II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 202

4.9. Anatol

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, ,
ancisco, Stockholm, St. Peters¬
purg, Toronto.
alienangabe ohne Gewähr.
Aussen aus Bühnen Roland
vom SEPTIER 1911 eben

Gustav M. Hartung (Bern,
Stuttgart. Die erste Premiere im Hof¬
theater bildete am 4. September Schnitzlers köstlicher
Einakterzyklus „Anatol". Ein Leckerbissen für Fein¬
schmecken! Nicht alle gleichwertig, aber sämtliche treffliche
Genre=Bilder aus dem Leben eines rechten Wieners.
Die Szene „Weihnachtseinkäufe" ist ein Meisterwerk von
unvergleichlicher psychologischer Feinheit. Herr Aslan
traf in der Verkörperung des Anatol ins Schwarze. Das
war der ewig Verliebte, der Blasierte, der naive Lebe¬
mann. Den Max hätte Herr Blank etwas überlegener
geben dürfen. Max sieht die Welt, und vor allem die
Frauen nüchterner an, als sein Freund. Die Frauen
typen fanden in den Damen Künniger, Feldhofen
Lorma, Pfeiffer, Remolt wirkungsvolle Vertretung. Frl.
Feldhofen brachte die feinen Pointen ihrer Rolle zur
schönen Geltung. Das Publikum amüsterte sich und
dankte durch lebhaften Beifall. — Gelegentlich der Erst
aufführung am 9. September von „König Dagobert
Lustspiel in 4 Aufzügen von Andre Rivoire, deutsch von
Felix Salten wurde gelacht. Man kann sehr verschieben
lachen. Ob die infolge der herrlichen Witterung recht
spärlichen Theaterbesucher aus Vergnügen an dem Spiel
lachten, oder ob es ein Verlegenheitslachen war, sind
wir uns nicht recht klar. Dieser König Dagobert, de¬
seiner angetrauten Frau nach der zweiten Nacht über
drüssig zu sein und sie davonzujagen pflegt, an der
Sklaven, die ihm anstelle der Gattin unterschoben wird
aber sich nicht satt küssen und riechen kann, ist jeden¬
falls ein sonderbarer König, der furchtbar lächerlich wir
ken müßte, wenn er nicht, wie hier durch Herr G.
Schnell, mit aller Feinheit gegeben wird Allerding
die nasalen Töne, die Herr Schnell liebt, paßten re¬
wenig zu dem angebeteten Fürsten. Die Königin (Frl.
Hansen), ihre Stellvertreterin (Frl. von Schlettingen) ent¬
falteten allen erdenkbaren Liebreiz, waren voll Innigkeit
und Leidenschaft, Herr Menzinger verlieh seinem un¬
möglichen Minister eine oft hinreißende Komik.
Im
großen Ganzen machte die Aufführung einen etwas ge¬
lichen Eindruck. Die Kostüme waren für einen Königs
hof doch zu armselig. Wir sind vom Schauspie¬
haus besseres gewöhnt.
Mar herberg Berato¬