II, Theaterstücke 4, (Anatol, 0), Anatol, Seite 33

4. Anatol
box 7/3
aatane, beidsraestanergendmtg ur
— —
lichen Schriftstellern würdig zur Seite.
In den nichtromanischen Ländern ist die Kunst, eine
ganze Geschichte durch einen kurzen Dialog zu erzählen, wenig
entwickelt. Das besie Exemplar der Art, das mir in der
deutschen Litteratur bekannt ist, deirfte das feine und omüsante
Buch Arthur Schnitzlers „Anatol“ sein; aber Schnitzler hat
die Fähigkeit, die er hier bewiesen, nicht weiter entwickelt, wie
Frau Marni that. Dänemark hat einen Schriftsteller namens
Gustav Wied, der mit außerordentlichem Talent den kurzen
Dialog handhabt; er ist jedoch ein kecker und lustiger
Karrikaturenzeichner, der ausgelassen die Grenze der
lon
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Aussehnt
Nr. 4
„OBSERVER“
I. österr. behördt.poncess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichte
Wien, IX/, Türkenstrasse 17.
Flliale in Bedapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a.
Ausschnitt aus:
Strassburger Poot
vom 37
# Arthur Schnitzler. Anatol.“ (Berlin S. Fischer, Verlag
7898.) Iu den Schauspielen, die A. Schnitzler bisher mehr der Lese¬
welt als dem Theaterpublicum geboten hat, kommen hier sieben — nun,
wie sollen wir sagen? dialogisirte Novellen? novellistische Dialoge?
Scenen? Schattenbilder? nein, Schattenbilder nicht, denn die Figuren
besitzen eine angenehme Quantität von Leben, sogar Wiener Leben.
Anatol kehrt in allen sieben als Held wieder, in sechs im Gespräch
mit seinem Freund Max, in allen sieben mit verschiedenen Damen, wie
sie eben einem Wiener Lebemann auf seinen Pfaden zu begegnen pflegen.
Anatol und Max erinnern ein wenig an Schumanns Davidsbündler.
Sie sind eigentlich nur verschiedene Seiten eines und desselben Typus,
des eleganten Wieners mit der unglaublichen Genußfähigkeit, mit der
elegischen Selbstironisirung, mit der verständigen Lebensauffassung, mit
der unverständigen Entschlußlosigkeit, mit dem ungeheuren Leichtsinn,
mit dem gulen Witz u. s. w. Wer aus allen diesen Ingredienzien
einen mehr und einen minder leichtsinnigen Menschen zusammenbrant,
der hat die beiden Freunde Max und Anatol, deren Pfade zwar der
lieben Jugend nicht zu empfehlen sind, deren Gebaren aber den Freund
eines witzigen und pointirten Gesprächs erfreuen kann. Es ist seinere
Arbeit, erheblich über der großen Masse, die aus der Druckerpresse der
neuen Zeit hervorquillt. Etwas wunderlich nehmen sich daneben die
Trochäen der Einleitung aus, die, von Loris unterzeichnet, ein Bild
des Wiener Lebens aus der Zeit der Perücke und Reifröcke gibt. Sollen!
wir etwa durch dieses impressionistisch hingeworfene Bild erst noch zu
Vergleichen herausgefordert werden?
Bezugs-Be¬
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Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Ausschnitt aus:
Scikonisischer Vorrespontent
vom 2/ 6 777—)
Anatol.
Von Art
11
1
Illusikirt von M. Coschel.
S. Fischer, Verlag in Berlin.
Sieben Szenen aus dem „Leben“ eines „Leoemannes“
sind ohne inneren Zusammenhang in diesem Buch vereint.
An welche Tradition das leichtlebige Wiener Völkchen, das
sich hier tummelt, zum liebsten anknüpfen möchte, verräth
schon die Einleitung, ein Gedicht von Loris (Hugo von
Hofmannsthal), dessen Rückblick auf das Rokkoko=Zeitalter
wenigstens den Vorzug der Grazie hat. In Schnitzler's
eigenen Dramoleis herrscht doch eine raffinirte Frivolität
vor. Meist handelt es sich ausdrücklich man Szeaum aus der
Halbwelt. Ein Probkem, mit weschem Schnitzter auch in
seinem „Paracelsus“ spielt, rollt die erste Nummer auf:
* „Die Frage an das Schicksal“ ist die Frage nach der Liebe gelueive
Für
10 an die hypnotisirte „Geliebte“. In pikanter Zuspitzung porto.
20 wird entwickelt, wie der Held schließlich nicht den Muth jahlbar

50 findet, die entscheidende Frage zu stellen — aus Furcht,
Voraus.
„ 10 einer Untreue auf die Spur zu kommen. — Dasselbe Mit¬
1 glied der jenne##e d#ree begleitet das zweite Bild auf
ist das
Abonne =Weihnachtseinkäufe“ für sein Mädchen aus der Vorstadt. st es den
Er flirtet unterwegs mit einer verheiratheten Frau aus
Abonne
der Gesellschaft: sie giebt ihm Blumen mit — und das
rindeutige Geleitwort: „Diese Blumen, mein süßes Mädl,
Itend die
schickt Dir eine Frau, die vielleicht ebenso lieben kann wie
orgen¬
Inhalt
Anatol
Du und die den Muth dazu nicht hatte.
Zeitung“)
blät
gesteht auf die Frage, was er mache: „Ich mache nichts,
he Leben
wodure
wie gewöhnlich!" Er „liebt“ eben und thut weiter nichts
heilungen
des In
mehr, ganz entsprechend der Auffassung des Lebemannes
werden
in den Pariser Halbwelt Pramen. Die Genußsucht ird
ausdrücklich bis zum Kulius gesteigert, andererseits doch
wieder mit geflissentlicher Frivolität der Wechsel im Gegen¬
stand der Liebe mit Wendungen abgethau, wie: „Es ist.
wie wenn man irgendwo einen Regenschirm stehen läßt
Das
und sich erst viele Tage später erinnert.
Schlußstück ist jedenfalls das stärkste Stück: eine letzte
Liaison von „Anatol am Hochzeitsmergen“ überdies mit
dem schamlosen Abschiedswort: „Zu Ihnen kann man zurück¬
kehren, jene (die junge Fraus kann man verlassen!“
Die Achtung vor der neuesten litterarischen Richtung wird
dieses Buch nicht erhöhen.