II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 387

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Zyklus
4.9. Anatol-
vollsten Einakter aus der Reihe die „Deutete, be¬
„Agonie und die wundervoll aufgebaute Episode weg¬
gelassen.
In der Episode sagt May zu dem von einer Zirkus
reiterin verklärt schwärmenden Anatol: „Du sahst, was
nicht an ihr war. Aus dem reichen und schönen
Leben deiner Seele haft die deine phantastische Jugend
und Glut in ihr nichtiges Herz hineinempfunden, und
was die entgegenglänzte wir Licht von deinem Licht.
Und derselbe Anatol, den sein (bei Schnitzler) geistvollen
Freund so harakterisiert, gibt im Abschiedssouper vom
süßen Mädel" mit den „zerstochenen Fingern, das
„in der Stadt geliebt und in der Vorstadt geheirate
wich, folgende feinsinnige und innige Charakteristi¬
„Sie erinnert mich so an einen getragenen Wiener Walzer
— sentimentale Heiterkeit lächelnde, schall
Wehrt das ist so ihr Wesen
warm und zufrieden bei ihr.
Dieses eigentlich Wienerische; die Mischung von
Fröhlichkeit und Wehmut fehlte bei dieser Aufführung
der Anatol Auslege. Dafür wurde das Wienerische in
der Mundart zu energisch betont. Das Original
hochdeutsch geschrieben; eine Warnung, über eine leicht
underliche Färbung hinauszugehen Angel
Max wurden durch übertreibungen geistig und gesellschaft
lich tief herabgedrückt. Die außerordentliche Anna
Dialogs wird eben entstellt und veret, ne¬
Darsteller des Max Herr Wahl¬
aus, wenn er für einen und
„bückt sagt, und wenn er wohl nur über
Schauspielhaus.
des Regisseurs) den buen finnische
erfolge von Anhur Schnitzler. Die
t
tsein¬

des ersten Einakters durch ein faltiges
Frage
Abschiedssenper. — Anatole Hoch¬
käufe.
eine interessante Wortgruppe, die
zeitsmorgen.
hochdeutsch nicht vorkommt, abschloß.
were recht lustiger Abend, aber keine Artur
Schon in der „Frage an das Schick¬
Schnitzer=Frier, Den Anatol, der vorgestern gegeben
geistige Tod Anatols eine
wurde, hat Artur Schnitzler nie geschrieben. Freilich
Der Anatol des Herrn Neher
gibt es eine Entschuldigung, die in anderem Sinne aller¬
weil Bewußtsein um die
dings wieder eine Anklage ist; man hat die drei sinne war kein intelligenter Mensch der
ästhetischen Gefühl die Komödie der
Lüge, die Illusion der Wahrheit v.
in ehrlichem Bangen vor einem ha¬
die hypnotisierte Geliebte nicht fragen
treu sei, das war bloß ein etwas beschr
allerdings recht komischer Herr, der
keit von einer seelischen Entkleidung de
Hofmannsthal muß Schnitzlers An¬
standen haben, als er dem Buche die
vorsetzte:
„Also spielen wir Theater,
Spielen unsere eigenen Stücke
Früh gereift und zart und
Die Komödie unsrer Seele,
Unseres Fühlens heut und ge
Halbes, heimliches Empfinden
Agonien, Episoden.
Auch in den „Weihnachtseinkäufen
voll feinen, pastellhaft weichen Stimm¬
von dem feinnervigen, schmerzlich¬
sinnigen Melancholiker Anatol
durchaus hinter den Kulissen. Viellei
die äußerst pauvere Ausstattung der sich
läden (mehr Schottwien als Wien) ver¬
Anatol den Ton und von der schmerz
von dem nur durch Sarkasmus (nicht
keit) kunstvoll gewürzten Dialog blie¬
in Betracht kam, wenig, sehr wenig
Gerald dagegen war ganz vornehme, mit
Dame, die alle prickelnden Spitzen des
fühlbar machte und die die
den verhaltenen Unterton der
Sehnsucht, den stillen Ernst des Entsa¬
durch Gespräch und Abschied klingen
Szene durfte, übrigens nicht, wie es
ausschwingen. Auch sie wurde mit
drücker geschlossen, wenn auch mit
wie die Frage an das Schicksal. Im
hier das Zuviel schmerzlicher als da¬
Wagen, der durch einen bis dahin bis
livierten Diener ersetzt wurde, war leich