II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 169

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66
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I. österr. behördl. konz. Unternehmen
für Zeitungs-Ausschnitte und Bibliographion
Wien, I. Concordiaplatz 4
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf,
Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minne¬
polis, New-York, Paris, Rom, San Francisco,
Stockholm, St. Petersburg.
Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus
Tägliche Rundschau, er
vom 26. 19
Theater und Musik.
Aus München wird uns geschrieben: Nicht hohe
Kunstfeiern und dramatische Tempelweihen halten das
Publikum der frommen bayerischen Kunststadt zusammen
und treiben es trotz aller Frühlingslockungen in die dumpfen
Schauhäuser, sondern die Gier nach Theatervergnügen und
künstlerisch frisierter Kurzweil. Daraus erklärt sich auch,
daß jene Geschäftstheater stets die vollsten Häuser und den
fröhlichsten Beifall haben, die in eleganter darstellerischer
Aufmachung die geringsten Ansprüche an den Kunst¬
geist ihrer Kundschaft stellen. Die französischen Genüsse,
die Herr Stollberg in seinem Schauspielhause serviert,
finden dankbareren Zuspruch, als seine Versuche, ernsthafte
Dichtergaben absatzfähig zu machen. Nun hat er zum
erstenmal Artur Schnitzlers Anatol-Scherze in
lückenloser Reihe vorgeführt, fünf Einakter an einem Abend!
— und er hat damit glänzenden Erfolg gehabt. Die
wegnerischen Amouren des melancholischen Schürzenjägers
Anatol und seines Freundes Max, die trotz ihres Österreicher¬
tums so viel pariserische Boulevard Dekadenz im Leibe
haben, rufen in München helles Entzücken hervor. Die
Anatol-Rolle ist Herrn Waldau wie auf den Leib geschrieben,
sagen die Bewunderer dieses liebenswürdigen Künstler¬
Schwerenters, den München nächstens an die Burg
nach Wien abgeben muß. In die Wonnen des Anatol¬
Spiels mischte sich schon ein Tropfen Abschiedsschmerz.
Das Famoseste an diesem vollkommenen Anatol¬
Reigen war aber für die kunstbegeisterten Stollberg-Kunden,
daß sie förmlich Parade über die sämtlichen Liebhaberinnen,
des Hauses abnehmen konnten: in den fünf Einaktern
tanzten der Reihe nach ihre ausgesuchtesten Spezialitäten
vor die Damen Thea Steinbrecher, Eva Landing, Ottilie
Gerhäuser, Lina Woiwode und Fritzi Schaffer. Die Kritik
muß anerkennen, daß das Schauspielhaus im Punkte
rassiger Weiblichkeit über mehr echtes Talent verfügt
als ein anderes Münchener Theater. Dos Lustspiel¬
haus des Herrn Robert (zum großen Wurstel) kann nur
mit einem einzigen weiblichen Star aufwarten, mit
Fräulein Roland, Diese Künstlerin hat im letzten Wurstel¬
Novitäten=Abend („Insulinde“ von Hartau und
„Die Unschuldige“ von Heinrich Mann) alle Gnaden
genialer Menschendarstellung an das spärlich besetzte Haus
gespendet. Das königliche Residenztheater hat mit der
Erstaufführung des Schauspiels „Der Stier von
Oliviera von Heinrich Lilienfein seinem männlichen
Star, Herrn Steinrück, Gelegenheit gegeben, sich von seiner
glänzenden Seite zu zeigen und alle Ehren des Abends für
sich einzuheisen. Das figurenreiche Stück, das zur Zeit
der napoleonischen Kämpfe in Spanien spielt und manche
erschütternde Episode enthält, fand nur mäßigen Beifall.
Aber alles rief nach dem Helden des Abends: Steinrück
M. G. Conrad
Steinrück!!
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
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Aus München wird uns berichtet: Im Münchener
Schauspielhause kam heute abends Artur Schnitzler
Anatole (fünf Einakter zusammengefaßt) zur Aufführung.
In allen fünf Einaktern hatte Herr Waldau, der bekannt¬
lich an das Burgtheater für Wien engagiert ist, die Haupt¬
rollen inne. Hier hatte er Gelegenheit, seine Stärke in der
Darstellung liebenswürdiger Schwerennöter zu zeigen. Das
Haus spendete sowohl dem Autor als der Darstellung vielen
Beifall.