II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 70


box 8/5
ku
4.9. Ana¬


rungen sind jetzt von drei Organisationen, dem soge¬
nannten alten Verband (sozialdemokratisch), dem Ge¬
werkverein der Bergarbeiter Hirsch=Dunckerscher Rich¬
tung und der polnischen Berufsvereinigung erhoben
worden. Neben diesen Organisationen hat eine Ver¬
trauensmännerversammlung des Gewerkvereins christ¬
licher Bergarbeiter Deutschlands selbständig eine Ein¬
gabe dem Zechenverband eingereicht, in welchem ver¬
langt wird, „soweit wie möglich eine den Verhält¬
nissen entsprechende Aufbesserung der Löhne der
Be¬
Arbeiter unter und über Tage vorzunehmen“,
Artur Schnitzler: „Anatol.
Erstaufführung im Lessing=Theater.
Das Herz geht einem auf, gedenkt man dieses Abends.
Wieviel Entzückendes. Wieviel Lachen, wieviel
Leisheit, — und wie sehr beides gemischt.
Anatol... War es nicht gestern, daß er uns in die
Hände fiel; daß jüngere Menschen überrascht einen
Spiegel ihres Lebens in hundert Seiten fanden?
Ich fraß dieses Buch. Und alles, was dem elenderen
Teil unserer selbst, dem Kritiker, widersprach, das fraß
ich schließlich mit.“ War es nicht gestern? Wer weiß.
Der Artur ist längst ein Klassiker geworden. Im
Mai wird er neunundvierzig. Kinder, Kinder. Ich
sehe die frühe Buchhausgabe; „1893. Verlag des
Bibliographischen Bureaus Alexanderstraße 2". Ein
Klassiker ist er längst. Im Mai wird er neunund¬
vierzig.
Doch, es war gestern.
Das Herz geht einem auf beim lustigen Gedenken
dieses Abends. Dieses Lachens; dieser Zauderungen;
dieser Ironik; dieses Verstummens; dieser Stöße; dieser
Holdheit; dieses Betrugs; dieses Fragens; dieses Zer¬
fließens ... Gestern? Heute, morgen, übermorgen.
Wie dachte man sich das damals? „Lautlos öffnet
ein blasser, eleganter Herr die Tür und blickt hinein
an ihn an
dingt dieses eine scharfe grundsätzliche Stellung gegen
die Sozialdemokratie, welche von dem sogenannten
alten Verbande die eifrigste Förderung erfährt. Häufig
bringt das Verbandsorgan Artikel zur Förderung der
sozialdemokratischen Bestrebungen; in Ergänzung
dieser Taktik werden die bürgerlichen Parteien her¬
untergerissen und an ihnen kein gutes Haar gelassen,
so daß bewußt und systematisch der Eindruck erzeugt
wird, als sei die Sozialdemokratie die einzige und
beste und uneigennützigste Vertreterin der Arbeiter¬
mit melancholisch-witzigem, etwas müden, aber innigem
Ausdruck.“ War es so, Herr Monnard? Es war
vielleicht besser... Auffassung? Ich habe mehr als
einmal folgendes wörtlich betont: „Verfehlt scheint
mir, allzuviel von Auffassung einer Rolle zu sprechen.
und in der Kritik ein Gequatsche zu machen über das
System, das der Künstler nie gehabt hat. Wir
wissen, daß der die Dinge meistens so bringt, wie
er sie mit seiner Technik am besten hinlegen
kann.
Und ich wünsche nicht, nachträglich
eine Theodize seiner Seifenblasen: sondern eine
Feststellung dessen zu geben, was er hinlegte, heraus¬
kriegte, machte"... Oder: „Völlig auf einem anderen
Blatt steht die Frage nach jenem Erinnerungsbild
das er — wollend oder nicht — kraft seiner ein¬
geborenen Beschaffenheiten, kraft seiner Instinkte zuletzt
doch hinterließ. Was bei seiner Technik und bei seiner
Natur schließlich kam.
Also was gab der Schauspieler Monnard? Es
war ein Vorteil, daß bei Brahm die Lyrik nur leicht¬
hin, und mehr durch die Frauen, dämmernd erhellt;
daß Schalkheit, Skepsis, Drastisches funkelnder bestrahlt
wurde. So war an dem Liebeskoster, dem Suchenden
dem Anatol, mit versunkener Ergötzlichkeit gezeigt,
worin er auch eine Wurzen ist... Die Musik war
nicht von Schumann, sondern ein Gemisch von
Schumann und Offenbach... Eine Wurzen; eine
ungezogene Wurzen; eine seelenschleckerische Wurzen in
der Mitte. Nicht zu zart. (Schumanns Töne klangen
werde ge¬
Wirtschaftslebens kann unab¬
für die ganze Nation, even
und patriotischen Standpunkt
wenn durch die Sozialdemo¬
Maße Abneigung und Haß
land in dieses Riesenarb
werden.
Für die Beurteilung der
vereins christlicher Bergarbei
den Mitgliedern gebilligte He

mehr nach Pantalon, nach
Der Leser weiß Bescheid.)
denkt man dieses Abends
Und der Frauen. Die
Cora.... Aber reizend. D
sagen: reizend. Mädel mit
Vielleicht Mädel mit den durch
Nein, beides; beides. Re¬
Künstlerin ist: den Mädelko
Als ob man sie erwischt hät¬
Magie: etwas Scham, etw
gefressenhaben... Reizend.
Nach der mit den zersto¬
sie von allen, so hier Schn
läßt, am längsten und am lu¬
die Gabriele vorbei, die Dam
die mit den Weihnachtsein
die den Mut nicht hat
aus der besseren Welt hinaus
Was war diese Linna Los
Wie fern und wie ahnung
geschehen war dies alles. Es
schattung, leis, eine dunkeln
manchmal; der Widerschein
einer Verfinsterung.... Kein
machung. Es trug sich zu
Himmlisch.