II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 595

Nr. 13.719
31. Januar 1932
Neues Wiener Journal
Sprechstunden unserer Modereferentin
Montag von 12—1, Donnerstag von 6—7
Unsere Mode
66
Die Damen una
Modenotizen bei der Generalprobe.
Von
Mizzi Neumann.

lig
15


A
NANCE
„Der neu inszenierte Anatol im Akademietheater.
souper: Alma Seidler als Balletteuse ist von bezaubernder Kom¬
Frage an das Schicksals Gerda Dreger ist eine reizende
Cora in diesem von grünen Volants reich überrieseltem Frühlings in ihrer hellblauen Atlasrobe: breite, dunkelblaue Samtschleifen,
Weihnachtseinkäufe: Maria reiche Straßstickerei und Guipuréspitzenputz (1). Anatols Hochzeits¬
kostüm aus geblümtem Wollstoff (2).
Mayen interpretiert die Gestalt der Gabriele in einem eleganten morgen: Ebba Johannsen interpretiert ein elegantes Deshabille
aupe Samtkostüm mit Fehblenden, Toque mit Reihe, kleiner Muff aus Gaze und Spitzen mit gestuften fraise Volantrüschen (3). Der
lange Abendmantel aus schwarzem Tüll mit Flitterstickerei ist den
nit Veilchenbukett (6). Episode. Köstlich ist Lilli Marberg als
leytmodischen Pariser Abendhüllen im Schnitt gar nicht unähnlich.
ibi in auffallender abendlicher Tenue aus knallroten Spitzen
hattierte Federnboa, Samthut mit Straßpleureusen (5). Abschieds= Sämtliche Kostümentwürfe von Czettel.
leibchen, reich geputzten Röcke, bei deren Herstellung die
Wenn Mode, wie man dies immer so überzeugt sagen
Schneiderin wirklich zeigen konnte, was sie imstande war. Die
ört, Zeitausdruck ist, dann sind die Menschen, zumindest die
Herstellung dieser Kleider aus den Tagen um 1900 erforderte
weiblichen, wirklich ganz anders geworden seit 1900. Frag
nämlich ungemein präzise, zeitraubende Arbeit.
in das Schicksal!... Wer würde uns heute zumuten, in
Frau Mayen huscht in ihrem hübschen Trotteurmantel
ng und unnatürlich auf unsere Körper gezwängten, fischbein
einen Moment nach absolvierten „Weihnachtseinkäufen über
espickten Taillen, in unendlich stoffreichen, schwer schleppenden
die Bühne. Ist das wirklich ein und dieselbe Frau? Minuten
gebauschten
Schößen, in umständlichen Hutgrotesken, die auf
zuvor noch stand sie, die Mondane von damals, da im langen
lockenschöpfen verwegen thronen, herumzulaufen, in hoch¬
Promenadenkostüm aus grauem schweren Samt, ein urkomisches
eichenden, unhygienischen Blankscheimiedern, die man nicht
Reiherhütchen auf dem pompösen Lockenkopf, ein winziges
genug fest zusammenschnüren konnte. Man schwur ja damals
Müsschen in der Hand, darauf das Veigerlbukett, das sie dem
noch auf enge Taille, auf beengende Aermel, Folterwerkzeuge von
süßen Mädl in der Vorstadt mit Wehmut im Herzen schickt.
versteiften Halskragen, auf Hüften, die sich mit einer dreisten
Sagen Sie ihr: „Diese Blumen, mein süßes Mädel, schickt die
Deutlichkeit keck bemerkbar machten, über die man heute Lach¬
eine Frau, die „vielleicht ebenso lieben kann wie du und die
rämpfe bekommt. War dies wirklich alles möglich? Hat man
lüssigen PUDEN
„PROTUS"

DER
A
C