II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 45

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4.9. Anatol - Zyklus
.
l'ew-York, Paris, Rom, San Francisco, Stocknen,
burg, Toronto.
und das Ge¬
Ausschnitt aus Paris gemeine Zeit
vom 4. 191 Berlin
Theater, Kunst u. Wissenschaft
Schnitzlers „Analol-
im Lessing=Theater.
So tändelten fünf der köstlichen Ausschütte
aus Anatols Liebesleben gestern über die Bühne.
Leicht, graziös, spieleris. Und sie befanden die
Probe auf ihre Bühnenwirksamkeit als Ganzes,
Das famose „Abschiedssouper" und „Die Frage
an das Schicksal sind ja schon oft gespielt
orden. So gab es nur den Zweifel, ob fünf
Einakterchen, die sich nacheinander abrollen und
stets dasselbe Motiv variieren, nicht zu viel des
Guten wären. Das Publikum strafte die Sep¬
tiker Lügen und applaudierte, stark und ehrlich,
Nur ganz zuletzt meldete sich eine leichte Er¬
mühung.
Diese entzückenden, leicht hingehauchten, wie
auf Blumenblätter geschriebenen Anatole¬
Skizze sind nicht mehr neu; aber sie werden
auch nicht veralten. Sie entstammen einem
Manne von Geist und harmonischem Stil.
Kirgends ein Aufschrei oder ein Auffahren im
Stil, er fliegt mit breiten Schwingen sanft
dahin, hat Melodie und Farbe. Darum werden
diese Gaben Arthur Schnitzlers bleibenden
Wert behalten.
Anatol und seine kleinen Lieben in allen Ab¬
arten! In der „Frage an das Schicksal
- sie leitet den Abend ein —, ist's das süße
Mädel Cora, das so lieb und herzig tut und den
Schatz doch betrügt. Diesem Anatol, dem die
Illusion lieber ist, als die Wahrheit, der drum
auch aus der hypnotisierten Cora nicht die ent¬
scheidende Frage herauspreßt: „Bist Du mir
treu,
Brillant war die Szenerie in der zweiten
Bagatelle: „Weihnachtseinkäufe, ge¬
stellt, dem Geplauder zwischen Anatol und der
verheirateten Frau, die nicht den Mut hat, aus
ihrer Liebe die Konsequenzen zu ziehen. Die
Szene, ganz in Schneeflockenstimmung getaucht,
stellte den Ausschnitt einer Wiener Straße im
matt erleuchteten Abenddunkel vor. Man hatte
große Liebe auf die kleine Sache verwandt,
Fröhlichen Erfolg hatte das übermütige
schiedssouper"; man lachte herzhaft über
Mathilde Sussin, die das kleine, ober¬
flächliche und schließlich beschwiste Theaterdäm¬
chen mit einem hinreißenden Temperament
spielte. Gleichwertig. Hilde, Herterichs
kapriziöser Zirkusdame Bianka („Episode"),
die den geknickten Anatol nicht wiedererkennt.
Den Beschluß machte „Anatols Hochzeits¬
morgen, in dem Irene Triesch die schnell ge¬
tröstete, letzte Geliebte des Junggesellen Anatol
gab; etwas blaß und gezwungen.
Während Brahm seine Damen in bunter
Reihe für die verschiedenen süßen Mädels an¬
marschieren ließ (Paula Somary eine rei¬
zende Cora, Lina Lossen eine matte Ga¬
briele), blieb als ruhender Pol in der Erschei¬
nungen Flucht der Anatol Heinz Mon¬
nards. Er war liebenswürdig und von
heiterer Blasiertheit; nur ein bißchen steif, es
fehlte die leichte Eleganz des Liebesflaneurs.
dem Raisonneur, dem Freunde Max, verlieh
nanuel Reicher eine resignierte Munter¬
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Berlin, 3. Dezember. In Lessing=Theater
riefen fünf Stücke aus Artur Scho¬
Zyklus große Heiterkeit hervor und fanden erzlichen Bei¬
fall. Heinz Monnerd war ein vortrefflicher Anatol, der
die Schöstironie und die Sentimalität, die im Charakter
dieser Figur sich mischen, sehr liebenswürdig, sehr lebenswahr
und echt wienerisch zum Ausdruck brachte. Emanuel Reicher
in der Code des Tax and dem Anatol als Partner von
einem Humor zur See. Auch die Frauenrollen waren fast
gut besetzt.
OB
I. österr. hördl.
konzession
Bureau
für Leitungen richten
Konkordiaplatz 4
12 1910
Aus Berlin wird uns telegraphiert: Das Lessing¬
Theater führte heute den „Anatole-Zyklus von Artur
Schnitzler auf. Am besten gefiel das in Berlin schon lange
bekannte „Abschiedssöller" und daneben das für Berlin neue
„Anatols Hochzeitmorgen". Auch die übrigen drei Stücke üblen
eine starke Wirkung, was umso bemerkenswerter ist, als die Dar¬
stellung, namentlich der männlichen Hauptrolle Anatols durch den
Schauspieler Monnard durchaus nicht befriedigte. Gut waren die
weiblichen Hauptrollen, die von fünf Darstellerinnen gespielt,
wurden. Besonders zeichnete sich Frau Triesch in „Anath¬
Hochzeitsmorgen" aus.