II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 611

box 9/4
4.9. Anatol
Zyklus
2
2. 2.
und
PARKAS-REVUE im
SIMPLICISSIMO
I. Wollzeile 34 — Telephon R 26-4-31
9 Uhr
Täglich
½9 Uhr
Karray Festspiele
„Der Häuptling Jellinen
Die erste Wildwent-Revue in 25 Bildern von
KARL FARKAS
Musik von Trojan Wellisch
In Szene gesetzt von Karl Farkas
Tänze Ballettmeister Hans Heinz Klüfer
Mitwirkende:
Louise Kartouch
Karl Farkas
Darlotte Mann
Fritz Wiesenthal
Franz Engel
Alexander Straha
Hans Heinz Klüfer Polly Frank
Die kulet-Girls
Am Flügel: Komponist Trojan Wellisch


HEATER
Schnitzlers Anatole im
Akademietheater
* Der neue Direktor macht mit der Wahl
des „Anatole als seine erste Akademie¬
theater-Premiere sichtlich eine Reverenz vor
dem Geist des Österreichischen. Eine
Demonstration guten Willens, das öster¬
reichische zu pflegen, wenn er auch — wie
Hermann Röbbeling bei seinem ersten Er¬
scheinen im Burgtheater sagte — aus nord¬
lichen Bezirken kommt. Das heißt, herbere
Luft zu atmen gewöhnt ist.
Nun ist „Anatole burgtheaterreif gewor¬
den. Das hat er sich damals, vor 40 Jahren,
als er zum ersten Male in die Literatur trat,
wohl kaum gedacht. Und jetzt ist er schon
so etwas wie ein museales Kleinod. Aus
lächelnder, nachsichtigkritisierender Satire
der Zeitgenossen wurde Historie. Wurde be¬
reits eine Geschichte aus der Geschichte.
Aber gerade, daß man den Anatol heute in
Kostüm spielen kann, zeigt, daß er von
einem Dichter geschaffen ist. Denn sonst
wären diese Menschen mit ihren oft ab¬
sichtlich müd-berspitzten Gedanken schon
längst zu geistigem Moder, zu Bücherstub
zerfallen.
Arthur Schnitzlers „Anatol“ und die Ge¬
fährten um ihn leben, leben als ein Symbol
Wiens, wenn auch ihre Zeit unwiderbringlich
vorüber ist. Nicht weil die Strecke der uns
von ihnen trennenden Jahre so lange, nur
weil der Abgrund so tief ist, der sich zwi¬
schen damals und heute aufgetan hat. Allen,
die irgendeinen Anatol noch selbst gekannt
haben, die mit diesen Menschen einer späten
Zeit gelebt haben, wird warm ums Herz,
wenn sie ihn heute wieder auf der Bühne
begegnen, aber auch die anderen, die Jun¬
gen können sich dem nachdenklichen
Scharm dieses schmerzlich Genießenden
schwer entziehen. Denn er ist doch
eröffnet Gerda Dreger, die recht nett den
lon des süßen Mädels findet. Die Gabriele
Maria Mayens geriet um ein paar
Nuancen zu geziert — im Grunde ist das
doch eine liebe, bloß etwas verwirrte Frau.
Lilly Marberg ist sehr lebendig als Bianca
der „Episode“, Ebba Johannsen tobt
sich lustig durch die heftigen Tempera¬
mentsausbrüche der lona und Alma Seid¬
ler ist sehr echt und drastisch als das
Ballettmädel Arie. Ladislaus Czettel
ein
hat phantasievoll aus den Modeformen der
Neunzigerjahre seine Kostümentwürfe ge¬
schöpft. „Anatol“ wurde nach Jahren wie¬
der ein großer Erfolg.
Ad¬
sche
Die gestrige „Anatole-Vorstellung im
schi¬
Akademietheater ausverkauft.
übe
Die gestrige erste Wiederholung des
dies
Anatol“ im Akademietheater
war ausverkauft. Es ist die erste Vorstel¬
lung im Akademietheater in dieser Saison,
die ein so erfreuliches finanzielles Resultat
wir
aufweisen konnte.

1