II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 20

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4.9. Ana Zyklu-
Telephon 12.801.

OBSER
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
ellenangabe ohne Gewähr.)
12.197
Ausschnitt aus:
Berliner Börsen Courier, Berlin
vom
Morgenausgabe
Unser Wiener Korrespondent schreibt uns
Schnitzler hat nun in wenigen Wochen Erfolge
sozusagen in zwei Fronten heimgetragen: mit „Medardus
der die Schaulust der Wiener mächtig anregt und mit
dem Sonnabend im Volkstheater außerordentlich
freundlich aufgenommenen „Anatol=Zyklus
Das Szenenquintett war gerade nach dem Geschmack
des Publikums, zumal es trefflich dargeboten wurde.
Herr Kramer, besonders aber Herr Lackner als
Freund Max schufen lebensechte Typen und die
Damen Hannemann, Reinau — eine überaus fein¬
fühlige, reizvolle und fesselnde junge Schauspielerin
die Direktor Weiße aus Leipzig sich verschrieben
Paula Müller und die Frau Galafrés und Glöckner
gaben den Schnitzlerschen Gestalten reiches inneres
Leben. Schnitzler wurde mit seinen Darstellern
wiederholt stürmisch gerufen.
Dem Theater in der Josefstadt brachte der fran¬
zösische Schwank „Théodore u. Co. einen großen
dauerverheißenden Lacherfolg.
S. L.
Telephon 12.801.
OBSERV
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus
liner Börsen Courier, Berlin

Unser Wiener Korrespondent schreibt uns:
Schnitzler hat nun in wenigen Wochen Erfolge
sozusagen Fronten heimgetragen: mit „Medardus
der die Schaulust der Wiener mächtig anregt und mit
dem Sonnabend im Volkstheater außerordentlich
freundlich aufgenommenen „Anatol=Zyklus.
Das Szenenquintett war gerade nach dem Geschmack
des Publikums, zumal es trefflich dargeboten wurde.
Herr Kramer, besonders aber Herr Lackner als
Freund Max schufen lebensechte Typen und die
Damen Hannemann, Reinau — eine überaus fein¬
fühlige, reizvolle und fesselnde junge Schauspielerin,
die Direktor Weiße aus Leipzig sich verschrieben
Paula Müller und die Frau Galafrés und Glöckner
gaben den Schnitzlerschen Gestalten reiches inneres
Leben. Schnitzler wurde mit seinen Darstellern
viederholt stürmisch gerufen.
Dem Theater in der Josefstadt brachte der fran¬
ösische Schwank „Théodore u. Co." einen großen
auerverheißenden Lacherfolg.
S. L.
„OBSERVER
terr. behördl.
zessionirtes
Bureau
tungsnachrichten
Wien, 1.
kordiaplatz 4
1910
6.

Ostdeutsche Rundschau
Wien
Eheater und it.
Wien, 5. Dezember.
Deutsches Volkstheater. Zum erstenmal:
„Anatol. Das war natürlich ein Ereignis für die
durch den Erfolg des „Jungen Medardus wieder stolz
und dankbar gewordene Schnitzlergemeinde. Man kennt
die meisten dieser schon zwanzig Jahre alten Einakter von
früher her. Aber man hat sie bisher nur einzeln gesehen.
Im Deutschen Volkstheater erschienen sie jetzt zum ersten¬
mal zu einem Zyklus vereinigt; allerdings nur fünf von
den sieben. Doch das war mehr als genug. Diese ironisch¬
sentimentalen Paraphrasen über die Hypochondrie der
Liebelei wollen homöopathisch genossen werden. In un¬
mittelbarer Auseinanderfolge wirken sie ermüdend, und
was als Mannigfaltigkeit gedacht war, empfinden wir
als nur leise variierte Monotonie, die in Kleinig¬
keiten stecken bleibt und aus dem dämmerigen Halbschatten
der scheuen Zaghaftigkeit, das Kind beim rechten Namen
zu nennen, nicht herauskommt. Eine Liebelei folgt
der anderen; im Gegensatz aber zu den biblischen
Tagen, die sich nicht gleichen, ist leider die eine wie die
andere und jede nur die mehr oder minder witzig und
melancholisch umschriebene Agonie eines Glückes,
„mit dem ersten Kusse zu sterben begann. Her
Kramer spielte den von einem Katzenjammer zum
anderen sich mit ironischen Epigrammen und müde
Empfindsamkeiten tröstenden Anatol mit dem ganzen
Aufgebot seiner we assortierten Liebenswürdigkeit und
fand in Herrn Lackner einen Freund Max, der mit
seiner geradlinigen Skepsis die Kontrastwirkung erhöhte.
Die holde Weiblichkeit, die Anatols zarte Schwärmerei
von Fall zu Fall zu galvanisieren hat, fand in den
Damen Hannemann, Reinau, Glöckner,
Müller und Galafres fein und gewandt
differenzierende Vertreterinnen. Die Schnitzlergemeinde
tobte und markierte Entdeckerfreuden.