II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 580

9. Anatol Zyklus

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schehnisse zusammenbindet. Die
Grundidee schien mir im Theater de
l'Avenue nicht mit der Aufmerksam¬
keit bedacht worden zu sein, wie es
wohl wünschenswert gewesen wäre.
Die Mehrzahl der Besucher dachte an
dem Sinn des Werkes vorbei. Man
hatte seine Freude an dem Witz, an
der spitzigen, treffenden Ironie einzel¬
ner Szenen. Wer aber darüber hinaus
menschliche, seelische Erhebung er¬
hoffte und das ist doch nun einmal
der eigentliche Zweck einer jeden
Kunsthandlung — der ging leider leer
aus.
Die beste Leistung des Abends bo
ohne Zweifel Yvette Andreyer, die di¬
Rolle der Anne im Abschieds¬
per übernommen hatte. Die Darste
lung einer zynischen Ironie, mit de
die Schauspielerin Anatole von de
Notwendigkeit einer Trennung z
überzeugen sucht, da sie sich in eine
anderen verliebt hätte, reicht na
hezu an Vollendung heran. Sprache
Mimik und Inhalt der Worte verban
den sich hier zu einer Einheit, wie man
sie auch bei den anderen Darsteller
mehr oder weniger gewünscht hätte.
Die Reserviertheit eines Hagestolzes,
mit der Louis Raymond seiner Rolle
als Anatole gerecht zu werden suchte,
mag wohl für manche Situationen
treffend am Platze sein und wirkte
auch dort, wo sie im Einklang zu der
seelischen Verfassung des Titelhel¬
den » stand, ausserordentlich überzeu¬
gend und eindrucksvoll, hat aber dann
ihre Berechtigung verloren, wenn es
sich darum handelt, die melancholi¬
sche Seite des Menschen Anatole ins
rechte Licht zu rücken. Das Geheim¬
nis der Wirkung des Schauspielers Al¬
fred Penay liegt in der Natürlichkeit
seiner Darstellungsweise Vera Scher¬
bane zeichnete die Greundin Anatols
Cora wie vom Dichter beabsichtigt,
mit leichter Hand und ohne unwirkli¬
che Tiefe. Irene Hupka, nervös verhal¬
ten, eine ansehnliche Leistung. Frl.
Dagman begann als Ilona et¬