II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 646

4.9. Anatol - Zyklus
box 9/5
Darunter neue
Großherzogliches Hoftheater
Anatol
Von Arthur Schnitzler
Arthur Schnitzler, fraglos eine der markantesten Erschein¬
ungen der modernen Literatur, ist an unserem Hoftheater
früher nur mit der „Liebelei“ und mit dem der Anatol-Gruppe
entstammenden niedlichen Einakter „Das Abschiedssouper" zu
Wort gekommen. Einmal nahm sich auch die Freie literarisch¬
künstlerische Gesellschaft seiner an und widmete dieser Szenen¬
reihe einen Abend, der dieselben 5 Werke brachte, wie am
Samstag unser Hofschauspiel. Schon bei diesen Gelegen¬
heiten haben wir einer intensiveren Pflege der Kunst des jetzt
50jährigen Wiener Meisters das Wort geredet, und es scheint,
als ob jetzt die Zeit der Erfüllung gekommen sei. General¬
direktor Dr. Eger findet ja gerade bei Schnitzler zahlreiche
Aufgaben, wie der moderne Regisseur sie reizvoller und dank¬
barer kaum wünschen kann, und auch im Publikum scheint der
Boden vorbereitet zu sein. Am Samstag wenigstens war der
Konner zwischen Darstellern und Zuschauern sehr bald gefun¬
den, was um so mehr besagen will, als gerade der „Anatol“
bei der szenischen Aufführung an beide Teile recht erhebliche
Anforderungen stellt. Während einige der gewählten fünf
Einakter ihrer Wirkung unmittelbar sicher sind, wie etwa das
„Abschiedssouper" oder der freilich etwas derbe Abschluß,
„Anatols Hochzeitsmorgen", verlangen die „Weihnachtsein¬
käufe, die „Episode und die „Frage an das Schicksal, wenn
sie nicht ihrer eigenartig duftigen Stimmung verlustig gehen
sollen, von den Künstlern eine ungemein delikate Behandlung
und von den Hörern eine Beweglichkeit der Auffassung und
einen seinen Sinn für die psychologische und dialogische Ent¬
wickelung, die vielleich nicht jedermanns Sache sind. Wenn
trotzdem auch diese Szenen starken Anklang fanden, so ist dies der
beste Beweis für die ausgezeichnete Qualität der Wiedergabe,
die man in erster Linie dem Spielleiter, Dr. Eger, zu danken
hat; mit bewundernswerter Sicherheit und erlesenen Geschmack
wußte er diese so verschieden gearteten Einakter äußerlich und
innerlich aufzubauen und in ihrer Stimmung fast restlos zu
erschöpfen. Als Hilfstruppen standen ihm zwei der kultivier¬
testen und individuellsten Darsteller des Ensembles zur Seite:
Kurt Ehrle, der einen prächtigen Anatol abgab, und Kurt
Westermann, der dem „Max" die erforderliche Bedeutung
verlieh. In den z. T. wesentlich undankbareren Episoden der
fünf Damen schufen Frl. Pils, die sich damit als Mitglied
aufs vorteilhafteste einführte, Frl. Berka, Frl. Gothe,
Frl. von Sonnenthal und Frl. Alsen feingesehene
charakteristische Typen der verschiedenen Arten von Weiblich¬
keit, denen Anatol der Reihe nach zu Füßen liegt; ihrem fein¬
fühligen, dezenten Spiel gelang es, dem immerhin etwas
heiklen Vorwurf den Beigeschmack des Peinlichen oder An¬
stößigen gänzlich fernzuhalten, so daß das künstlerische Wesen
dieser Szenenreihe rein und lauter zutage treten konnte und
alle, die etwa einen kleinen Ellat erwartet hatten, nicht auf ihre
Rechnung kamen.
Darmstadt, 10. Februar
P. S.
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Großherzoglie
Samstag der
um der
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von Arthur
A. Reiche genen
erfahren. Wie sieht es aus
so spricht Frau Gabriele
Wunsch mögen wohl man
haben, die heute die

Wiener Demimonde, in
Liebe huldigenden Däche
Ilone stehen, kennen ler
Rechnung gekommen sind
sofern nicht Langeweile
lösten sich die einzel¬
Bei dem Anatol=Zyklus
um Bühnenstücke, sondern
Stimmungsbilder, die wol
bei einer Aufführung ab¬
Mangel an Handlu.
genommen hiervon sind
und der Hochzeitsmorgen
de geben mag, deren
Ansicht suggerieren, daß so
eine literarische Bedeutun
nicht neu, beweist aber an
Das erste der Stücke,
ein Dialog zwischen An¬
Frau über die Liebele
ein höheres Maß von
Anatol noch eine Art von