen, dieser Ge¬
fahr ins Auge zu sehen, sie womöglich zu
ab, ist anscheinend befriedigt, gibt mir einige
uch italienisch) und nach einer Konzert= oder
Natschläge und endigt damit, daß ich ihn in
bannen.
Gesangseinlage ein deutscher Einakter aufge¬
vierzehn Tagen wieder besuchen kann — spä¬
Schauspieler zu besuchen ist sehr schwer. Die
führt werden. Doch gab es auch rein deutsche
ter ist er schon von Weidling fort, ich möge ihm
konventionelle Besuchsstunde 11 bis 1 Uhr ist
Aufführungen auf dieser reizenden kleinen
nicht die richtige Zeit, da ist der Betreffende
dann noch etwas vorsprechen.
Wühne, wie „Gebildete Menschen“ „Die schöne
Fortsetzung folgt.
Halathee“, Schnitzlers „Liebelei", „Drei aar wahrscheinlich auf einer Probe. Was tun? Ich
mache mir allenfalls im Büro eine Ausrede
Schuhe“, „Renalssande u. v.