II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 627

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4.9. Anatol
k.

OBSERVER
österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien 1, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitte von
WIEN, I., WOLLEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
11. Okt. 1935
Ausschnitt aus;
vom
der Morgenzeitung
Mähr. Catran
SCHNITZLER PRODUCED
vom
IN LONDON
The Management of the Gat¬
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Theatre in London announce that they
propose to produce this season a cycle
of Schnitzler’s Anatel dialogues. This
will mark the first English presentation
Deutsches Theater, Mähr. Ostrau.
of these thoroughly Viennese scenes
„Anatol.
The famous dramatist, Granville Barck.
Arthur Schnitzlers „Anatol"-Szenen sind heute
has adapted the scenes for the English
eine Art kulturhistorischer Studie, Lebensmärchen aus
stage. It is a rather astonishing fact
einer anderen Welt. Der ästhetisierende Jüngling
that Schnitzler has so far received but
und von Schopenhauers Pessimismus angekränkelte
nur dem vornehm=kultivierten Lebensgenuß zuge¬
scant attention by London producers
neigte, sich selbst ironisierende Charmeur ist im Zeit¬
and that only after his death appre¬
alter der modernen Sachlichkeit einfach unmöglich;
ciation of his works began to dawn in
ebenso wie das süße Mädel“, diese Sumpfblüte
England. It was the Gate Theatre, it
einer dekadenten Gesellschaftsperiode, schon längst
will be recalled, which at the time per¬
ausgestorben ist und raffinierteren, vor allem weni¬
formed Schnitzlers much discussed
ger fraulicheren Typen das Feld geräumt hat. Di¬
„Anatole-Szenen verlangen daher gebieterisch auch
Reigen“. In addition to Schnitzler, it
im äußeren Rahmen das Zeitkolorit. In sorgfältiger
is intended to produce on the same
Vorbereitung (Paul Marx) wurden die vier besten
stage works by other Austrian authors
— und auch heute noch wirksamen — Szenen zu schö¬
in the course of the coming season.
ner Aufführung gebracht. Karl Hödl ist zwar nicht
in allem der Anatol Schnitzlers; er ist aber ein sehr
angenehmer Plauderer und Träumer, hinter dessen
Erwachen immer dramatische Entladung mitschwingt
Umso vollsaftiger und kerniger ist sein Gegenspiel
Max, den Walter Szurowy mit einem in jedem Ko¬
stüm wirkenden, herzhaften Humor mit satirischen
Einschlag spielt. Susi Witt unkleidet mit dem
Charme der tändelnden Wienerin die flatterhaft¬
CASINOS IN OSTERRE
Cora, Trude Rosen ist hausbacken humor voll als
Annie in „Abschiedssouper und läßt, wenn einmal
Baden / Salzburg / Semmering
der konventionelle Zwang gefallen ist, das ganze
Roulette — Baccara — Chemin de
Register des ursprünglichen Weibes abrollen: Ver
liebtheit, Opferbereitschaft und — robuste Vorstadt¬
Österreichische Casino A
manier. Als Ilona in „Hochzeitsmorgen stürmt sie
mit dem Feuer einer Pustadirne auf ihren Gatten
Wien III, Schwarzenbergplatz
ein und zwingt ihn so, wieder auf den Ausgangs¬
punkt seines „Reigens" zurückzukehren. Der monda¬
non Frau der „Weihnachtseinkäuse", die aus Furch
„OBSERVER
bei der Gedanken ünde bleibt, gibt Friedl Wal¬
anheimelnde, in Wehmut verhauchende Züge. Das
1. österr. behördlich konzessionie¬
Publikum geht mit; nahm mit freudiger Dank¬
Unternehmen für Zeitungs-Ausschni
barkeit diese köstlichen Erlebnisse einer untergegan¬
Wien 1, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-
genen Zeit hin, freute sich und spondete den Darstel¬
lern anhaltenden Beifall.

Ausschnitt aus
Neues Wiener Journal, Wien
vom
9. OKT.
Schnitzlers „Anatol" in London.
London, im Oktober.
Das Gattheater beabsichtigt in dieser Saison einen
Zyklus der „Anatol"-Dialoge von Schnitzler zur englischen
Erstaufführung zu bringen. Der berühmte Dramatiker Granville
Barker hat die Szenen für die englische Bühne bearbeitet. Bisher
wurde Schnitzler von den Londoner Bühnen nur sehr stief¬
mütterlich behandelt, merkwürdigerweise kommen seine Werke
hier erst seit seinem Tode zur Geltung. Mit „Anatol“ beginnt
das Gatetheater, das seinerzeit schon den „Reigen“ heraus¬
gebracht hat, eine abwechslungsreiche Saison, in der auch eine Reihe
anderer österreichischer Autoren aufgeführt werden soll.
WIENER MESSE
8. bis 14. März 1936, Technische und
Landwirtschaftliche Messe bis 15. März
Auskünfte aller Art erteilen die ehrenamtlichen Ver¬
treter der Wiener Messe in allen größeren Städten der
Welt sowie das Zentralbüro der Wiener Messe-A. G.,
Wien, VII., Messepalast
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I. österr. behördlich konzessioniertes Unternehmen für
Zeitungsausschnitte, Wien, I., Wollzeile 11, Tel. R 23-0-43
Ausschnitt aus:
Tages-Anzeiger, Zürich,
III. 1934.
vom
Brief aus Wien,
Otto Erich Deutsch.
In der kleinen Filialbühne der Burg, dem
Akademietheater, wurde jüngst auch ein neuer
Shaw. Die Millionärin, zur Uraufführung ge¬
bracht; aber da war der Schaden nicht so groß
wie etwa bei Schnitzlers Anatole, der hier
schlechter gespielt worden ist als in einem der
besseren Vorstadttheater. Aehnlich ist es meist,
wenn sich das Burgtheater an Raimund und Ne¬
stor heranwalt, die eher noch in den Landes¬
hauptstädten als in Wien geeignete Darsteller
finden