II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 593


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zusammensetzen: einen Achtelliter ungeschlagenes Schlagobers mit
sieben Dekagramm geriebener Schokolade auskochen, kalt stellen, dann
mit der Schneerute schlagen, bis es dick ist. Das Ganze mit Tunk¬
masse überziehen.
Käsestangen. Zwölf Dekagramm Mehl mit zwölf Delagramm
Butter abbröseln, mit einem Dotter, Salz, sechs Dekagramm passiertem
Eidamer, sechs Dekagramm passiertem Emmentaler und drei Deka¬
gramm passiertem Roquefort am Brett verarbeiten. Eine halbe
Stunde rasten lassen. Dann nicht zu dünn auswalken, den Teig mit
sen Eiklar bestreichen, mit geriebenen Parmesankäse bestreuen, in Streifen
sen radeln, auf unbestrichenem Blech in heißem Rohr licht backen.
Theater und Kunst.
1932.
Göbbelings erste Akademietheater=Premiere.
Von
Felix Fischer.
Gestehen wir es ein: Es ist für uns alle, die wir zur
Zeit der ersten literarischen Schritte Artur Schnitzlers
begeisterungsfähige Jünglinge waren, ein Menetekel, daß sein
damals von uns am öftesten gelesenes, am meisten geliebtes
Werk, der „Anatol", in dem jeder die Tragikomödie seiner
Seele niedergelegt glaubte, heute bereits im Kostüm gespielt
werden muß. Es ist dasselbe Gefühl, wie wenn man plötzlich
einem Schulkameraden aus dem Obergymnasium gegenübersteht,
mehr
dern den man viele Jahre hindurch seit dem Abitur nicht mehr
sehn¬
gesehen hat. Er lebt in unserer Erinnerung als der vorlaute
Schuljunge, der durch die Oeffnung des Tintenfasses in die
Kathederlade Fliegen hineinpraktiziert hat, und macht uns, wenn
man ihn mit gelichtetem Haupthaar und Runzeln im Angesicht
ori¬
wen wiedersieht, erst darauf aufmerksam, daß man auch selbst gealtert
ist. So erscheint der „Anatol“ der Welt von gestern und heute
als ein dramatischer Anschauungsvortrag über den jungen
Zug
Menschen von 1890. Eine Gedenkfeier also, vorgestern für Josef
Kainz, gestern für Artur Schnitzler.
rten
Als ein Pietätsakt will es wohl gewertet werden, wenn
der Theaterpraktiker Röbbeling als seine erste Tat im Akademie¬
theater Anatols Liebesabenteuer auf der Bühne erstehen läßt.
ihr
Es sind aber eigentlich nicht Abenteuer, nur Gespräche über
Anatol, immer vom Standpunkt einer anderen Frauengestalt
aus gesehen. Möglich, daß Schnitzler in diesem „Hypochonder
der Liebe sich selbst zeichnen wollte. So charakterisierte er
nämlich Anatol in dem bisher noch nicht gespielten Einakter
der Reihe „Agonie", der, wie „Weihnachtseinkäufe, am meisten
an die von Hermann Bahr herangezogenen Pariser Vorbilder,
die Szenen Henri Lavedans und Jeanne Marnis, erinnert. In
diesen beiden Dialogen hat Schnitzler unstreitig die erschöpfendste
Darstellung des Wesens seines Helden und — was heute schon
fast historischen Wert hat — zum erstenmal eine Definition
des Begriffes „süßes Mädel gegeben. Vielleicht ist gerade dieser
im „Anatol“ in mehrfacher Auflage auftretende, heute seines
romantischen Schimmers entkleidete Typ schuld daran, daß uns
auch die Seele Anatols ein Kostüm zu tragen scheint. Man
fragt sich, ob diese jungen Leute, die zwischen zwei Liebeleien
melancholisch werden, aber gegebenenfalls, wenn sie bei ihrer
Eitelkeit gepackt werden, recht brutal werden können, wirklich
einmal gelebt haben, so wie man nach einem weiteren Menschen¬
alter sicherlich verwundert sein wird, wenn man von der Bühne
herab die nüchterne Sachlichkeit hören wird, mit der sich die
Jugend von 1932 über Eros hinwegsetzt. Also auch eine seelische
Gedenkfeier, nur daß die Phantasie diskreter kostümiert als im
Akademietheater Ladislaus Czettel.
Die gegenwärtige Aufführung sollte nach den Absichten
Röbbelings, der damals noch nicht näher in den Betrieb des


49. Anatol - Zyklus
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