II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 372

4.9. Anatol - Zyklus

Telephon 12,201.
OBSERVE,
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
la Berlin, Brüssel Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapelle,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
la
Ausschnitt aus: 1912
Kölnische Zeitung
von
Theater und Musik.
8. Leipzig. Die Leipziger Theater haben die Erstaufführungen
von Sticken dreier zeitgenössischer Autoren gebracht, allerdings mit
verschiedenem Erfolg. Das Stadttheater die dreiaktige Komödie
Bürl von Arno Holz und Oskar Jerschke, das Schauspiel¬
haus die Szenenreihe Anatol von Artur Schnitzler und den
dreiaktigen Schwank Das Tänzchen von Hermann Bahr, der
gelegentlich der Berliner Erstaufführung in der Kölnischen Zeitung
hinsichtlich seiner ziemlich trivialen Mache schon gekennzeichnet wurde.
Die Darsteller (vor allem Ostwaldt als Urheber der Sittenlex
Biest und Wildenhain als Inseratenagent Windel) gaben sich alle
Mühe, dem angesichts der Wahlen aktuellen Stück mit seinen Berliner
Wortwitzen zum Erfolg zu verhelfen. Für Schnitzlers stimmungsvoll
inszenierte fünf Einakter „Anatol, schon vor mehr denn einem Jahr¬
zehnt entstandene Arbeiten, die uns den Dichter der „Liebelei“ in den
Anfängen seiner geistreichen Philosophie und Sentimentalität hinsichtlich
der Psychologie der Liebe zeigten, fanden die Vertreter der drei
Hauptrollen nicht die nötige Wiener Leichtlebigkeit und humorvolle
Ironie. In „Bürl“, dem effektvollen Schwank, der die Heldentaten
eines modernen Hauptmanns von Köpenick verherrlicht, ist das literarische
Moment trotz einem Arno Holz sehr knapp weggekommen. Das Stück
zeigt mehr Possencharakter als ernst zu nehmende Satire der Gesell¬
schaft. Dem Elfässer Büxl, der ein früherer französischer Fremden¬
legionär, wegen Mordes verurteilt, uns erst im Zuchthaus, dann in
der Gloire seines „ruhmreichen" Entrinnens nach Frankreich in Paris
als Geld= und Frauenjäger entgegentritt, wußte Decarli eine
talonde Gestalt zu geben.
box 9/1
Dr. ME
Bureau für
Zeitungsausschnitte
Telephon III, 3051.
Berlin N. 24
Ausschnitt aus
Lübeckische Anzeigen u. Zeitung

heuer, Kunst und Wissenschaft.
Lübeck, 16. Jan.
Stadt=Theater.
Anatol=Zyklus.
Vier Szenen von Arthur Schnitt

Den harinlosen Helden der vier lose aneinander gereihten
Szenen stellt ein junger Don Juan (e Sorte vor.
dessen weites Herz für alle Schönen extent, die ihm
gegnen, und der es dabei in nato benswürdiger Selbst
gefälligkeit fertig bringt, den Wunsch zu heben, daß alle diese
netten Evastöchter verschiedenster Provenienz ohne seiner
Vielseitigkeit in hingebender Treue ihm anhängen. Während
nun dieser freundliche Wahn in den ersten drei Szenen durch
die Wirklichkeit schnöde zerstört wird, bringt die letzte dem
argen Schwerenter eine böse Verlegenheit anderer Art: das
letzte Abenteuer, in das der Unverbesserliche noch in der Nacht
vor seinem Hochzeitstage sich gestürzt, endet damit, daß dies¬
mal fatalerweise seine kleine Kokotte sich mit rabiater Jähig¬
keit an ihn anklammert und dem aus ihren Armen zur
Hochzeitsfeier Entschlüpfenden in glaubhaftester Weise mit
ihrer Wiederkehr droht. Die keck und frisch ge¬
zeichneten komischen Situationen, in die wir so unsern
Helden verwickelt sehen, die freilich auch eine weitere Aus¬
dehnung, als eben über höchstens vier Szenen nicht vertragen
haben würden, wurden von Herrn Hofs in der Titelrolle
mit gutem Humor erfaßt, indem er dabei seinem Anatol durch
eine etwas gedehntthänige, wienernde Sprache noch einen
individuelleren Charakter zu verleihen wußte. Seine verschiedenen
pro tempore Geliebten, die Damen Hilbrecht, Roemer
und Wuttke, griffen ebenfalls fröhlich in die Scherze ein,
so daß das Publikum — das Haus war ausverkauft — mit
wiederholtem Beifall für den ihm gebotenen, zumeist recht
unterhaltsamen, am Ende aber doch fast etwas ermüdenden
Momos.
lustigen Zeitvertreib danken konnte,