II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 643

4.9. Anatol - Zyklus
vor der Wirklichkeit fürchtet,
logensein nicht ertragen kann
erleben will, auch wenn er
hat.
und neben diesen Träumer
hat der Dichter, um den
ssen, einen nüchternen Wirk¬
Freund Max, der die Welt
icht durch eine Losa gefärbte
tige Freund Anatols, der
niert, aber ohne ihn heilen
des Anatols, wie sie uns
seinandergereihten Episoden
käufe: Ein ungemein
n. 1. Straße. Hinten die
das erleuchtete Schaufenster
alanteriewaren; links der
Karl Heim. Anatol und eine
Frau, die das kleine süße
wärmt, um seine Liebe be¬
es ihm nachzumachen. Sehr
feinem Schneeriesen, mit
sen Konturen der großen
stille, heiße Sehnen der
te Herzchen des Vorstadt¬
Max in den Zaubergarten
Kamin schwärmt er von
seinem Leben unvergeßlich
von Erinnerung waren, als
ch Bianca, die schöne Kunst¬
um dieses füße
den entsetzten Anatol kaum
etersburger selige Stunden
daß er blutenden Herzens
tod erklärt seinem Freund,
Annie trennen wolle, w
haben sich bei dem Schwur
aufrichtig gegeneinander sein
anders gebeut.
Jetzt kommt
det dem bestürzten Anatol
zweiten Gang, daß sie einen
mit ihm den letzten Cham¬
seine Eitelkeit als Mann
er sie schon seit langem mit
er nur den Erfolg, daß sie
dischen Tür und Angel über
immer zu verschwinden.
super mit Max als lachendem
Schicksal ist oben schon
nen hypnotischen Schlaf, um
st. Aber er findet den Mut
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zu dieser Frage nicht und ist glücklich, in der Selbsttäuschung
weiterleben zu können. Anatols Hochzeitsmorgen:
Nach dem Polterabend! Der kalte Kuß der ungeliebten Braut
hat Anatol auf die Redoute getrieben. Er will sich ich einmal
recht austoben, solange er sich noch selbst gehört, lange er noch
frei ist. Und als am anderen Morgen der Freund kommt, um
ihn zur Trauung abzuholen, findet er Anatol — nicht allein.
Sehr schwierig ist es nun, der temperamentvollen „Freundin
die Situation klarzumachen, in die sie sich erst findet, als sie
hört, daß Anatol für sie nicht verloren ist, auch wenn er
heiratet. — Ein etwas recht unmoralischer und unpoetischer
Schluß, der sich der Wirklichkeit aber wohl noch am meisten
nähern dürfte.
Alle diese flüchtigen Augenblicksbilder, diese Silhouetten
aus Anatole Liebestraumleben hat ein Dichter mit feinen, geist¬
reichen Linien gezogen, wobei der Seelenarzt mit dem scharfe
Seziermesser zu Hilfe kam. Aber was hilfts! Vielleicht eignen
sich diese fünf Episoden eher für das Feuilleton einer Zeitung
oder einer Zeitschrift, als vor das grelle Lampenlicht der Bühne,
wo ihnen der zarte Duft der Seelenstimmung, der schüchterne
Hauch der Poesie geraubt wird, der dieses Innenerleben eines
Träumers umschwebt. Und nur so ist es zu erklären, daß
Schnitzlers „Anatol=Zyklus am Samstag abend trot der wirklich
meisterhaften Inszenierung durch den Generaldirektor Dr. Eger
die den Einzelheiten eine liebevolle, beseelende Aufmerksamkeit
geliehen, doch nur einen freundlichen Erfolg hatte, der
sich aus Interesse an dem ungewöhnlichen und an der Darstellung
mischte, eine äußere achtungsvolle Aufnahme.
Die Darstellung ist durchweg zu loben. Dem Träumer
Anatol, diesem großen lieben Jungen mit den tagblinden Augen
und den Erinnerungsblumen unter der Gießkanne schwärmender
Sentimentalität, gab Kurt Ehrle sein bestes. Wenn dieser
Träumer zu weich, zu unlebendig erschien, lag es wohl mehr
an dem nach innen gekehrten, verschwommenen Charakter diese
tappenden großen Kindes, als an dem Darsteller. Sehr natür¬
lich zeichnete Kurt Westermann den Max, den mit beiden
Füßen im wirklichen Leben stehenden Freund. Und die „Blumen
Charlotte Pils, das neueingetretene Mitglied, ließ in ihrer
Gabriele die seelischen Gefühlsregungen der in Fesseln ge¬
schmiedeten Dame der großen Welt schmerzlich erzittern und so
innerlich mitempfinden. Ilse Ber ka war eine entzückende
Bianca in ihrem Aeußern wie in der Art des Erinnern
an ihre Episode mit Anatol. Käthe Gothe spielte die Annie
mit dem gesunden Appetit urwüchsig und mit großer Drolligkeit.
Helene von Sonnenthal war ein reizendes Medium, im
wachen Zustand aber noch etwas unsicher. Die Besetzung der
Ilona im fünften Bild mit Herta Alsen war nach den vorher¬
gehenden „üßen Mädeln entschieden nicht glücklich gewählt
Warum stellt man die Heroinen einer solchen Rolle heraus
In den kleinen Rollen bewährten sich Paul Petersen und
Franz Herrmann. Die Bühnenbilder waren entschieden
behaglicher und stimmungsvoller, als das dreiviertel besette
Haus, nachdem der Vorhang sich über dem „Hochzeitsmorgen
Anatols gesenkt hatte.
Das Großherzogspaar wohnte der Erstaufführung
bei.