II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 399

4.9. Anatol - Zyklus
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der gestern über unsere Bühne ging. Und
wahrlich, dieser Anatol, entstanden vor 18
Jahren, ist nicht Schnitzler, er ist nur Wien,
oder was hinwieder gleich ist: das in Anatol
personifizierte Wien, die leichtlebige, gemüts¬
flatternde Stadt. Anatol, der nur unterhält,
nicht aber der tiefere Schnitzler, der an die
Wurzel der Dinge greift, um das Tiefseelische
zu zeigen.
Das gestrige Premierpublikum des Anatol
war entweder durch den ungarischen Ueber¬
Beerburger Zeitung.
setzer oder durch den Regisseur irregeführt, als
der Theaterzettel ein Lustspiel ankündigte. Denn
Anatol ist kein Lustspiel und will auch nicht
als solches hingenommen werden. Einen Zyklus
von Einaktern hat ihn der Autor bezeichnet.
Aber auch das ist es nicht. Es sind nur lose
Skizzen, denen nur die Person Anatols
den roten Faden der Zusammengehörigkeit
verleiht. Tändelnde, im Takt dahintanzelnde
Szenen. Hingehauchte Miniaturen, nur hie un
da etwas wie von einem Tropfen Blutes ge¬
färbt, von einem Tautropfen der Wehmut über¬
zogen. „Die große Frage." „Der Weihnachts¬
markt." „Episode.“ „Abschieds nachtmahl.
„Ana¬
tol hält seine Hochzeit heißen diese Skizzen, in
welchen sei und immer augenscheinlich der¬
Anato scheint, Anatol der Liaisons
t und, der auf Termingeschäfte ein¬
richtet ist, er seine Geliebte ebenso verläßt
wie seinen Regenschirm in der Ecke eines
Kaffeehauses und erst nach Wochen den Verlust
wahrnimmt, als er bereits einen neuen Regen¬
schirm in der Hand hält... Und dennoch:
Anatol ist stets anders und steht in voller
Buntheit seiner Gefühle vor uns.
Die Szenen wurden mit einer stilgerechten
Beweglichkeit von den Herrn Gözon (Anatol)
und Ladányi (Mox) und von den Damen
Klementine Nemes (Cora), Julia Sandor
Gabrielle), Giza Gergely (Bianca), Jenay
Harmath (Annie und Ilona) auf die Bühne
gestellt. Béla Gözon personifizierte mit einer
virtuosen Gelassenheit Anatol und dennoch ließ
er mit fagettenartiger Reichhaltigkeit die kleinen
Stürme in seinem Innern durchglitzern. Dem
Max Ladányis mangelte es an genügender
Leichtigkeit. Diese Rolle darf nicht an den
abgelegten Kothurn erinnern. Ton und Be¬
wegung erheischen eine leichte und leichtfertige
Salonbonhomie. Von Holofernes bis zum Mox
führt nur ein — Rückweg ... Echte
Weiblichkeit zeigte und Frl. Jenny Harmath,
gegen Julia Sandor diese Weiblichkeit
(die ewig und süß ist) nur pointiert.
Die Fräuleins Klementine Nemes und Giza
Gergely hatten nur Gelegenheit — liebens¬
würdig zu sein. Und sie waren es
Der Nar Morgen Donnerstag tritt
Die Por in der melodienreichen
Oper
„Der er auf, welche zu seinen
besten Rollen zählt. Die Partnerin ist Frl.
Ferike Pastor Außerdem sind die besten
Kräfte des Ensembles beschäftigt.
Wochenrepertoir:
Samstag und Sonntag: „A buksi“ von Gil¬
bert, dem Komponisten der „Keuschen
Susanna, ständiges Repertoirstück des
Kiralnkin hat in Budapest.