II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 389

4.9.
nal Zyklus
box 9/1
da unter den
17. MAI 1912 Düsseldorf
vom

Schauspielhaus.
Anatol=Zyklus.
Düsseldorf, den 16. Mai 1912.
Um Arthur Schnitzler, 50. Geburtstag nicht unbe¬
gangen zu lassen, hatte das Schauspielhaus für gestern
Anatol=Zyklus angesetzt, der zwar nicht zu dem
Wertvollsten und Tiefsten, wohl aber zu dem Anmutigsten
gehört, was der Wiener Dichter bisher geschaffen hat.
Leider hatten sich die Düsseldorfer Literaturfreunde
ziemlich gründlich aufeinander verlassen, so daß gähnende
Leere im Hause herrschte, die wenigen jedoch, die
erschienen waren, kamen voll auf ihre Rechnung. Denn
wie schon vorige Saison, so gelangen die fünf Stückchen
im Schauspielhaus auch jetzt wieder, nach Neubesetzung
einiger Rollen, als Musterbeispiele intimer Inszenie¬
rungs= und Darstellungskunst, umrankt von diskreter
Wiener Walzermusik, ganz entzückend zur Wirkung.
Den Anatol spielt noch Walter Steinbeck, in der
feinen Charakterisierung dieser Gestalt, in dem leben¬
digen Charme, die er diesem leichtsinnigen Melancholiker
mitteilt, sucht er seinesgleichen. Paul Jonower
ist als Cora, Helene Robert als Gabriele aus¬
gezeichnet am Platze. Den Max hat jetzt Rudolf
Hoch übernommen, und er gibt ihm eine elegante Art
und weiß sich auch mit der Passivität, zu der er verur¬
teilt ist, künstlerisch abzufinden. Hildegard Oster¬
loh bringt eine passable Zirkusdame Bianca, Monika
Stoegers Annie ist ein Wiener süßes Mädel von
köstlicher Echtheit, lieb, mollig, hungrig und impertinent,
und Olivia Peits Ilona besitzt das amüsante
Temperament, soweit es nur immer gewünscht werden
kann. Und schließlich sei auch noch vermerkt der fampfe

Diener Franz von Fritz Reiff.
mitä sekä